Uni-Colleg im Wintersemester 2008/09: Cerstin Bauer-Funke

Uni-Colleg: Jeweils mittwochs, 19.30 Uhr, Campus Duisburg, Raum MD 162

28. Januar 2009

Prof. Dr. Cerstin Bauer-Funke
(Institut für Romanische Sprachen und Literaturen)

„99 francs“ von Frédéric Beigbeder:
Medien- und Konsumkritikund/oder intellektuelle Spielerei?

Mit dem Erscheinen seines Romans 99 francs hat sich Fréderic Beigbeder als „enfant terrible“ der aktuellen Literaturszene Frankreichs etabliert. Der schrille Roman avancierte auch international zum Bestseller und rief höchst unterschiedliche, auch polemische Reaktionen hervor, die im Wesentlichen um den Medieneffekt des Enthüllungsbuchs kreisen.

Was seine Hauptfigur über seine Mitmenschen sagt: „Tout est provisoire et tout s´achète. L´homme est un produit comme les autres, avec une date limite de vente.“ – bezieht Beigbeder gleichermaßen auf seinen Roman: Es stellt ein singuläres Phänomen innerhalb des gegenwärtigen literarischen Felds in Frankreich dar, wie Beigbeder den Nexus zwischen Kunst und Kommerz inszeniert. Beigbeders mediale Dauerpräsenz füllt seine Börse, doch damit geht zugleich ein Preisverfall und womöglich sogar ein Wertverlust seines Romans als Konsumprodukt einher, den der Autor jedoch erneut und medienwirksam zur Vermarktung einsetzt: Das Buch – in diesem Fall also die Literatur, die Kunst – ist eine Ware, deren Markt-Wert sich ständig ändert. Dieses medienwirksame Spiel wirft dabei zentrale Fragen auf: Welchen (Dauer-)Wert hat Kunst in unserer Zeit? Hat sie nur einen „Markt“-Wert? Hat Literatur vielleicht sogar ein Verfallsdatum, nach dessen Ablauf sie "reduziert/heruntergesetzt“ wird?