Charakteristika des Werks

JENSEITS DER STILLE

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Inhaltsangaben und Interpretationsansätze zu JENSEITS DER STILLE  [ ↑ ]
JENSEITS DER STILLE ist der erste Kinofilm von Caroline Link und zugleich einer ihrer bedeutsamsten. In JENSEITS DER STILLE geht es um das kleine Mädchen Lara (Tatjana Trieb, später Sylvie Testud), die mit ihren gehörlosen Eltern zusammenlebt. Lara ist durch die Einschränkungen ihrer Eltern gezwungen, bereits früh Verantwortung für ihr eigenes, jedoch auch für das Leben ihrer Eltern zu übernehmen. So erledigt sie Telefonate für ihre Eltern, dient als Dolmetscherin während eines Banktermins und muss regelmäßig früher von der Schule nach Hause gehen, wenn ihre Mutter Kai (Emmanuelle Labroit) ihre Hilfe benötigt. Lara sehnt sich immer wieder nach mehr Normalität und bittet ihre Mutter darum, Fahrradfahren zu lernen, da Lara gerne mehr Aktivitäten zusammen mit ihren Eltern ausüben würde. Aufgrund ihrer Gehörlosigkeit, genauer gesagt durch den beeinträchtigten Gleichgewichtssinn, hat ihre Mutter allerdings Schwierigkeiten, das Fahrradfahren zu lernen. Sie kommt der Bitte von Lara jedoch nach und erlernt das Fahrradfahren.
Gelegentlich besuchen Lara und ihre Eltern, die mittlerweile ihr zweites Kind erwarten, ihre Großeltern (Horst Sachleben und Doris Schade) und die anderen Familienmitglieder väterlicherseits, bestehend aus ihrer Tante Clarissa (Sibylle Canoncia) und ihrem Onkel Gregor (Matthias Habich). Dort fühlt sich Lara mehr als Kind, da sie andere Personen um sich hat und ihre Verantwortung für einen Moment ablegen kann. Besondere Zuneigung hegt sie für ihre Tante Clarissa, da sie diese als wunderschön empfindet und sie zudem eine außergewöhnliche Klarinettenspielerin ist. Eines Abends bleibt Lara über Nacht bei ihrer Tante. Clarissa zeigt Lara ihre alte Klarinette und schenkt sie ihr, die überwältigt ist von dieser Geste. Darüber hinaus schneidet Clarissa Lara die Haare kurz, womit Lara aussieht wie Clarissa als Kind. Daraufhin kommt Lara am nächsten Morgen - etwas beschämt - nach Hause und ihr Vater Martin (Howie Saego) sagt in Gebärdensprache bestürzt zu ihr: „Jetzt siehst du aus wie sie“. Schon hier zeigt sich das Konkurrenzverhältnis zwischen den Geschwistern Martin und Clarissa, denn diese zieht Lara durch die Affinität zur Musik in die Welt der Hörenden, zu der Martin keinen Zugang hat.
Von nun an übt Lara regelmäßig Klarinette und wird immer besser. Hierfür bekommt sie jedoch keine Anerkennung von ihren Eltern, die ihre Fortschritte nicht wahrnehmen können und beschäftigt mit ihrer kleinen Tochter sind.
Hier macht der Film einen Zeitsprung. Lara ist mittlerweile ein Teenager und das Klarinettenspiel hat sich zu einer wahren Leidenschaft entwickelt. Sie beschließt, sich mit Hilfe ihrer Tante bei einer renommierten Musikhochschule in Berlin zu bewerben. Dazu verlässt Lara ihre Familie und zieht zu ihrer Tante in die Großstadt. Clarissa zeigt ihr das Leben der Kreativen, nimmt sie mit in Bars und gemeinsam musizieren sie. Hier kommt es zwischen den beiden Frauen häufig zu Konflikten, da ihre Vorstellungen von dem idealen Musikstück zur Bewerbung an der Musikschule voneinander abweichen. Um den ebenfalls zunehmenden Konflikten zwischen Clarissa und ihrem Mann Gregor auszuweichen, erkundet Lara eines Tages alleine die Stadt und begegnet dabei Tom (Hansa Czypionka), einem jungen Mann, der mit gehörlosen Kindern arbeitet. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander und werden ein Liebespaar. Eines Tages kommt Lara nach einem Tag mit ihrem Freund nach Hause, wo ihr Onkel Gregor mit einer schrecklichen Nachricht auf sie wartet. Ihre Mutter ist bei einem Unfall mit dem Fahrrad ums Leben gekommen. Daraufhin kehrt Lara zu ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester zurück. Die beiden, vor allem ihr Vater, sind sehr niedergeschlagen und tun sich schwer damit, den Verlust der Mutter zu verkraften. Laras Vater deutet immer wieder indirekt an, dass er Lara die Schuld am Tod der Mutter gibt, da sie ihre Mutter darum bat, Fahrradfahren zu lernen. Diese Schuldzuweisung verdrängt Lara jedoch und verlässt ihren Vater und ihre kleine Schwester erneut. Sie zieht vorrübergehend zu ihrem Onkel, der sich mittlerweile von Clarissa getrennt hat. Die Schlussszene des Filmes bildet die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule. Lara, die sich immer nach Anerkennung und Verständnis für ihre Leidenschaft gesehnt hatte, steht auf der Bühne und beginnt zu spielen. Plötzlich taucht ihr Vater im Dunkeln des Theaters auf und sieht ihr beim Spielen zu. Er begreift nun, was es seiner Tochter bedeutet und teilt ihr mit, dass er sie liebt.
JENSEITS DER STILLE schildert die Geschichte einer jungen Frau, die nicht nur früh lernen musste Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen, sondern auch für andere Verantwortung zu tragen. Lara führt ein Leben, dass geprägt ist von Ambivalenzen. Sie lebt auf der einen Seite ein Leben, das geprägt ist durch  das Unterstützen ihrer Eltern, wodurch ihre eigenen Bedürfnisse größtenteils unerfüllt bleiben. Auf der anderen Seite versucht sie – je älter sie wird – ihren eigenen Weg zu finden und ihrer Leidenschaft nachzugehen, wobei sie dadurch ihre Familie nicht so unterstützen kann, wie sie es zuvor bei ihnen getan hatte. JENSEITS DER STILLE erzählt eine Geschichte vom Erwachsenwerden, von einem Leben unter besonderen Bedingungen und einer Familie, die wieder zueinander findet.

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Thematische Aspekte zu JENSEITS DER STILLE [ ↑ ]

Frühes Erwachsenwerden
Ein weiteres zentreales Thema in Caroline Links Filmen bildet das frühe Erwachsenwerden bzw. die Rollenumkehrung zwischen Eltern und Kindern. In dem Film JENSEITS DER STILLE muss das kleine Mädchen Lara schon früh lernen, erwachsen – und damit verantwortungsbewusst – zu handeln. Sie trägt dadurch, dass sie als Dolmetscherin für ihre Eltern fungiert, eine enorme Verantwortung, die für ein so junges Mädchen ungewöhnlich ist. Diese Verantwortung zwingt sie dazu, kindliche Eigenschaften früher abzulegen und auf einen Teil ihrer kindlichen Unbeschwertheit zu verzichten.

