Frau oder Mann?

Wenn die Frage nach dem Geschlecht der abgebildeten Personen in die Runde gestellt wird, sind die meisten sich einig. Links im Bild ist eine Frau bzw. ein Mädchen und rechts im Bild ein Mann bzw. ein Junge zusehen.

Doch was verleitet uns so selbstverständlich dazu die beiden Personen in eine Geschlechtskategorie einzuordnen? Mit ähnlichen Fragen beschäftigt sich die Geschlechterforschung bzw. die Gender Studies, die mit vielen Theorien und Konzepten dazu beitragen gewisse ‚geschlechtsspezifische Selbstverständlichkeiten‘ kritischer zu betrachten.

Von der Geburt an lernen wir zwischen Frauen und Männern zu unterscheiden. Wir lernen auch wie Frauen bzw. Männer sich zu verhalten und auszusehen haben. Schließlich wenden wir das erlernte Wissen auch bei uns selbst an und geben es wieder an andere weiter. Vor diesem Hintergrund wird deutlich wie wir die Zuordnung des Geschlechts der abgebildeten Personen vorgenommen haben. So gibt uns zum Beispiel die Kleidung, die Köpersprache, die Gesichtszüge, die Stimme und noch vieles mehr meist unbewusst den Hinweis, um welches Geschlecht es sich hier handelt. Wenn die Zuordnung zu einem Geschlecht erfolgt ist, haben wir automatisch gewisse Erwartungen an die Person und dessen Verhalten. So erwarten wir beispielsweise von einem Mann bzw. einer Frau das Verhalten, welches als typisch angesehen wird. Verhält sich eine Person plötzlich atypisch oder können wir sie gar zu keinem Geschlecht zuordnen, irritiert uns das. Wir können uns nicht mehr auf die von uns erlernten und gewohnten Muster verlassen. Gerade das bringt uns aus dem Konzept.
Man könnte annehmen, dass das letztere für uns keine weitere Bedeutung hat. Leider sieht die Realität anders aus. Die Menschen sind so auf die Sicherheit bzw. Gewohnheiten aus, dass sie sich selbst und andere in ihrer Entfaltung als Mensch beschränken. Natürlich sind manche Beschränkungen in einer Gesellschaft sinnvoll wie beispielsweise die Straßenverkehrsordnung, die ihren Teil zur Koordination zwischen den Menschen beiträgt. Nicht sinnvoll sind jedoch geschlechtsbezogene Beschränkungen, die uns als Mensch gegenüber anderen benachteiligen. Trotz dem trägt die Gesellschaft dazu bei, dass es geschlechtsbezogene Benachteiligungen gibt, indem sie die dazu notwendigen Rahmenbedingungen schafft. So werden immer noch geschlechtsspezifische Zugangsbeschränkungen zu bestimmten gesellschaftlichen Institutionen praktiziert wie u. a. in der Kirche, Freizeitclubs und Sportorganisationen. Auch die Differenzierung in Jungen- und Mädchenspielzeug, Mädchen- und Jungenschulen, Männer- und Frauenarbeit sowie Damen- und Herrenbekleidung lässt die Trennung zwischen dem Geschlecht weiterhin als wichtig erscheinen. Einige Menschen beteuern immer noch, dass diese Trennung und die sich daraus ergebende Differenz zwischen den Geschlechtern naturgegeben ist. Fakt ist jedoch, dass diese Differenz von den Menschen selbst geschaffen wurde. Seit neusten Erkenntnissen der Forschung ist mittlerweile bekannt, dass die Differenz zwischen Frauen und Männern, insbesondere bezogen auf ihre ‚typischen Eigenschaften‘ und ihre Psyche, ein Phänomen ist, welchen sich im 18. Jahrhundert im Zuge verschiedener politischer Prozesse entwickelt hat.
Somit gibt es keine einleuchtenden Argumente dafür, wieso Männer nicht emotional und Frauen nicht die besseren Chefs sein können. Leider ist die Realität anders.
Zum Schluss möchte ich den Hinweis geben, dass auf dem Bild sowohl rechts als auch links eine Frau bzw. ein Mädchen abgebildet ist.

Das Seminar

Die Autorin von Text und Bild studiert BWL an der Universität Duisburg-Essen.

Kontakt

Die Seite ist im Rahmen des Blended-Learning-Seminars “Gender is […] something you do...” entstanden. Studierende haben hier im Gender-Portal Raum, ihre Arbeitsergebnisse und Lern- bzw. Forschungsinteressen vorzustellen.