Forschungsprojekte

Migration und Komik – Soziale Funktionen und konversationelle Potentiale von Komik und Satire in den interethnischen Beziehungen Deutschlands

 

Das Forschungsprojekt untersuchte Beziehungen zwischen Einheimischen und Zugewanderten in Deutschland anhand des Beispiels der Spätaussiedelnden sowie der Deutsch-Türk*innen auf einem neuen Weg, nämlich in Bezug auf die sozialen Funktionen von Komik. Da Komik ein soziales, kultur- und kontextabhängiges, in den Alltag eingebettetes Phänomen darstellt und bei den Beteiligten nicht nur die Bildung von In- und Outgroup, sondern auch einen ungezwungenen Perspektivwechsel und die Revision eigener Wissensbestände ermöglicht, eignet sie sich in besonderer Weise als Gegenstand für die Erforschung inter- und intraethnischer Beziehungen. In dem vorliegenden Projekt ging es darum herauszufinden, wie und mit welchen Mitteln der komischen Genres die Kommunikation zwischen Migrant*innen und Einheimischen (sowie zwischen Migrant*innen untereinander) hergestellt wird, wie sie wirkt und welche Reaktionen sie hervorruft, wie Migrant*innen mithilfe der Komik ihre (oft konfliktreichen) Migrationserlebnisse verarbeiten und Identitätskonflikte bewältigen, aber auch wann die Komik ausbleibt. Aus der Perspektive der Kultur-, Sprach- und Kommunikationssoziologie, der Soziolinguistik sowie mithilfe einer für das Projekt entworfenen Methodenkombination wurde die Untersuchung auf zwei Ebenen durchgeführt:

1) Auf der Ebene der institutionalisierten Komik in Form von Ethno-Kabarett/-Comedy.

2) Auf der Ebene der konversationellen Komik im Alltag. Hierzu wurden am Beispiel ausgewählter Migrant*innen-Gruppen in mehreren Orten des NRW ethnographische Studien durchgeführt, welche Aufschluss über die Beziehungen und Kommunikationsvorgänge innerhalb der Gruppen selbst und in Bezug auf Einheimische sowie andere Ethnien gaben.

 

Kooperationen

 

Interne Kooperationen:
 
Prof. Dr. Hans Georg Soeffner (KWI)
Prof. Dr. Jo Reicherzt (KWI)
 
Externe Kooperationen:
 
Prof. Dr. Beatrix Müller-Kampell (Universität Graz)
Prof. Dr. Jürgen Raab (Universität Koblenz-Landau)
 
 

Publikationen

 

Leontiy, Halyna (i.E.): „Ansonsten wird viel gesungen, und da wir uns für die Komik interessieren, wird uns eine lustige Predigt erwarten“. Kategoriale Diversität und Interaktionsdynamik beim Zugang zum Forschungsfeld. In: Halyna Leontiy/Schulz, Miklas (Hrsg.): Ethnographie und Diversität. Wissensproduktion an den Grenzen und die Grenzen der Wissensproduktion. Wiesbaden: Springer.

Leontiy, Halyna (2018): »Die fassen sich da an«: Aggressiv-spaßige Kommunikation mit Referenzen auf Homosexualität in einer Gruppe junger Männer mit Migrationshintergrund. In: Gero Bauer/Regina Ammicht Quinn/Ingrid Hotz-Davies (Hrsg.): Die Naturalisierung des Geschlechts: Zur Beharrlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit. Bielefeld: transcript (Schriftenreihe „Gender Studies“).

Leontiy, Halyna (2017) (Hrsg.): (Un-)Komische Wirklichkeiten. Komik und Satire in Migrations- und Kulturkontexten. Buchreihe „Erlebniswelten“. Springer: Wiesbaden.

Leontiy, Halyna/Gülizar Yilmaz (2017): „Turteltäubchen Alter“. Ambivalentes Spiel zwischen Aggression und Spaß als Kommunikationskultur der Alltagskomik einer deutsch-türkischen Jugendgruppe in NRW. In: Halyna Leontiy (Hrsg.): Komische Wirklichkeiten. Springer: Wiesbaden.

Leontiy, Halyna (2016): „Voll die geile klejonka hier eh“ – Zur Rolle der Mehrsprachigkeit in der Alltagskommunikation junger Spätaussiedler/innen im Ruhrgebiet. In: Katja F. Cantone/Anastasia Moraitis (Hrsg.): Vielfältig und doch individuell. Mehrsprachigkeit in der Ruhrmetropole. UNIKATE Heft 49/2016.

Leontiy, Halyna (2014): Deutsch-Türken und Spätaussiedler im Spiegel der Satire und Komik auf der Bühne. Aktueller Forschungsstand des DFG-Forschungsprojektes „Migration und Komik“. In: Hans-Georg Soeffner/Thea D. Boldt (Hrsg.): Fragiler Pluralismus. Wiesbaden: VS, 159-175.

Projektleitung

HLeontiy

Dr. Halyna Leontiy

InZentIM
Kulturwissenschaftliches Institut (KWI)
 

Projektmitarbeit

Gülizar Yilmaz
Inna Hirsch
Lisa Weißmann
Helene Becker
Nastya Salamativ
 

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
 

Projektlaufzeit

10/2012 – 05/2016
 

Weitere Projektinformationen