Soziale Konflikte
Die Filme von Caroline Link fokussieren auch soziale Konflikte. So kommt es – oft auch innerhalb der Familien – zu Konflikten aufgrund von ökonomischen Unterschieden. Über JENSEITS DER STILLE schwebt beispielsweise immer der Konflikt der Eltern von Lara, ihrer Großeltern und ihrer Tante. Während Lara und ihre Eltern in eher einfachen Verhältnissen leben – eine Szene zeigt, wie sie bei einer Bank um einen Kredit ersuchen – lebt Martins Familie in großbürgerlichen Verhältnissen. Martin stammt aus einer patriarchalen Familie, die in einem imposanten Haus lebt und einen bürgerlichen Salon pflegt, wozu auch das gemeinsame Musizieren gehört. Hiervon ist Martin aufgrund seiner Taubheit, wie Rückblenden zeigen, ausgeschlossen. Aufgrund der Ressentiments seines Vaters erlernen die Eltern keine Gebärdensprache, sodass Martin vollkommen isoliert aufwächst und von Anfang an in Opposition zu dem Lebensstil seiner Eltern steht.

Wut/Zorn
Caroline Link stellt oft zornige Menschen in den Mittelpunkt ihrer Filme. Wut wird als Ausdruck menschlicher Verzweiflung über gescheiterte Lebensentwürfe oder Lebenssituationen zu einem zentralen Affekt in Links Filmweltendesign, wobei die Wut meist als für den die Zuschauer*innen nachvollziehbarer Ausdruck von Mutlosigkeit und Enttäuschung erscheint.
In JENSEITS DER STILLE kommt es zu Wutausbrüchen von Martin. Seine Wut Verzweiflung bricht sich vor allem dann ausbahn, wenn sein Umfeld sich für Dinge begeistert, die er selbst nicht erfahren kann. So hat er als kleiner Junge einen Wutausbruch, während seine Schwester im Fokus der Aufmerksamkeit steht und musiziert. Er fühlt sich in diesen Situationen ausgegrenzt, weil er nichts hören kann. Der Film macht für den Zuschauer nachvollziehbar, wie Martin sich fühlt, indem in Sequenzen, in denen die anderen etwas hören, auf der fehlenden Tonspur die Taubheit Martins simuliert wird.

Bezugspersonen
Die jungen Hauptfiguren der Filme von Caroline Link sind häufig aufgrund ihrer schwierigen Familienverhältnisse auf der Suche nach Bezugspersonen. In JENSEITS DER STILLE findet Lara diese in ihrer Tante. Sie ist Laras Vorbild und sie möchte so sein und leben wie sie. Im Laufe des Filmes verblasst jedoch das Bild der idealen Frau, des idealen Vorbilds der Tante.

Happy End
Trotz aller Widrigkeiten finden die Figuren in Caroline Links Filmen zum Ende hin immer auf die eine oder andere Weise zueinander oder zu sich. Lara und ihr Vater versöhnen sich am Ende des Filmes JENSEITS DER STILLE, indem Martin Laras Musikleidenschaft akzeptiert und sie nicht mehr für den Tod der Mutter verantwortlich macht.

Familienkrise
In jedem der Filme von Caroline Link spielen die Familie – und die nicht ausbleibenden Konflikte innerhalb dieser – eine entscheidende Rolle. JENSEITS DER STILLE spielt fast ausschließlich im familiären Raum, der oft durch Frust, Wut und Enttäuschung der einzelnen Figuren geprägt ist.

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Formale Aspekte zu JENSEITS DER STILLE  [ ↑ ]

Landschaftsaufnahmen
Caroline Link webt Aufnahmen von Landschaften und Menschen in ihre Filme ein, sodass der Betrachter sich ein genaues Bild von der zeitlichen und räumlichen Umgebung machen kann, in der die Figuren leben und agieren. So beginnt der Film JENSEITS DER STILLE mit einer Totalen aus der Vogelperspektive. Der Zuschauer blickt von oben herab auf den zugefrorenen See, auf dem Lara und Clarissa Schlittschuh laufen, und wird so in die Geschichte und Figurenkonstellationen eingeführt.

Musik
Alle Filme Caroline Links folgen einer bestimmten Musikdramaturgie, die die Atmosphäre des jeweiligen Films bildet. Im Film JENSEITS DER STILLE spielt Lara Klarinette. Die Melodien, die sie spielt und die sich leitmotivisch durch den Film ziehen, passen sich immer der Grundstimmung des Momentes an. Mal sind die Melodien fröhlich und lebendig, ein anderes Mal sind sie melancholisch und bedrückend.

Farbe
Caroline Links Farbgestaltung variiert in den verschiedenen Filmen. Die Intensität der Farben in den Sequenzen orientiert sich an der jeweiligen Grundstimmung des Films oder hebt bestimmte landschaftliche Aspekte des jeweiligen Settings hervor. JENSEITS DER STILLE wird beispielsweise durch einen grauen Farbfilter dominiert, der im Besonderen zu Beginn des Filmes an die Jahreszeit und den Schnee sowie – im übertragenen Sinne – an die Stimmung von Lara angepasst ist.

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Pressespiegel zu JENSEITS DER STILLE [ ↑ ]
Die Kritiken zu Caroline Links im Jahr 1996 erschienenen Kinodebüt JENSEITS DER STILLE sind durchgängig positiv. Thomas Ays, Autor des Onlineportals moviesection.de, lobt vor allem die Ausdrucksformen, derer sich Caroline Link in dem Film bedient: „Immer an Stellen, wo die Worte aufhören, wird der Film zu einer wirklichen Offenbarung. Es wird deutlich, welch Ausdrucksweisen außer der Sprache es noch gibt, die wir nur leider viel zu selten nutzen, da sie uns kaum bewusst sind“ (2008). Inge Treichel, Redakteurin bei der Rhein-Post, betont: „Mit dem hervorragenden Schauspielerteam und dem ausgezeichneten Kameramann Gernot Roll ist der Regisseurin ein Kunststück gelungen“ (15.01.2010). Die Autorin Dörthe Brinkert von Psychologie-Heute drückt aus, was vielen Meinungen gemein ist: „In Jenseits der Stille gelingt es, aus Fesseln ein Band der Liebe zu machen“ (1996). Michael Althen, Journalist für Der Spiegel, fasst seine Kritik zusammen, indem er sagt: „Er ist und macht neugierig auf eine fremde Welt“ (25.11.1996). 

