Partikeln

Alle drei Sprachen weisen viele, insbesondere modale Partikeln auf, die auch regelmäßig genutzt werden. Während es einige Untersuchungen zum Deutschen und Niederländischen einerseits und zum Afrikaans und Niederländischen andererseits gibt, ist zum Vergleich von Afrikaans und Deutsch diesbezüglich wenig bekannt. Herman Beyer und Bernhard Fisseni haben anhand von Beispielen aus der Forschungsliteratur und gemeinsamer introspektiver Arbeit zwei Interpretationsansätze entwickelt, die die Verwendung der eher epistemischen Partikeln, insbesondere tog, doch, mos, ja, modellieren. Diese müssten in einem zweiten Schritt empirisch weiter validiert werden.

 

Deutscher Einfluss auf das Afrikaans

Historisch gesehen hat sich die Sprachgeschichte des Afrikaans oft gefragt, wieso der Einfluss der Deutschsprachigen, die zeitweise die Mehrheit des Personals der Niederländischen Ostindien-Kompanie darstellten, so klein ist. In der Festschrift für Heinz Eickmans haben Ute Boonen und Bernhard Fisseni, unterstützt von Herman Beyer, versucht herauszuarbeiten, dass dies daran liegen kann, dass man eindeutigen deutschen Einfluss suchte, der nicht aus niederländischen Dialekten stammen konnte. Stattdessen schlagen wir vor, nach Aspekten zu suchen, wo Afrikaans und Deutsch einander näher sind als Afrikaans und Niederländisch. Derartige gibt es insbesondere im lexikalischen Bereich, etwa die Trennung von für (vir) und vor (voor), aber auch auf anderen linguistischen Ebenen, so unterscheiden Afrikaans und Deutsch nur zwei stimmhafte labiodentale/labiale Approximanten/Frikative, Niederländisch aber drei.

Derartige Unterschiede könnten – unabhängig vom Vorkommen in niederländischen Dialekten – durch die Mitwirkung der Deutschsprachigen verstärkt selektiert worden sein.

Jun.-Prof. Dr. Ute K. Boonen: Konversion kontrastiv

Die Konversion gilt neben der Komposition und Derivation als produktives Wortbildungsverfahren im Niederländischen und im Deutschen und kommt auch im Afrikaans vor. Dabei gibt es auffällige Unterschiede zwischen den drei westgermanischen Sprachen. So gibt es im Niederländischen Formen wie zij pintik hockeyjij volleybalt etc., die im Deutschen und auch im Afrikaans mit paraphrastischen Konstruktionen wiedergegeben werden müssen: sie zahlt mit Karte, ich spiele Hockeydu spielst Volleyball respektive hy betaal met ′n bankkaart, ek speel hokkiejy speel vlugbal. Der Flexionsverlust im Niederländischen könnte eine Rolle für die Produktivität des Verfahrens spielen, erklärt aber nicht, warum im Afrikaans, das auch flexionsarm ist, in diesen Fällen keine Konversion stattfindet. Andere konversionsähnliche Ausdrücke wie Ndl. klappertanden, Afr. klappertand oder Ndl. knipogen, Afr. knipoog (wörtlich klapperzahnen ꞌmit den Zähnen klappernꞌ bzw. zwinkeraugen ꞌzuzwinkernꞌ), bei denen entgegen der allgemeinen Regel nicht das rechte Glied der Verbindung den Kopf bildet, sondern das linke, kommen sowohl im Niederländischen als auch im Afrikaans vor – im Deutschen jedoch nicht. Welchen Status Wortbildungen diese Art tatsächlich haben und in welchen germanischen Sprachen sie überhaupt vorkommen, ist noch nicht detailliert untersucht.

Anhand empirischer Untersuchungen zum einen in Wörterbüchern, zum anderen in Korpora zur geschriebenen und gesprochenen Sprache möchte ich ermitteln, welche Konvertate in den drei Sprachen bereits kodifiziert und/oder akzeptiert sind, um auf Basis dieser Ergebnisse einen Fragebogen für die Akzeptabilitätsurteile zu konzipieren. Mithilfe des Fragebogens möchte ich ermitteln, welche Konversionen im Niederländischen, Deutschen und Afrikaans produktiv sind oder auch nicht. Möglicherweise lassen die Resultate auch Interpretationen zur Ursache der Produktivität zu.