Uni-Colleg - Sommersemester 2017

Jeweils mittwochs, 19.30 Uhr, Campus Duisburg, Raum MD 162

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19. April 2017: Prof. Dr. Frank Becker
Religion, Nation und Krieg im Europa des 19. Jahrhunderts

Die Kriege, die gegenwärtig im Namen Gottes geführt werden, erscheinen vielen Beobachtern wie ein Rückfall ins Mittelalter, allenfalls ins 17. Jahrhundert, in dem der Dreißigjährige Krieg Kontrahenten gegeneinander führte, die sich im Besitz der ‚wahren‘ Religion glaubten. Mit der Aufklärungsbewegung des 18. Jahrhundert sei es mit solchen Überhöhungen der politischen Gewaltanwendung aber vorbei gewesen. Wenn heute „für Gott“ Krieg geführt werde, bedeute dies gleichsam einen Rückfall in die Zeit vor der Aufklärung – oder zeige an, dass in bestimmten Kulturkreisen eine wirkliche Aufklärung nie stattgefunden hat.

Im Vortrag stellt Professor Becker dar, dass eine solche Sichtweise es sich zu einfach macht. Auch im aufgeklärten Europa des ‚langen‘ 19. Jahrhunderts wurden Kriege noch in religiöse Deutungszusammenhänge gestellt. Dies wird am Beispiel der napoleonischen Kriege, des Krimkriegs, des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 und des Ersten Weltkriegs erörtert.