Interview mit Debbie - Über die Arbeitswelt in Ecuador

30.06.2020 - 15.05Uhr von Catrin Opheys

Unsere Auslandslotsin Debbie studiert Erwachsenenbildung/ Weiterbildung M.A und hat während ihres Studiums ein Auslandspraktikum im Bereich Human Resources in Quito, Ecuador absolviert. Im Interview erzählt sie über die Organisation und über ein paar ihrer Erlebnisse. 

Wie hast du deine Austausch-Uni oder an deinen Praktikumsplatz gefunden?

Ich wusste auf jeden Fall wohin ich will: nach Ecuador, weil ich da schon öfter war und gute Kontakte habe. Ich wollte einfach mal gucken, wie es da ist zu arbeiten. Weil es in Ecuador ein bisschen schwierig ist, passend zu meinem Studiengang etwas zu finden habe ich mir den Bereich der ‚Human Ressources‘ ausgesucht. Über eine Website habe ich eine Agentur (South America Inside) kontaktiert und über ein Kontaktformular ziemlich genau meine Vorstellungen (Bereich, Aufgaben, Arbeitspensum, Ort, Wohnheimvermittlung…) für das Praktikum dargestellt und wurde dann wirklich gut vermittelt.

Was hat dir am Land besonders gefallen?

Da ich schon öfters in Ecuador war, kannte ich das Land schon, es ist einfach wunderschön. Es gibt vier verschiedene Klimazonen und dementsprechend auch Naturunterschiede:

  • In der Sierra sind die Anden und viele Vulkane, Lagunen und Wasserfälle
  • An der Costa sind wunderschöne Pazifikstrände 
  • In der Amazonía ist der Regenwald
  • Und dann gibt's noch die Galapagosinseln, wo ich allerdings noch nie war.

Die Menschen waren echt cool. Sehr herzlich. Ich mag die Kultur generell sehr. Super offene Menschen, liebevoll mit denen man einfach ins Gespräch kommen kann. Die Lebensfreue ist spürbar und ich habe mich sehr willkommen gefühlt. Generell läuft alles irgendwie läuft viel entspannter. Das Essen ist auch sehr gut!

 

Wie würdest du die Organisation beurteilen?

Das Stipendium habe ich erst nachher beantragt, als ich das Praktikum schon mithilfe der Agentur organisiert hatte. Die Agentur scheint irgendwie deutsch verankert zu sein. Auf jeden Fall ist sie deutschsprachig und sehr gut organisiert. Vielleicht ein bisschen langsam, aber es hat alles super geklappt und das Praktikum wurde genau nach meinen Wünschen organisiert. Danach habe ich mich für das DUE-Mobil-Stipendium beworben, hatte aber zunächst eine Absage gekriegt, aber dann doch noch bei der Restmittelausschreibung Glück gehabt. Dieses soll die Reisekosten abdecken und ist pro Land festgelegt. Ich hatte noch was davon übrig für Unterkunft, Essen und Freizeit, da ich günstige Flüge gefunden hatte. Also wenn man früh genug bucht, passt das locker. Das richtige DUE-Mobil-Stipendium hätte sogar noch Lebenshaltungspauschalen pro Tag gezahlt, die auch wieder abhängig vom Land sind.

Was lief besonders gut? Gab es besondere Schwierigkeiten? Wie bist du damit umgegangen?

Ich fange mal mit Schwierigkeiten an. Also man muss sich schon an einen anderen Arbeitsstil gewöhnen. Generell wird sehr viel gequatscht, aber ich denke auch, dass das in deren Sinne zur Produktivität beiträgt. Für uns ist das natürlich nicht so ganz normal, dass man sehr viel Zeit in Versammlungen oder mit den Mitarbeiter*innen verbringt und einfach redet. Auch über das Wetter oder sonst was. Aber das ist dort für die Harmonie wichtig. Die Prozesse generell erscheinen ein bisschen langsamer, manchmal etwas kompliziert oder ineffizient deutscher Ansicht nach, aber es funktioniert eigentlich trotzdem alles. Klar, man muss sich als Deutscher ziemlich umstellen, aber das war eine gute Erfahrung. Und wenn man jetzt mal in interkulturellen Teams arbeitet, hat man mal einen Einblick in das Arbeitsverhalten von Menschen anderer Kulturen.

Das ITSBO ist ein kleines Bildungsinstitut, mit ca. 15 Festangestellten. Insofern konnte ich mit allen irgendwie zusammengearbeitet. Also die meiste Zeit habe ich wirklich für mich gearbeitet und konnte das machen, was gerade anstand. Das war auch ganz gut für mich, um einen Einblick zu gewinnen. Auch konnte ich einen sehr guten Einblick in alle Bereiche des Instituts erlangen, weil das Institut in einer Umbruchsituation war und mir durch den zeitlichen Verzug viele Aufgaben anvertraut wurden. Ich habe sehr viel Einblick in die ganzheitliche Arbeit des ITSBOs erhalten, weil die ein bisschen im Verzug durch die Umstrukturierung waren. Da habe ich zum Beispiel auch einen Einblick in das Programmieren gekriegt. Das war ganz lustig. Also nicht, dass ich es könnte, aber es war interessant. 

Ein paar letzte Worte an andere Studierende?

Also ich würde Ecuador, bzw. Südamerika generell sehr empfehlen. Das ist einfach eine ganz andere Mentalität. Vom Arbeiten, aber auch vom Reisen und menschlichem Aspekt her. Absolut empfehlenswert. Grundsätzlich würde ich Auslandsaufenthalte etc. jedem empfehlen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Dieses Praktikum war auch nicht mein einziger Austausch. Es ist an der UDE relativ einfach ein Stipendium oder zumindest eine finanzielle Unterstützung zu bekommen. Also ist das finanziell auch machbar. Und Ecuador ist definitiv zu empfehlen!