Uni-Colleg - Wintersemester 2015/16

Was Houellebecq kann und deutsche Autoren verzweifelt versuchen: Autofikation als Identitätsnarrativ in der französischen und deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

16. Dezember 2015: Prof. Dr. phil. Alexandra Pontzen
19.30 Uhr, Campus Duisburg, Raum MD 162

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„Autofiktion“ bezeichnet die Verbindung von autobiographischen und fiktionalen Elementen in einem literarischen Werk, das deswegen weder der reinen (Roman-)Fiktion noch der klassischen Autobiographie zuzurechnen ist. Von der Mischung beider geht ein eigentümlicher Reiz aus – literaturtheoretisch und rezeptionsästhetisch, wenn die Lesenden wie in einem Vexierspiegel zwischen dem ‚echten‘ Autor und dem literarischen alter ego hin und her switchen müssen. Das mag erklären, warum Autofiktion in der Gegenwartsliteratur (u.a. bei Grass, Köhlmeier, Hoppe) so geläufig ist; zudem prägt sie den medialen Alltag der Rezipienten, die in Internet-Foren und sozialen Netzwerken ein Nebeneinander von ‚analogen‘ und ‚digitalen‘ eigenen Identitäten gestalten.

Alexandra Pontzen, Professorin für Literaturwissenschaft, erläutert, „wie das Vexierspiel zu Stande kommt, mit welchen theoretischen Voraussetzungen es literarisch operiert und welche praktischen Folgen es für die Leseerwartungen und die Autor-Imago hat. Der Vergleich zwischen französischen und deutschen Beispielen veranschaulicht zudem, welche kultur- und literarhistorischen Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit das Spiel als Spiel und ein Text als Autofiktion funktionieren kann.“

 

Organisation:
Prof. Dr. Rolf Möller
Prof. Dr. Werner Jung
Prof. Dr. Roland Schmechel

Kontakt:
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