Mathematikgeschichte lesen und verstehen

AutorIn
Glaubitz, Michael

Jahr
2011

Untertitel
- eine theoretische und empirische Vergleichsstudie

Ort
Duisburg-Essen, Fakultät für Mathematik

Typ der Publikation
Thesis

Schlagworte
Mathematik, Geschichte, Geschichte der Mathematik, Didaktik

Internetseite
http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=25416

Datum des letzten Aufrufs
26.10.2011

Abstract
Das Thema historische Bezüge im Mathematikunterricht und Mathematikstudium spielt in der bildungswissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung eine bedeutende Rolle, und zwar ganz besonders bei der Frage wie Unterrichtskonzepte entwickelt werden sollten, um insbesondere Mädchen und jungen Frauen zu einer größeren Identifikation und Motivation in diesem Fach zu verhelfen: Mathematik & Geschichte in der Lehre - Infos im Genderportal

Michael Glaubitz untersucht in seiner Dissertation historische Ansätze in der Mathematikdidaktik theoretisch und empirisch. Er kommt zu dem Schluss, dass historische Bezüge im Mathematikunterricht einen positiven Effekt auf das Lernverhalten von vielen Schülern und Schülerinnen haben:


"Seit einigen Jahrzehnten gibt es weltweit ein wachsendes Interesse am Zusammenspiel von Geschichte und Didaktik der Mathematik. Innerhalb der scientific community besteht zunehmend Einigkeit darüber, dass mathematikgeschichtlicher Elemente den (schulischen) Mathematikunterricht wirkungsvoll befruchten können: Historische Bezüge könnten, so die Annahme, bessere Einsichten in die Entwicklung und Vernetzung fachlicher Konzepte vermitteln, ein größeres Verständnis für die Rolle der Mathematik in unserer Welt fördern und auch deren oft übergangenen menschlichen Dimensionen angemessener akzentuieren. Dies alles wirke sich u. a. positiv auf die Motivation und die Leistungen der Lernenden sowie auf ihre Ansichten und Einstellungen („beliefs“) zum Fach aus.

Obwohl die Ambitionen und Erwartungen, die damit proklamiert werden, beachtlich erscheinen, sind die tatsächlichen Wirkungen von Mathematikgeschichte im Unterricht bisher kaum systematisch erforscht worden. Entsprechend wenig weiß man über ihren wirklichen (Mehr-)Wert. Die Ergebnisse einiger Unterrichtsversuche scheinen zwar auf einen Nutzen hinzudeuten, stärkere Aussagen lassen sich aber aus ihnen nicht gewinnen. Die vorliegende Arbeit will daher einen substanziellen Beitrag zum Abbau dieses Forschungs- und Wissensdefizits leisten. Ihr Hauptanliegen besteht darin, auf der Grundlage einer großflächigen Vergleichsstudie die Wirkungen mathematikgeschichtlicher Unterrichtsinterventionen detailliert zu messen und sie den Ansprüchen und Ergebnissen des konventionellen (nicht-historischen) Unterrichts gegenüber zu stellen.

Die Dissertation gliedert sich in drei größere Teile. Im theoretischen Teil werden eine unterrichtsphilosophische und lernpsychologische Grundlage, ein didaktisch-methodischer Rahmen sowie eine pädagogische Perspektive für den Mathematikunterricht mit historischen Elementen formuliert. Im exegetischen Teil wird das mathematikgeschichtliche Material analysiert, das in dieser Arbeit verwendet wurde. Es handelt sich um Auszüge aus dem Kitab al-Jabr wa-l-Muqabala des arabischen Mathematikers Al-Khwarizmi (um 820 n. Chr.). Im empirischen Teil schließlich wird die Konzipierung, Umsetzung und Auswertung der Vergleichsstudie beschrieben. Das Unterrichtsprojekt wurde mit Gymnasiastinnen und Gymnasiasten der 9. Jahrgangsstufe durchgeführt.

Die empirischen Befunde der Untersuchung zeigen, dass die meisten Schülerinnen und Schüler von der Arbeit mit historischen Originalquellen im Mathematikunterricht deutlich profitieren. Sie erleben nicht nur einen vielfältig bereicherten, als interessanter empfundenen Unterricht, sondern schneiden in direkten Leistungsvergleichen durchschnittlich besser ab als Schülerinnen und Schüler der Kontrollgruppe. Darüber hinaus werden ihre Ansichten und Einstellungen zum Fach auf sinnvolle Weise weiter entwickelt, indem bestimmte einseitige Vorstellungen von Mathematik durch umfassendere und differenziertere Anschauungen ergänzt werden. Das Setting der Untersuchung hat zudem demonstriert, dass diese Befunde auch in weitgehend unpräparierten, schulischen Alltagskontexten erzielt werden können."

Bitte benutzen Sie die BROWSER-TASTE OBEN LINKS
um zur Literaturübersicht ZURÜCK zu gelangen.