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Forschungsspiegel [ ↑ ]
Die Forschungsliteratur zu Caroline Link widmet sich vor allem dem Familienbild.
Nina Kaiser thematisiert in ihrem Aufsatz Aneinander scheitern und wachsen: Familienbilder in den Filmen von Caroline Link aus dem Jahr 2011 vor allem die konfliktreichen Familienkonstellationen und die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder zueinander, die Caroline Link in all ihren Filmen beleuchtet.
Insbesondere konzentriert Kaiser sich auf die Filme JENSEITS DER STILLE, NIRGENDWO IN AFRIKA und IM WINTER EIN JAHR. Kaiser wählt in ihren Aufsätzen einen psychologischen Zugang, was schon zu Beginn des Aufsatzes Die Familie – Geburtsstätte der Emotionen deutlich wird. Sie gibt an, sich auf den psychoanalytischen und sozialwissenschaftlichen Kontext zu beziehen und bringt die These ein, dass die Familie als „eine Geburtsstätte der Emotionen beschrieben“ (S. 54) werden kann. Sie analysiert die Beziehungen der Familienmitglieder und reflektiert die oft verschobenen Rollen innerhalb der Familien unter den Fragestellungen: „Inwieweit hat die Herkunftsfamilie einen Einfluss auf die Bestimmung bzw. auf die Identitätsentwicklung ihrer einzelnen Mitglieder? Werden bestimmte, sich wiederholende familiäre Verhaltensmuster in Links Filmen gezeigt und wenn ja welche?“ (S. 54). Als Beispiel für wiederkehrende Verhaltensmuster innerhalb der Familie nennt sie unter anderem Martin, den Vater der Hauptfigur aus JENSEITS DER STILLE. Dieser zeigt wiederholt ein aggressives Verhalten, das er schon als Kind zum Ausdruck brachte. Das Kippen seines Getränkes in das Gesicht seiner Schwester Clarissa, um seine Besitzansprüche an seiner Tochter geltend zu machen, spiegelt dies beispielsweise wider. (Vgl. S.61)
Kaiser geht es in ihrer Betrachtung um wiederkehrende und für Link typische Motive und Fragestellungen. Kaiser kommt in ihrer Betrachtung schließlich zu dem Schluss, dass Caroline Link in jedem ihrer Filme den „Glauben an etwas Gutes“ (S. 68) vermitteln möchte. Des Weiteren resümiert sie, dass alle Familienmitglieder für die Atmosphäre innerhalb der Familie verantwortlich sind und es manchmal nötig ist zu fallen, um schließlich mit neuer Kraft aufzustehen: „Aneinander scheitern und wachsen, denn wenn wir diese These auf Links Kinofilme übertragen, können wir sagen, dass alle Familienmitglieder sich zwischen Idealismus und Dekonstruktion bewegen. Nur müssen sie erst scheitern, um wachsen zu können.“ (S. 68)
In dem Heft Film-Konzepte Nr. 42. Caroline Link, welches von Jörn Glasenapp im April 2016 nach einem Kolloquium an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg herausgegeben wurde, finden sich sechs Aufsätze von verschiedenen Autoren, die sich mit den Filmen PÜNKTCHEN UND ANTON, JENSEITS DER STILLE, NIRGENDWO IN AFRIKA, IM WINTER EIN JAHR und EXIT MARRAKECH befassen. Die einzelnen Artikel beschäftigen sich mit psychologischen Aspekten der Familienstruktur, jedoch auch mit formalen und stilistischen Mitteln der Filmkunst. Das Heft bietet durch den Aufsatz Ein Drehbuch für den FAHNDER als Übergang zwischen Hochschule und Kino. Notizen zu Caroline Links Werk vor JENEITS DER STILLE von Felix Lenz einen Einblick in die Arbeiten von Caroline Link, bevor sie mit JENSEITS DER STILLE Aufmerksamkeit durch die Medien erhielt. Ihre filmischen Arbeiten während und nach ihrer Hochschullaufbahn werden vorgestellt, sowie frühe Fernsehproduktionen, veranschaulicht durch Fotografien einzelner Filmszenen. Weitere Aufsätze von Nicolas Freud, Judith Ellenbürger, Susanne Kaul, Jörn Glasenapp und Corina Erk beleuchten die Filme von Caroline Link unter verschiedenen Leitfragen und Motiven und schlüsseln die Strukturen der Filme dahingehend auf.

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NIRGENDWO IN AFRIKA

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Inhaltsangaben und Interpretationsansätze zu NIRGENDWO IN AFRIKA  [ ↑ ]
Der Film NIRGENDWO IN AFRIKA basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage von Stefanie Zweig. Er handelt von der jüdischen Familie Redlich, die 1938 vor den Nazis und dem ausbrechenden Krieg in Deutschland nach Kenia flüchtet. Hierbei steht der Alltag der Familie im Vordergrund. Es wird beleuchtet, wie unterschiedlich die drei Familienmitglieder mit der Fluchtsituation umgehen. Vater Walter Redlich (Merab Nindize) war in Deutschland als Anwalt tätig, handelt stets pragmatisch und findet sich schnell mit der prekären Situation ab. Er verdingt sich in Kenia als Verwalter auf der kleinen Farm eines Engländers und möchte seiner Familie dort eine neue Existenz aufbauen. Walters Tochter Regina (Lea Kurka und später Karoline Eckertz) passt sich schnell an die veränderten Lebensumstände an und blüht in Afrika regelrecht auf. Sie erlernt die Sprache der Einheimischen und schließt sowohl mit dort lebenden Kindern als auch mit dem Koch der Familie, Owuor (Sidede Onyulo), Freundschaft. Walters großbürgerliche Ehefrau Jettel (Juliane Köhler) hingegen fühlt sich so fern der Heimat nicht wohl. Sie begegnet den Kenianern mit Hochmut und empfindet die Lebensumstände als unzumutbar. Jettels Unzufriedenheit wirkt sich auch auf die Ehe der beiden aus. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden und ihre Beziehung wird aufgrund von Jettels Anpassungsschwierigkeiten auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Erst als sie sich ebenfalls eingelebt hat, löst sich der Konflikt zwischen den Eltern auf.
Nach Ende des Krieges ergreift Walter schließlich die Chance, nach Deutschland zurückzukehren. Er nimmt dort einen Posten als Richter an. Regina und Jettel wollen Kenia nun nicht mehr verlassen, folgen ihm aber kurz darauf doch nach Deutschland.
Caroline Link schildert in ihrem Film eindringlich die Geschichte der jüdischen Emigrantenfamilie in einer zu Beginn völlig fremden Welt. Der Film schlägt sich nicht auf die Seite eines bestimmten Protagonisten, sondern zeichnet, ohne dabei zu sehr zu psychologisieren, ein einfühlsames Bild von allen Familienmitgliedern und davon, wie sie trotz der schwierigen Umstände und aller schlechten Nachrichten, die sie immer wieder aus Deutschland erreichen, zusammenhalten. NIRGENDWO IN AFRIKA behandelt aber auch das Thema Integration. Der Film setzt die Geschichte um die vorbildliche Eingliederung der Familie Redlich – speziell von Regina – in die bestehende kenianische Gesellschaft in Afrika in Kontrast zum faschistischen Geschehen in Deutschland, wo Juden seinerzeit ausgegrenzt und verfolgt wurden. Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Kenianern sowie die Vorurteile, die Jettel gegenüber den Dorfbewohnern hat, werden im Film ebenfalls thematisiert. Jettel ist in Deutschland selbst eine Verfolgte, doch sie grenzt sich zu Beginn des Films von den Dorfbewohnern ab, da sie mit der dort vorherrschenden Kultur – wie beispielsweise, dass Wasserholen eine Aufgabe der Frauen ist – und den Lebensbedingungen nicht umgehen kann. Der Film zeigt farbenprächtige Bilder, die dem Betrachter einen Eindruck von der Landschaft und Kultur vom Kenia der dreißiger und vierziger Jahre vermitteln. Caroline Link hat in NIRGENDWO IN AFRIKA bewusst auf romantisierende Tierbilder verzichtet. In einem Interview sagte sie dazu: „Die ganzen Tieraufnahmen haben mich nie interessiert; in jeder Uschi-Glas-Vorabendserie laufen Elefanten durch den Sonnenuntergang.“ Dennoch ist es der Regisseurin im Film gelungen, ein authentisches Bild des Landes Kenia und seiner Bewohner zu vermitteln, sodass der Zuschauer auch ohne romantisierende Tierbilder beim Betrachten des Films ein gewisses „Afrika-Gefühl“ entwickelt.

