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Kritische Diskussion

[21.03.2018] Bilanz zum Abschluss des 26. DGfE-Kongress an der UDE

Knapp 2000 Teilnehmer verzeichnete der 26. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) an der Universität Duisburg-Essen (UDE), der heute (21.03.) zu Ende ging. Zu den prominenten Gästen zählte auch NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer. Das Tagungsmotto „Bewegungen“ zog sich als roter Faden durch alle rund 300 Veranstaltungen. Dabei stellte sich die Fachgesellschaft auch einer kritischen Diskussion zu den eigenen Verstrickungen in pädagogische Gewaltverhältnisse.

„Im Januar 2017 hat der Vorstand der DGfE dem berühmten Pädagogen Hartmut von Hentig den Trapp-Preis aberkannt, den die Gesellschaft für ein wissenschaftliches Lebenswerk alle zwei Jahre verleiht“, sagt DGfE-Vorsitzender Prof. Dr. Hans-Christoph Koller. Grund war, dass von Hentig in seiner Autobiografie den berechtigten Anliegen der Opfer von Gewalt durch Pädagogen, wie sie z.B. Schüler in der Odenwaldschule erleben mussten, in keiner Weise gerecht wird. „Seither wird innerhalb und außerhalb der DGfE teilweise heftig um diese Preisaberkennung debattiert. Wir sind sehr froh, dass die damit verbundenen Angriffe mit den Diskussionen und Podiumsgesprächen während des Kongresses nun ein Ende finden können“, so Koller weiter.

Kritischer Umgang mit der eigenen Geschichte

Vor diesem Hintergrund stieß vor allem die Podiumsdiskussion „Disziplin und Fachgesellschaft – verstrickt in pädagogische Gewaltverhältnisse?“ auf große Resonanz. „Uns ging es mit dieser Veranstaltung darum, die Debatte um die Aberkennung des Trapp-Preises in die dringend notwendige Auseinandersetzung um die eigenen Verstrickungen der Erziehungswissenschaft und der Fachgesellschaft zu überführen“, betont Prof. Fabian Kessl, Sprecher des Lokalen Organisationskomitees.

Das sei geglückt: „Die DGfE hat 1998/1999 nicht reagiert, als die Gewaltkonstellation in der Odenwaldschule, für die nicht zuletzt Gerold Becker, der Lebensgefährte von Hentigs, verantwortlich war, publik wurde.“ Erst gut zehn Jahre später, 2010, hat die Fachgesellschaft begonnen, sich ihrer Geschichte zu stellen. „Spätestens mit dem Essener Kongress 2018 ist nun deutlich, dass zur Geschichte der Erziehungswissenschaft und der DGfE auch diese Kapitel gehören – Kapitel, in denen es um die fehlende Verhinderung und Verdeckung von Gewaltkonstellationen geht.“ Die DGfE hat sich zudem selbst verpflichtet, die interne Aufarbeitung dieser Geschichte in Zukunft weiter voranzutreiben.

Preisverleihungen: Ehre für Professor Helsper

Trotz der Querelen um den Trapp-Preis von Hentigs hat die Fachgesellschaft in Essen auch 2018 den Ernst-Christian-Trapp-Preis im 200. Todesjahr des berühmten Hallenser Pädagogen wieder verliehen: dieses Mal an Prof. Dr. Werner Helsper, der heute am Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg lehrt und forscht. Die bedeutende Auszeichnung erhielt der frühere Mitarbeiter der Universität Essen unter anderem für seine Arbeiten zur Theorie der Schule und der Schulkultur sowie zur Jugend- und Schulforschung. Den Forschungspreis erhielt in diesem Jahr das Netzwerk Organisationspädagogik, das mit dieser Perspektive in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg ein neues erziehungswissenschaftliches Paradigma national und international etablieren konnte.

Weitere Informationen:
http://www.dgfe2018.de/
https://www.uni-due.de/2018-03-08-dgfe-kongress

Redaktion: David Huth

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