Tagung am 25.09.2012 in Bielefeld Frau, Migrantin, Führungskraft: Karriere ist machbar!

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Präsentation der Ergebnisse des Forschungsprojektes „Migrantinnen in Führungspositionen: Erfolgsfaktoren auf dem Weg an die Spitze". In diesem Projekt untersuchen die Forscherinnen und Forscher des Fachbereichs Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld die Erfolgsfaktoren und Hemmnisse von hochqualifizierten Migrantinnen auf dem Weg in Spitzenpositionen in der Wirtschaft und Wissenschaft. Das Ziel des Projektes ist es, Handlungsempfehlungen für eine effiziente Förderung von Migrantinnen zu formulieren. Diese könnten sich unterstützend für Berufs- und Karriereverläufe auswirken und einen Beitrag zur Veränderung von Organisationsstrukturen und -kulturen leisten. Es wurden zunächst online Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in Führungspositionen der Wirtschaft und Wissenschaft zu karrierebezogenen Erfolgsfaktoren und Barrieren befragt. Im Anschluss führte das Forschungsteam vertiefende Interviews mit 60 Migrantinnen sowie 23 Diversity- und Gleichstellungsbeauftragten durch.

In ihrem Eröffnungsvortrag präsentierte die Projektleiterin Prof. Dr. Svetlana Franken die zentralen Ergebnisse des Forschungsprojekts: Teilgenommen haben deutschlandweit 1002 Personen, davon zum Großteil Wissenschaftlerinnen (42%), gefolgt von Führungskräften in Unternehmen (29%) und Selbstständigen (29%). Die größten Migrantinnengruppen der Stichprobe stammen aus der ehemaligen Sowjetunion, der Türkei und Polen. Nach der Onlinebefragung führte das Projektteam vertiefende Interviews mit 60 Migrantinnen und 23 Diversity-und Gleichstellungsbeauftragten durch.  Welche Faktoren benannten die Teilnehmerinnen in der Onlinebefragung als typische Barrieren für Frauenkarrieren? „Männerdominanz in Führungspositionen" wurde zu dieser Frage am häufigsten von allen Teilgruppen ausgewählt. Des Weiteren nannten die Befragten „hohe Anforderungen und Leistungsdruck", „Vereinbarkeit von Familie und Beruf" sowie ein „traditionelles Geschlechterrollenverständnis" und „fehlende informelle Netzwerke" als typische Barrieren für Frauenkarrieren.

In den vertiefenden Interviews gaben die meisten befragten Migrantinnen an, das sie nicht als solche wahrgenommen werden wollen. Dies habe, so Franken, Konsequenzen. Fördermaßnahmen und die Veränderung von Rahmenbedingungen müssen diesem Aspekt Rechnung tragen. Gleichzeitig sind solche Maßnahmen notwendig, da Diskriminierungen erlebt werden und Migrantinnen nach wie vor eine geringere Chance haben, sich beruflich gemäß ihren Qualifikationen zu verwirklichen. Zum beruflichen Vorankommen, spielen für die Befragten, neben persönlichen Kompetenzen wie z. B. Durchsetzungsfähigkeit und Selbstbewusstsein, Faktoren wie Familie und Netzwerke eine entscheidende Rolle. Als fördernde Rahmenbedingungen fand die Einführung einer Frauenquote eine hohe Zustimmung - sowohl bei den Wissenschaftlerinnen (60%) als auch bei den Managerinnen (70%).

Im Vortrag von Prof. Dr. Barbara Schwarze der Hochschule Osnabrück standen die MINT-Studiengänge und –berufe im Fokus. Sie stellte zunächst die Initiativen Kompetenzzentrum Technik, Diversity, Chancengleichheit sowie den Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen vor. Diese waren und sind erfolgreich: In den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der Absolventinnen vor allem auch in den Natur- und Ingenieurwissenschaften erhöht. Wichtig für AkteurInnen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sei es, die beruflichen Motive der Absolventinnen und Absolventen zu kennen. Aus einer Studie der Ruhr-Universität Bochum (eligo) geht hervor,  dass weibliche MINT-Absolventen ein großes Potential zur Übernahme von Führungsaufgaben haben. Dieses Potenzial könne aber nur umfassend „gehoben" werden, so Schwarze, wenn „Personalverantwortliche lernen, dass es wichtig ist, unterschiedliche, aber gleichwertige Leistungspotenziale in das Unternehmen zu holen und sie gleichermaßen zu entwickeln." Hierzu müsste in Unternehmen und Organisationen ein neues Führungsverständnis entwickelt werden, das unterschiedliche Führungsstile wertschätzt und nicht als typisch weiblich/typisch männlich stereotypisiert.

In der zweiten Hälfte des Tages, nach einem Vortrag einer Diversity Management Beauftragten von Ford Europa/Ford Deutschland, diskutierten die Teilnehmenden in zwei parallel stattfindenden Foren weiterführende Fragen des Forschungsprojektes:

  • Sind Frauen bessere Führungskräfte?
  • Brauchen Migrantinnen gezielte Förderung?

Die Abschlussdiskussion zeigte, dass in beiden Foren Diskussionsbedarf darüber bestand, wie die Begriffe der „Migrantin" bzw. „Frau" zu fassen seien und ob es nicht vor allem darauf ankäme, die Strukturen in Organisationen zu verändern und eine größere Sensibilität vor allem bei EntscheidungsträgerInnen für Stereotypisierungen und Ausgrenzungsmechanismen zu schaffen.

Die Vorträge können als zip-Datei unter folgendem Link heruntergeladen werden: http://www.migrantinnen-in-fuehrung.de/index.php?page=anmeldung-25

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