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Thematische Aspekte zu NIRGENDWO IN AFRIKA [ ↑ ]

Frühes Erwachsenwerden
Auch in NIRGENDWO IN AFRIKA gibt es eine Hauptfigur, die junge Regina Redlich, die früh auf sich selbst gestellt ist. Jettel Redlich, Reginas Mutter, ist zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um sich der Bedürfnisse ihrer Tochter wirklich anzunehmen, sodass Regina sich in dem erwachsenen Koch der Familie einen engen Vertrauten sucht und bei ihrer Rollenfindung im neuen Land eher auf sich selbst gestellt ist, als dass sie dabei auf die Leitung ihrer Eltern bauen kann.

Soziale Konflikte
In dem Film NIRGENDWO IN AFRIKA werden soziale Konflikte reflektiert. Diese werden vor allem durch die großbürgerliche Jettel Redlich getragen, da diese sich von der Gesellschaft der kenianischen Dorfbewohner abgrenzt und nicht mit ihnen in Kontakt treten möchte. Sie nimmt ihr teures Porzellangeschirr und opulente Kleider mit, anstatt, wie von ihrem Mann aufgetragen, einen Kühlschrank zu besorgen und diesen mit nach Kenia zu nehmen. Für Jettel ist der Zustand in Kenia zu Beginn kein Dauerzustand. Sie wehrt sich vehement dagegen, länger auf der kargen Farm zu bleiben als ein paar Wochen und sieht erst im Verlauf des Films ein, dass an eine schnelle Rückkehr nach Deutschland nicht zu denken ist. Ihr fällt es sehr schwer, die einfacheren Lebensbedingungen in Kenia wie auch ihre Existenz als exilierte Jüdin in Kenia zu akzeptieren.

Integration
Das Thema Integration spielt in dem Film NIRGENDWO IN AFRIKA eine zentrale Rolle. Die jüdische Familie Redlich muss sich in die kenianische Gesellschaft einfügen, was besonders Jette Redlich lange Zeit sehr schwer fällt. Ihre Tochter Regina hingegen scheint keinerlei Probleme mit der neuen Umgebung und Kultur zu haben. Für sie ist es schwieriger sich in Deutschland erneut zurechtzufinden, da sie sich selbst mit der kenianischen Kultur identifiziert. Der Film zeigt auf, dass Integration und Ausgrenzung immer zwei Seiten hat. So steht Jette Redlich Afrika zu Beginn sehr ablehnend gegenüber und fühlt sich teilweise überlegen und zu fein für die einfache Arbeit und das raue Leben auf der Farm. Sie grenzt sich von den Dorfbewohnern ab, obwohl sie in Deutschland selbst Ausgrenzung erfahren hat. Damit zeigt der Film, dass Verfolgte und Ausgegrenzte sich nicht automatisch dankbar in alle neuen gesellschaftlichen Strukturen und Lebensräume einfügen, die ihnen in einem neuen Land begegnen. Er macht aber gleichzeitig anhand von Reginas Beispiel sehr schön deutlich, dass Menschen, die gewillt sind, sich in eine neue Kultur einzufügen, schnell aufgenommen und akzeptiert werden. 

Wut/Zorn
Im Film NIRGENDWO IN AFRIKA hat Jettel Redlich Probleme, sich mit ihrer neuen Situation in Kenia abzufinden. Hierbei gerät sie häufig in Konflikt mit ihrem Ehemann und lässt ihn ihre Wut spüren. Sie widersetzt sich seinen Anweisungen und hält ihn auf Abstand.

Bezugspersonen
In dem Film NIRGENDWO IN AFRIKA findet Regina eine Bezugsperson außerhalb ihrer Familie. Owour ist der Koch der Familie und wird zu ihrem besten Freund. Er führt sie in die kenianische Kultur und Lebensweise ein und wird zu ihrem engsten Vertrauten.

Familienkrise
In NIRGENDWO IN AFRIKA setzt die Emigration der Familie Redlich nach Afrika ein enormes Konfliktpotential zwischen Jettel und Walter frei. Es kommt zu Eheproblemen, worunter nicht zuletzt die Tochter der beiden zu leiden hat.

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Formale Aspekte zu NIRGENDWO IN AFRIKA  [ ↑ ]

Landschaftsaufnahmen
Der Film NIRGENDWO IN AFRIKA lebt von seinen Landschaftsaufnahmen, die ein genaues Bild des Landes und der Landschaft vermitteln; so finden sich Großaufnahmen der Farm, auf der die Redlichs wohnen sowie Kamerafahrten, die die Fahrt des Jeeps durch die afrikanische Weite begleiten.

Musik
In NIRGENDWO IN AFRIKA untermalt die ausgewählte Musik das natürliche Leben in Kenia. Es werden immer wieder kenianische Gesänge und Trommelspiele eingewoben, um dem Zuschauer ein authentisches Bild des Landes zu vermitteln.

Farbe
NIRGENDWO IN AFRIKA zeichnet sich hingegen durch sehr kräftige Farben und starke Kontraste aus. Vor allem Gelbabstufungen in verschiedenen Sättigungsgraden prägen die Atmosphäre des Films. Hier lehnt sich die Farbgestaltung an die landschaftlichen Gegebenheiten und die hohen Temperaturen an, die der Zuschauer durch die warme Farbgestaltung quasi mitfühlen kann.

Schnitt
Caroline Link bedient sich in vielen ihrer Filme entweder sehr kurzer Schnittfolgen oder längerer Filmsequenzen, um die jeweilige Atmosphäre einer Szene zu unterstützen. Die Landschaftsaufnahmen in NIRGENDWO IN AFRIKA kommen beispielsweise oftmals ohne Schnitt aus und transportieren dadurch die Ruhe der Landschaft auf den Zuschauer.

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Pressespiegel zu NIRGENDWO IN AFRIKA [ ↑ ]
Zu dem oscarprämierten Film NIRGENDWO IN AFRIKA gibt es sehr unterschiedliche Meinungen und Kritiken. Stefanie Rufle von moviesection.de ist begeistert von der Authentizität des Films und sieht den Gewinn des Academy Awards als überaus gerechtfertigt. Sie ist der Überzeugung, dass die Geschichte genau so hätte geschehen können. Für sie ist NIRGENDWO IN AFRIKA „ein traumhaft schöner Film, der zutiefst berührt und verzaubert! Caroline Link hat ein wahres Meisterwerk geschaffen, das seinen OSCAR als bester nicht-englischer Film mehr als verdient hat“ (2001). Ebenso sieht es Rüdiger Suchsland, der seine Kritik auf dem Onlineportal artechock.de veröffentlichte. Für ihn ist der Film sehr gelungen und er sieht er ihn als „wirklich intensives Kino“ (2001) an. Gunter Göckenjan von der Frankfurter Allgemeine Zeitung steht dem Film und seiner Geschichte skeptisch gegenüber. Er sieht die Schwäche des Films vor allem in dem nicht ausgereiften Drehbuch. Für ihn „scheint man die Rohfassung verfilmt zu haben“ (27.12.2001).
Auch Stefan Dabrock, der seine Rezension auf spielfilm.de veröffentlichte, hält den Film nicht für gelungen. Für ihn ist der Versuch, ein so heikles Thema der deutschen Geschichte zu verfilmen, gescheitert. Seiner Meinung nach gelingt es Caroline Link nicht, „diesen schwierigen Ansatz mit der nötigen Tiefe zu versehen“ (2001). Vielmehr ist er der Meinung, NIRGENDWO IN AFRIKA sei ein „zutiefst unangenehmer Film, der in seinen besten Momenten nicht klischeehaft, sondern einfach nur langweilig ist“ (2001). 

