Die subjektive Bedeutung der Familie in der nachelterlichen Phase

AutorIn
Wawrzyniak, Barbara

Jahr
2014

Typ der Publikation
Thesis

Schlagworte
Care-Arbeit, Familie, Bedeutung Familie, späte Lebensmitte

Internetseite
http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DozBibEntryServlet?mode=show&id=45828&XSL.ListKey=huv88foy&XSL.PageNr=

Datum des letzten Aufrufs
06.05.2014

Abstract
Die vorliegende Arbeit untersucht zum einen den Einfluss des gesamten Lebensverlaufs und zum anderen den Einfluss der einzelnen Ereignisse im Privatleben auf den Stellenwert der Familie in der nachelterlichen Phase. Dazu werden Paneldaten einer positiv bildungsselektierten Stichprobe ehemaliger nordrhein-westfälischer Gymnasiasten verwendet. Mit diesen Daten wird der gesamte private Lebensverlauf nachgezeichnet und darauf aufbauend verschiedene Familientypen erstellt, die den Einfluss der Privatbiographie auf die Familie, aufgeteilt in die Bereiche Partnerschaft und Elternschaft, messbar machen. Der Eintritt in die nachelterliche Phase, die durch den Auszug des letzten Kindes eingeleitet wird, erfolgt für den Großteil der Eltern mit Mitte Fünfzig. Eltern, die selber früh ausgezogen sind, ihre Kinder in einem jungen Alter bekommen und nur wenige Kinder haben, treten früher in diese Phase ein. Das Alltagsleben verändert sich durch dieses Ereignis nur geringfügig. Weder das Berufsleben, noch das Freizeitverhalten werden dadurch tangiert. Der Stellenwert der Familie ist in der späten Lebensmitte für diejenigen am höchsten, die in ihrem Leben die Ereignisse Heirat, Geburt und Auszug der Kin-der erlebt haben. Personen mit einem abweichenden Lebensverlauf, z.B. Geschiedene oder Kinderlose, bewerten diese Bereiche eindeutig niedriger. Ein Einfluss der einzelnen Ereignisse Heirat, Geburt und Auszug der Kinder auf die Wichtigkeit von Partnerschaft und Elternschaft ist nur für die ersten beiden Ereignisse feststellbar. Die Eheschließung bewirkt in beiden Bereichen eine positivere Bewertung, während die Geburt des ersten Kindes nur die Elternschaft stärker ins Lebenszentrum rückt. Der Auszug des letzten Kindes zeigt hingegen keinen nennenswerten Einfluss auf die Bewertung der Familie. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Eintritt in die nachelterliche Phase zu kei-ner dramatischen Veränderung der Bewertung der Familie führt. Es ist aber von Bedeutung, wie das eigene Leben bis dahin verlaufen ist, denn die davor eingetretenen Ereignisse haben bereits Auswirkungen auf den Stellenwert von Partner-schaft und Elternschaft.

In dieser Arbeit wird angenommen, dass Frauen den Familienverlauf anders und intensiver erleben als Männer, denn immerhin sind sie diejenigen, die den Hauptteil der Kindesversorgung übernehmen und dabei auch ihre Erwerbstätigkeit aufgeben bzw. reduzieren. Reichle (1996) spricht da bei von einem Traditionalisierungseffekt beim Übergang zur Elternschaft, der die Aufgabe der Erwerbstätigkeit der Mütter zugunsten der Kindesbetreuung bechreibt. Nach der Geburt des ersten Kindes bzw. der folgenden Kinder erfolgt ein Einschnitt im gewohnten Lebensvollzug, der häufig eine Reorganisation von entwicklungsbezogenen Ziel- und Wertorientierungen erfordert, wobei komplexe Lebensbereiche wie die Partnerschaft verstärkt angepasst werden müssen. Durch die Veränderung der Beziehungsstruktur in der Familie sinkt die Partnerschaft auf den Rang eines Subsystems, das vom Mutter-Kind-, Vater-Kind- oder Eltern-Kind-Subsystem überragt wird. Dem Paar steht weniger Zeit füreinander zur Verfügung und insbesondere Frauen erleben eine starke Einschränkung ihrer Bedürfniserfüllung durch die Übernahme der Betreuungsaufgaben. Neben den positiven Wirkungen der Geburt eines Kindes, wie die individuelle Glückserfahrung und emotionale Bereicherung, kann sie auch Stress und Unbehagen verursachen. Insbesondere bei Frauen löst die zunehmende Belastung durch die Elternschaft eine mögliche negative Einstellung ihr gegenüber aus. Während der Kleinkindphase kommt es häufig zur finanziellen Abhängigkeit vom Partner, zur fehlenden Anerkennung durch die gesellschaftlich geringere Wertschätzung der Familienarbeit und zur sozialen Isolierung durch verringerte Vielfalt an Kontakten. Frauen haben weniger Zeit für sich selbst und verzichten häufig auf das Wohlbefinden steigernde Aktivitäten zugunsten der Familienarbeit.

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