Klinisch relevante Aspekte der Internetnutzung
Relevanz
Digitale Medien wie Internet und Smartphone sind heute fester Bestandteil des Alltags und beeinflussen unser Verhalten und auch unsere Gesundheit, eingeschlossen unsere psychische Gesundheit in vielfältiger Weise. Neben erheblichen Chancen bestehen auch klinisch relevante Risiken. Ein Teil der Risiken entsteht durch Onlineanwendungen, die für sich genommen neutral oder nützlich sind, deren Nutzung dann jedoch für einzelne Personen exzessiv und unkontrollierbar wird und mit negativen Folgen für das Befinden einhergehen kann. Im ungünstigsten Fall wird dadurch die Funktion in anderen wichtigen Lebensbereichen eingeschränkt.
Exzessive Nutzung von Internetspielen, Social Media und Pornografie
Ein Schwerpunkt unserer Forschung liegt auf der exzessiven Nutzung von Onlinespielen, die als „Computerspielsucht“ inzwischen in die ICD-11 aufgenommen wurde. Wir übersetzten, validierten und entwickelten Fragebögen zur Erfassung der (exzessiven) Nutzung und der Nutzungserwartungen. Bei den Nutzungserwartungen interessieren uns die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Erwartungen von Personen die Social Media, Online Games und Online Pornografie nutzen.
Daneben untersuchen wir in experimentellen Labor- und Online-Studien der Computerspielstörung zugrunde liegende psychologische Mechanismen wie Aufmerksamkeitsbiases und deren neurophysiologischen Korrelate, um die Aufrechterhaltung besser zu verstehen.
Ein neues Phänomen, mit dem wir uns im Bereich der exzessiven Nutzung beschäftigen, ist das (glückspielartige und exzessive) Trading von Finanzprodukten.
Publikationen
, , & Barke, A. (2025). Measurement tools of pathological trading: A systematic review. [Prospektive systematische Review-Registrierung]. PROSPERO. https://www.crd.york.ac.uk/PROSPERO/view/CRD420251024512
Exzessive Suche nach gesundheitsbezogenen Informationen
Die Suche nach Gesundheitsinformationen im Internet kann Patient:innen stärken, führt bei vulnerablen Personen mit Gesundheitsängsten jedoch häufig zu einer Zunahme von Unsicherheit und zu eskalierenden Suchschleifen („Cyberchondrie“). Zur klinisch fundierten Erfassung dieses Verhaltens wurde in der Arbeitsgruppe ein international gebräuchliches Instrument übersetzt und an einer deutschen Stichprobe validiert. Daneben entwickelten wir mit CHIRPI (Children's Health Internet Research, Parental Inventory) ein Instrument, das die exzessive Suche nach Onlineinformationen in Bezug die eigenen Kinder erfasst. So können wir untersuchen, wie das Suchverhalten, Angst und Symptomerleben zusammenwirken.
Publikationen
Barke, A., Doering, B.K. (2020) Development of an Instrument to Assess Parents’ Excessive Web-Based Searches for Information Pertaining to Their Children’s Health: The “Children’s Health Internet Research, Parental Inventory” (CHIRPI). Journal of Medical Internet Research 22(3):e16148. DOI: 10.2196/16148
Barke, A., Bleichhardt, G., Rief, W., Doering, B.K. (2016) The Cyberchondria Severity Scale (CSS): German validation and development of a short form. International Journal of Behavioral Medicine, 23, 595-605. DOI: 10.1007/s12529-016-9549-8