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Forschungsspiegel zu NIRGENDWO IN AFRIKA [ ↑ ]

Kristin Kopps Aufsatz Exterritorialized Heritage in Caroline Link’s Nirgendwo in Afrika aus dem Heft New German Critique widmet sich dem Film NIRGENDWO IN AFRIKA und Caroline Links Herangehensweise an den Nationalsozialismus, der deutsch-jüdischen Beziehung und der deutschen Identität angesichts der Historie des Landes. Der Fokus liegt hier auf dem Umgang mit kulturellem und historischem Erbe. 

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IM WINTER EIN JAHR

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Inhaltsangaben und Interpretationsansätze zu IM WINTER EIN JAHR  [ ↑ ]
Der Film IM WINTER EIN JAHR basiert auf dem Roman Aftermath von Scott Campbell. Es geht um eine junge Frau, Lilli Richter (Karoline Herfurth), die Tanz, Gesang und Literatur in München studiert, ihren Bruder Alex (Jacob Mantschenz) durch Suizid verloren hat und aufgrund des Verlustes in eine existentielle Krise gerät, in der auch das ohnehin schon angespannte Verhältnis zu ihren Eltern sich zu einem Konflikt ausweitet. Der Ausgangspunkt der Auseinandersetzung ist der Auftrag, den die Mutter einem Maler erteilt, nämlich ein Porträt ihrer beiden Kinder anzufertigen, für das Lilli Modell stehen soll.
Lillis Eltern, Eliane (Corinna Harfouch) und Thomas Richter (Hans Zischler), leben in einer Villa in einem Münchner Vorort und arbeiten als Innenarchitektin und Wissenschaftsmanager. Während Thomas Richter aufgrund einer Buchveröffentlichung viel beschäftigt und unterwegs ist, ist Eliane häufiger alleine zu Hause und versucht mit ihrer Trauer über den verstorbenen Sohn umzugehen, was ihr nicht gelingt. Letztlich geht die Ehe der beiden an dem Verlust zugrunde. Eines Tages beschließt sie, den Maler Max Hollander (Josef Bierbichler) zu beauftragen, ein Gemälde ihres verstorbenen Sohnes und ihrer Tochter anzufertigen. Max Hollander findet diesen Auftrag ungewöhnlich, nimmt ihn jedoch an, da er, wie er meint, schon des Öfteren Portraits von Verstorbenen angefertigt habe.
Bei einem anschließenden Treffen mit ihrer Mutter berichtet diese Lilli von dem Malauftrag. Lilli findet dieses Vorhaben makaber und ist nicht sonderlich angetan von den Plänen der Mutter. Dennoch kommt sie der Bitte ihrer Mutter, den Maler Max zu besuchen, auch durch auf Nachdruck durch denihres Vaters, nach. Lilli teilt äußert auch Max gegenüber ihren Unmut über das Vorhaben ihrer Mutter mit und betrachtet währenddessen die Arbeiten in seinem Atelier. Ganz unverfroren fragt sie ihn, ob er schwul sei, wobei Max, von der Situation verwirrt, perplex antwortet: „Ich weiß es nicht“.
Die beiden finden trotz der angespannten Situation einen Draht zu einander, treffen sich häufiger und Max gelingt es, ein Gemälde von Lilli und ihrem Bruder anzufertigen, allerdings entspricht es nicht den Vorstellungen der Mutter. Diese wollte ein Bild ihrer beider Kinder; der Maler hat aber die noch lebende Lilli am Klavier sitzend gemalt, während ihr Bruder als Bild im Bild an der Wand hinter ihr hängt. Gegen den mütterlichen Wunsch, ihren Sohn lebendig zu halten, hat der Maler also den Toten als Toten ins Bild gebracht, um so Lilli, die von ihrem Bruder und dessen Suizid überschattet wird, ins Zentrum – auch der mütterlichen Wahrnehmung – zu setzen. Sie Lilli und Max reden häufig über die Lilliys Beziehung zwischen ihrzu und ihrem Bruder Alex, wobei Max Lilli verdeutlicht, wie einzigartig und tiefgehend ihre Beziehung geschwisterliches Verhältnis war. Durch die Gespräche mit Max spürt Lilli vermehrt das Verlangen, Gründe für den Suizid ihres Bruders zu finden. Hierbei bemerkt sie einen verliebten Geschichtsausdruck ihres Bruders auf einem Foto, dass Max als Vorbild für sein Gemälde dienen soll. Sie geht davon aus, dass Alex in die Person, die das Foto gemacht hatte, verliebt gewesen sei. DaherSie entschließt sie sich dazu, zu dem Internat zu fahren, in dem ihr Bruder zu Lebzeiten wohnte. Hier trifft sie auf einen seiner besten Freunde, dem sie das Foto zeigt. Sie geht davon aus, dass er dieses Foto gemacht hat und denkt, dass Alex vermutlich homosexuell gewesen sei. Dieser Vermutung wiederspricht sein Freund aus dem Internat jedoch. Es stellt sich später heraus, dass Alex liebender Gesichtsausdruck Lilli gilt, weil er gerade an sie gedacht und von ihr gesprochen hatte.
Während ihrer Recherche und Überlegungen zu ihrem Bruder verliert Lilli zunehmend an Halt und verpatzt das Vorspiel für eine Hauptrolle. Stattdessen stürzt sie sich in eine Affäre mit Aldo (Mišel Matičević), den sie eines Abends in einer Bar kennenlernt, in der sie viel trinkt und Pool spielt. Aldo ist ein gutaussehender junger Künstler, der sich anfangs von Lillis unbeschwerten und flirtenden Gesten angezogen fühlt. Die beiden fangen ein Verhältnis an, wobei das Interesse von Aldo mit der Zeit immer mehr nachlässt. Bei einer Vernissage fühlt er sich zunehmend von Lilli bedrängt und ignoriert sie. Lilli klammert sich an Aldo und drängt sich ihm nahezu auf. Aldo jedoch fühlt sich von Lilli unter Druck gesetzt und verlässt sie. Mit dieser Ablehnung kommt sie nicht zurecht; sie kann ihre Emotionen nicht kontrollieren und beginnt, ihre Wut gegen sich selbst zu richten und verletzt sich selbst. Nach diesem Vorfall fährt sie völlig erschöpft und wie in Trance zu Max, bei dem sie sich erholen kann.
Max, der einen Sohn im Teenageralter hat, jedoch keinen guten Kontakt zu ihm pflegt, entschließt sich, diesen an seinem Geburtstag zu besuchen und schenkt ihm ein Gemälde, denn. Durch diesen Annäherungsversuch wird deutlich, dass Max er möchte wieder mehr an dem Leben seines Sohnes teilhaben möchte. Ausgelöst wird dieser Wandel durch die Begegnung mit Lilli, da er durch sie das Bedürfnis bekommt, seine Beziehung zu seinem Sohn zu verbessern.
In der Schlussszene läuft Lilli durch die Münchener Innenstadt und imaginiert ihren Bruder in der Menschenmenge, der wie er von Schneeflocken umtanzt wird und Lilli anblickt.
Lilli wird klar, dass sie ihren Bruder gehen lassen muss und nicht mehr nach Antworten auf ihre vielen Fragen suchen sollte. Sie genießt diesen Entschluss und lEntschlossen lässt sie ihren Bruder ziehen.
IM WINTER EIN JAHR ist ein anrührender Film, der das Leben einer Familie beleuchtet, die durch den Verlust eines Mitgliedes auseinanderbricht. Caroline Link fokussiert vor allem die einzelnen Charaktere Figuren und deren Probleme, sodass besonders die schmerzhaften Folgen sichtbar werden, die entstehen, wenn ein Familienmitglied sich das Leben nimmt und damit viele offene Fragen zurückbleibenalle Beziehungen hinterfragt werden. 

