Was ist Soziomedizin?

Prof. Dr. Doris Janshens Ansatz der soziomedizinischen Genderforschung meinte eine Verschränkung von sozialwissenschaftlicher und medizinischer Forschung, nicht Forschung über die Medizin. In soziomedizinischer Perspektive entwickeln sich medizinische Forschung und Praxis nicht nur gemäß disziplinimmanenter Gesetzlichkeiten, das medizinische Handeln ist immer auch in gesellschaftliche Rahmenbedingungen eingebunden. Soziomedizin verstand sich daher als ein interdisziplinäres Projekt: im Fokus der Soziomedizin steht die Frage, in welchem Maße und in welchen Formen die medizinische Forschung als naturwissenschaftliche Disziplin sowie die ärztliche und klinische Praxis mit sozialen und kulturellen Faktoren verschränkt sind. Die zentrale soziomedizinische Annahme ist, dass die Genese von Erkrankungen sowie medizinische Interventionen sozial vermittelt sind.

Mit der Soziomedizin wird die Brücke zwischen der primär auf den Biowissenschaften ruhenden Medizin als Wissenssystem auf der einen und der Erkenntnis- wie Wissenschaftstheorie der Sozialforschung auf der anderen Seite geschlagen. Die in der medizinischen Soziologie und Sozialmedizin bereits bestehenden sozialwissenschaftlichen Zugangsweisen zur Medizin werden durch die Verankerung des Parameters biologisches und soziales Geschlecht (sex und gender) neuen biowissenschaftlichen Fragenstellungen wie einer geschlechtssensiblen Wissensgenerierung durch Einbeziehung von Theorien und Methodologie der Frauen-, Männer- bzw. Geschlechterforschung unterzogen. Damit wird der Forderung nach Integration von Geschlecht in alle gesundheitsbezogene Fragestellungen Rechnung getragen.

Konferenzplakat

Im Rahmen des soziomedizinischen Forschungsprojektes wurde im Dezember 2004 die Konferenz "Medizin und Geschlecht. Dimensionen soziomedizinischer Genderforschung" veranstaltet.

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