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Thematische Aspekte zu IM WINTER EIN JAHR [ ↑ ]

Wut/Zorn
Bei IM WINTER EIN JAHR gibt es das Motiv der Wut und des Zorns. Lilli Richter reagiert bei Ablehnung durch ihren Freund mit autoaggressivem Verhalten. Da sie nicht mit der Enttäuschung durch die Trennung von Aldo und ihren damit verbundenen Gefühlen umgehen kann, richtet sie ihre Wut gegen sich und verletzt sich selbst. Wut und Zorn sind also immer auch ein Ausdruck von Verzweiflung. 

Bezugspersonen
Lilli, Hauptfigur des Filmes IM WINTER EIN JAHR, findet ihre Bezugsperson in dem Maler Max. Auch wenn sie sich am Anfang gegen ihn und seine Arbeit sträubt, gewinnt er dadurch, dass er immer für sie ansprechbar ist, ihr Vertrauen. Er wird zu ihrer wichtigsten Bezugsperson. Sie fühlt sich emotional und körperlich zu ihm hingezogen und so sucht sie nach dem Akt der Selbstverletzung seine Nähe.

Happy End
In IM WINTER EIN JAHR versöhnt sich Lilli mit dem Gedanken, die Ursache für den Suizid ihres Bruders nicht aufklären zu können. Auch die Beziehung mit ihrer Mutter scheint sich zum Ende des Filmes gebessert zu haben.

Familienkrise
In dem Film IM WINTER EIN JAHR sind die Figuren Rollen fast ausschließlich durch auf Familienmitglieder oder Partner besetztausgerichtet. Immer wieder kommt es zu Spannungen zwischen den verschiedenen Familienmitgliedern. Man könnte hier durch die kontinuierliche Spannung zwischen Mutter und Tochter sowie Mutter und Vater, von einer familiären Grundspannung sprechen. Stets entstehen die gleichen Konflikte, die auf traumatischen Geschichte der Familie basieren.

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Formale Aspekte zu IM WINTER EIN JAHR [ ↑ ]

Musik
Die Filmmusik von IM WINTER EIN JAHR unterstreicht die Gefühlswelt der Protagonistin Lilli. Sie transportieren Hoffnung, Sehnsucht und Trauer, sodass die Musik zum zentralen Ausdrucksmittel von Lillis Gefühlswelt wird.

Licht und Schatten
Das Spiel von Licht und Schatten ist in allen Filmen von Caroline Link ein tragendes Element. Dabei versucht die Regisseurin stets, das natürliche Licht der landschaftlichen Umgebung in ihre Filme miteinfließen zu lassen. Dies zeigt sich besonders in Nahaufnahmen, wenn  Gesichter derart in Szene gesetzt sind, dass Licht und Schatten die Mimik noch deutlicher betonen. In IM WINTER EIN JAHR werden die Emotionen von Lilli beispielsweise durch den starken Hell-Dunkel-Kontrast im Atelier, während sie Modell sitzt, hervorgehoben. Auch Lillis Gewissenskonflikte und ambivalente Gefühle werden durch die inszenierte Verwendung von Licht und Schatten verdeutlicht und somit von innen nach außen getragen: Eine ihrer Gesichtshälften liegt im Schatten, die andere wird von warmem Licht beleuchtet.

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Pressespiegel zu IM WINTER EIN JAHR [ ↑ ]
Für den Film IM WINTER EIN JAHR gibt es sowohl negative, als auch positive Kritiken. Verena Lueken, Filmkritikerin der Frankfurter Allgemeine Zeitung, betitelt den Film als „ein Kunststück der Leichtigkeit“ (12.11.2008). Darüber hinaus lobt sie Caroline Links Fähigkeit, mit schweren, belastenden Themen umzugehen. Für sie beinhaltet der Film „angesichts des Themas von Tod und Trauer verblüffende Leichtigkeit“ (ebd.). Es gibt jedoch auch andere Stimmen: „Nur Karoline Herfurth rettet diesen Film“ (13.11.2008). Für Peter Zander, Filmkritiker für Die Welt, ist die Verfilmung des Romans - Aftermath -nicht sonderlich gut gelungen, jedoch sei die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller einmalig. Er kritisiert weiter: „Und so recht findet der Film keine Lösung, wie er aus all den Problemen herausfindet“ (ebd.). 

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EXIT MARRAKECH

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Inhaltsangaben und Interpretationsansätze zu EXIT MARRAKECH  [ ↑ ]
In EXIT MARRAKECH geht es um die konfliktbehaftete Beziehung zwischen dem 17-jährigen Diabetiker Ben (Samuel Schneider) und seinem wiederverheirateten Vater, dem Theaterregisseur Heinrich (Ulrich Tukur). Während der Teenager die Schulferien bei seinem Vater in Marrakesch verbringt, kommt es zwischen beiden immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen, denn Vater und Sohn sind sich nach der Scheidung der Eltern fremd geworden. Der Vater-Sohn-Konflikt zieht sich wie ein roter Faden durch den Film und ist der zentrale Aspekt des gesamten Films. Die Grundlage für dieses Konfliktpotential ist die Tatsache, dass Bens Vater das Heranwachsen seines Sohnes aufgrund seiner Karriereambitionen quasi verpasst hat und inzwischen eine neue Frau und mit dieser eine junge Tochter hat. Ben fühlt sich ungeliebt und ersetzt. So haben sich beide über die Jahre voneinander entfernt und in scheinbar unterschiedliche Richtungen entwickelt. Während Bens Vater beispielsweise lieber am Swimmingpool des luxuriösen Hotels liegt und ein Buch von Paul Bowles liest, möchte Ben seinen Vater dazu animieren, die Stadt aktiv mit ihm zu erkunden. Er ist voller Tatendrang und neugierig auf die fremde Welt hinter den Hotelmauern. Doch Heinrich meint, die Stadt sei nicht mehr so schön wie noch vor Jahren, als er sie das erste Mal sah und fügt hinzu: „Außerdem ist die Phantasie oft spannender als die Realität. Deshalb liebe ich die Literatur.“ Damit offenbart er, dass er die Ziele und Sichtweisen seines Sohnes nicht teilt und verstärkt sich das Gefühl von emotionaler Distanz zwischen beiden. Ben beschließt, aufgrund dieser Differenzen und unterschiedlicher Ansichten, Marrakesch auf eigene Faust zu erkunden.
Auf einer dieser Erkundungstouren lernt er die Prostituierte Karima (Hafsia Herzi) kennen. Er verliebt sich in sie – vielleicht auch, weil sie mit der Ausübung ihres Berufes gegen die gesellschaftlichen Konventionen des streng konservativen und muslimischen Landes Marokko verstößt. Da Ben gegen die Regeln seines Vaters rebelliert, verbindet dieser Rebellionsgedanke die beiden wie ein unsichtbares Band. Ben folgt Karima in ein abgelegenes Dorf im Atlasgebirge, wo sie ihre Eltern besucht. Doch als Karimas konservativer Vater von Bens Anwesenheit erfährt, schlägt er sie und verbannt die beiden Jugendlichen aus dem Dorf. Karima entscheidet sich kurz darauf, Ben zu verlassen, sodass der 17-Jjährige allein im fremden Marokko zurechtkommen muss. Als sein Handy-Akku zur Neige geht und sein Blutmessgerät nicht mehr funktioniert, wird Ben langsam klar, dass er sich unvernünftig verhalten hat. Doch der Drang, dem Vater und dessen Komfortzone zu entkommen, ist stärker, sodass Ben in der Wüste Marokkos nach weiteren abenteuerlichen Vergnügungen, wie beispielsweise dem Sand-Skifahren, sucht.
Inzwischen Parallel dazu ist gerät Heinrich zunehmend in großer Sorge um seinen Sohn und macht sich trotz anstehender Theaterpremiere auf die Suche nach ihm. Als sie inmitten der Wüste endlich wieder aufeinandertreffen, kommt es zu einer heftigen Auseinandersetzung in einem Hotel. Doch nach diesem besonders aggressiven Streit, in dem Ben seinem Vater vorwirft, er wisse nicht, was Liebe sei, nähern sich Vater und Sohn langsam wieder aneinander an, teilen sich sogar einen Joint und reden offen miteinander. Der Streit im Hotel stellt eine Art Kkatharstische Reinigung zwischen denfür beiden dar, da Heinrich seinem Sohn aufzeigt, dass es nicht nur eine Art gibt, um jemandem zu zeigen, dass man ihn liebt. Daraufhin verändert sich sowohl Heinrichs Art mit Ben umzugehen als auch Bens abneigende Haltung seinem Vater gegenüber. Unvorhersehbare Probleme mit Bens Diabetes und ein von Heinrich verursachter Autounfall spitzen die Handlung gegen Ende des Films dramatisch zu, doch schlussendlich überleben beide. Ben entschließt sich daraufhin kurzerhand, einen Schritt auf seinen Vater zuzugehen, indem er dessen Wunsch nachkommt, seine jüngere Halbschwester kennenzulernen. Die gemeinsamen todesnahen Erfahrungen in der Wüste, aber auch die Unterredung im Hotel, in dem es zu dem reinigenden Streit der beiden kam, haben dazu geführt, dass Ben und Heinrich sich wieder nähergekommen sind.
Mit EXIT MARRAKECH hat Caroline Link einen gefühlvollen und authentischen Film vor der Kulisse Marokkos geschaffen, dessen zentrales Element der Konflikt zwischen dem karriereorientierten Heinrich und seinem 17-jährigen Sohn ist, der sich vernachlässigt fühlt. Gemeinsam mit Ben erkundent der Zuschauerdie RezipientInnen Marrakesch sowie andere Teile Marokkosund Umgebung und tauchent so in die eine laute und aus europäischer Perspektive fremde Welt ein. Was beiden Welt gleich ist, sind die , die der europäischen nur dahingehend gleicht, dass es auch hier Konflikte innerhalb der Familien gibt. So Denn gerät auch Karima, die Prostituierte Karima, in die Ben sich verliebt, gerät mit ihrem Vater aneinander – wenngleich der Konflikt auf einem kulturell anderen Hintergrund basiert.
Der Film ist geprägt von Gegensätzen – sei es der Gegensatz von Armut und Reichtum, der sich in Heinrich, der am luxuriösen Hotelpool liegt, und den dazu im Kontrast stehenden Straßenkindern von Marrakesch, manifestiert oder der Gegensatz von Gefühlen: Ben und sein Vater sind voller Zorn aufeinander. Eine innere Barriere steht zwischen ihnen und führt auf beiden Seiten zu Frustration, Wut, Provokation und scheinbarer Gleichgültigkeit. Dabei sind sich beide alles andere als gleichgültig, sondern lieben sich sehr. Schon zu Beginn des Films wird deutlich, dass Ben, trotz aller Provokationen und Alleingänge, seinem Vater gefallen möchte. Gleich nach seiner Ankunft im Hotel fragte er ihn, ob er seine von der Schule ausgezeichneten Kurzgeschichten schon gelesen habet. Als Heinrich es nach mehrfacher Aufforderung seines Sohnes endlich tut, hat er jedoch für seinen Sohn nur mäßige Begeisterung übrig und bezeichnet die Geschichten als sentimental. Ben erhält hier nicht das erhoffte Lob vom Vater. Heinrich versteht nicht, dass sein Sohn ihm auf diese Weise zu verstehen geben möchte, dass er ihn als Vorbild sieht, weil er sich, ebenso wie sein Vater künstlerisch betätigt, in der Welt der Kunst und Literatur als Schaffender versucht. Heinrich sieht nur die Kritik, die sein Sohn offen an seinem Theaterstück und seiner Arbeit und Lebensweise in Marokko äußert und nimmt wahr, dass Ben immer, wenn es um den Beruf seines Vaters geht, auf Abstand geht.
Caroline Link hat den Film so angelegt, dass die Scheidungsproblematik von zwei Seiten beleuchtet wird. Die Geschichte um den pubertierenden Ben steht zwar im Vordergrund, doch die sich im Hintergrund offenbarende Geschichte um seinen Vater reflektiert die Familiensituation auch von seiner Seite aus. Es zeigt sich, dass hinter der kühlen und verkopften Fassade Heinrichs ein Mann steckt, der innerlich zerrissen und auf der Suche nach innerem Halt ist. Die Tatsache, dass Heinrich jeden Abend Bier trinkt, da er sich sonst, wie er selbst sagt, krank fühlt oder dass Heinrich Paul Bowles liest, dessen Figuren oftmals im Innersten entwurzelte Personen auf der Suche nach sich selbst sind, lassen erahnen, dass seine äußere kühle Fassade nicht mit seiner inneren Gefühlswelt übereinstimmt.
Die authentische Darstellung von Gefühlen steht immer im Fokus von Caroline Link. Vater und Sohn bewegen sich in EXIT MARRAKECH auf emotionaler Ebene abwechselnd zwischen Gleichgültigkeit und Sorge, Wut und Liebe. Eine der emotionalsten Szenen findet sich in der zweiten Hälfte des Films, in der Heinrich auf den Vorwurf seines Sohnes, dass dieser nicht wisse, was Liebe ist, erwidert: „So einfach ist das Leben nicht, Ben. Weil die Menschen so nicht sind. Die Seele ist ein weites Land […]. Da hat so einiges gleichen Raum in uns: Liebe und Trug, Treue und Treulosigkeit. Wenn du in deinem Leben immer nur in solchen simplen Kategorien denkst, dann wirst du nicht weit kommen. Nicht jeder Vater, der um sieben bei seinem Kind auf der Bettkante sitzt, ist deshalb ein guter Vater.“ Damit bricht er die eindimensionale Weltsicht seines Sohnes – und auch die ders ZuschauerInnens, denn die Sympathielenkung läuft zugunsten von Bens Perspektiveder bis dato immer auf Bens Seite war  – auf und lässt in dem Jugendlichen einen Raum entstehen, der einer Versöhnung mit seinem Vater Platz gibt, sodass der Film mit einem Happy End schließen kann.

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Thematische Aspekte zu EXIT MARRAKECH [ ↑ ]

Frühes Erwachsenwerden
In EXIT MARRAKECH dreht sich alles um den pubertierenden Ben, der gegen die Ansichten und Handlungsweisen seines Vaters rebelliert, oftmals seine Grenzen austestet und sich damit zeitweise in sehr gefährliche Situationen begibt. Trotz seiner Pubertät und der frühen Scheidung seiner Eltern muss er sich bis zu einem gewissen Grad immer verantwortungsbewusst verhalten, da er Diabetiker ist. Die Krankheit bedingt, dass er täglich mehrmals seinen Blutzucker kontrolliert und sich gegebenenfalls Insulin spritzt, um nicht ins Koma zu fallen. Sie führt dazu, dass Ben schon früh in eine Erwachsenenrolle gedrängt wird. Bens Mutter ist zwar stets besorgt um die Gesundheit und das Wohlergehen ihres Sohnes, doch da sie, ebenso wie Bens Vater, beruflich sehr häufig unterwegs ist, ist und bleibt Ben auf sich allein  gestellt. 

Soziale Konflikte
In EXIT MARRAKECH spielen soziale Konflikte ebenfalls eine große Rolle: Während Ben weltoffen und auf eigene Faust auf Erkundungstour durch Marokko geht, ohne Erlaubnis seines Vaters mit Einheimischen eine Diskothek besucht, mit einer Prostituierten ins Atlasgebirge Reißaus nimmt und Kontakt zu Menschen aus allen sozialen Schichten sucht, vermeidet sein Vater jeglichen Kontakt mit den Einheimischen und der anderen Kultur. Er steht der gesamten Kultur in Marokko abweisend gegenüber – und das, obwohl er Theaterregisseur ist und damit einen Beruf ausübt, der im kulturellen Bereich angesiedelt ist. An der Prostituierten und den Lebensbedingungen aber auch den patriarchalen Struktur ihrer Familie zeigen sich die sozialen Probleme in Marokko, die durch die Touristenperspektive von Ben und seinem Vater kontrastiert werden.  

Bezugspersonen
Der 17-jährige Ben ist in EXIT MARRAKECH nicht nur auf der Suche nach seiner eigenen Identität, sondern versucht auch Kontakt zu seinem Vater zu knüpfen. Obwohl er es nicht zugibt, ist sein Vater für ihn ein Vorbild, was daran zu erkennen ist, dass Ben ihm bei der Ankunft in Marokko seine Kurzgeschichten vorzeigt. Trotz der – sowohl emotionalen als auch körperlichen – Distanz der beiden versucht sich Ben also, genau wie sein Vater, im kulturellen Bereichsich künstlerisch auszudrücken. Er hätte ebenso in den handwerklichen oder sozialen Bereich gehen können, um sich offen etwa von seinem Vater abzugrenzen, doch das tut er nicht. Indem er sich mit dem Schreiben von Kurzgeschichten befasst, zeigt Ben, dass er seinen Vater hinter all der Wut auf ihn doch als Vorbild ansieht und ihm sein Urteil wichtig ist. Als beide schließlich ihren emotionalen Konflikt ausgetragen haben, kann Ben auch endlich offen zeigen, dass ihm die Wünsche und die Meinung seines Vaters wichtig sind. Darum geht er in der Schlussszene auch aufgeschlossen auf seine jüngere Halbschwester zu und stellt sich ihr, so wie Heinrich es sich von Ben gewünscht hatte, vor.   

Happy End
In dem Film EXIT MARRAKECH, in dem Ben sich nach anfänglicher Trotzhaltung seinem Vater wieder zuwendet und seine Halbschwester am Strand von Marrakesch kennenlernt, findet der Film ebenfalls ein harmonisches Ende.

Familienkrise
In EXIT MARRAKECH steht der Vater-Sohn-Konflikt, der sich erst nach einem heftigen Streit und einer kathartischen Erfahrung in der Wüste auflöst, im Mittelpunkt der Filmerzählung. 

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Formale Aspekte zu EXIT MARRAKECH [ ↑ ]

Landschaftsaufnahmen
In EXIT MARRAKECH sind immer wieder Aufnahmen zu sehen, die zeigen, wie weit und karg die Landschaft ist. Doch auch die Straßen der Stadt werden immer wieder in kurzen Sequenzen gezeigt, um dem Publikum einen ersten Eindruck von der bunten geschäftigen Welt Marokkos zu geben. 

Musik
In EXIT MARRAKECH sind vielfach einheimische Klänge und Musikstücke zu hören, die die Hektik in der Großstadt oder die jeweilige Stimmung in der Wüste mit nahöstlichen Klängen unterstreichen.

Licht und Schatten
In einem Artikel von Lara Fritzsche (Zeit, 27.06.2013) zum Film EXIT MARRAKECH wird betont, wie wichtig Caroline Link das richtige Licht für ihre Filme ist: So nutzte sie für die Szene, in der Heinrichs Wagen von einer Klippe stürzt, den Sonnenuntergang, um das perfekte Licht einzufangen. 

Schnitt
In EXIT MARRAKECH benutzt Caroline Link kurze und schnelle Schnittfolgen als technisches Mittel, um die hektische und rastlose Atmosphäre auf den Straßen Marrakeschs herauszustellen.

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Pressespiegel zu EXIT MARRAKECH [ ↑ ]
Die Pressestimmen zum 2013 erschienenen Film EXIT MARRAKECH sind geteilter Meinung. SpiegelOnline, Die Zeit und Christopher Diekhaus von Cineman.ch empfinden den Film als zu plakativ und sehen den emotionalen Vater-Sohn-Konflikt zu einseitig beleuchtet. Christopher Diekhaus meint überdies, dass manche Bilder zur bloßen exotischen Kulisse verkommen und dass das Ende des Films zu bequem konstruiert sei. Für den Tagesspiegel und die Autoren von Moviepilot.de, Filmstarts.de und Kino.de steht jedoch fest, dass Caroline Link mit EXIT MARRAKECH eine berührende und glaubwürdige Vater-Sohn-Geschichte gelungen ist, in der alle dramaturgischen Elemente reibungslos ineinander greifen. Für Cinefacts (heute Kino.de) ist EXIT MARRAKECH sogar „eine atmosphärische Reiseerzählung in innere und äußere Dimensionen.“
Einig sind sich alle Pressestimmen darin, dass die schauspielerischen Leistungen von Samuel Schneider und Ulrich Tukur hervorragend seien.

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