NRW spricht Muttersprachen

Blick Richtung Westen am Campus Essen
CC BY Judith Purkarthofer

Knapp 150 Personen, großteils Studierende und Angestellte, haben sich im Frühjahr 2021 an unserer Umfrage zum Sprachgebrauch im Alltag beteiligt. Sie beantworteten Fragen zu ihrem Aufwachsen, der Verwendung von Sprachen im Beruf, Plänen für die eigene Familie und zu den Sprachen, die sie im Lauf der Schulzeit und Ausbildung gelernt haben. Und was lässt sich nun über die relativ junge (Durchschnittsalter 25) und gut gebildete Gruppe (zwei Drittel studieren) sagen?

Sprachen in der Familie

Insgesamt sind unsere Teilnehmer*innen mit 23 verschiedenen Sprachen aufgewachsen. Was sind denn nun die häufigsten Familiensprachen? In unserer Studie dominiert nach Deutsch (43%) Türkisch (18%), gefolgt von Kurdisch und Russisch (jeweils 7%) sowie Polnisch (5%). Entspricht das auch Ihrem Eindruck? Wenn nicht, dann hat das eventuell damit zu tun, dass Sprecher*innen des Polnischen, Kurdischen, Russischen und Türkischen eher das Gefühl haben, ihre Sprachen würden in der Öffentlichkeit abwertend beurteilt. In einem Fragebogen wurde das folgendermaßen beschrieben: “Vor allem in der Schule hatte ich das Gefühl, dass ich mich ständig in einem Identitätskampf befinde und mich rechtfertigen muss.”

Gleichzeitig sehen viele die Weitergabe von Sprachen an die eigenen Kinder als wichtiges Ziel, wie in diesem Fragebogen vermerkt ist: “Sprachliche Diversität ist eine wichtige Basis für kritisches Denken und analytische Kognition. Außerdem würde dadurch stets der soziale Kontakt zu meinem äußeren Familienkreis (und dadurch z.B. zu gleichaltrigen Cousins) offen bleiben.” Und auch: “Weil ich mich in dieser Sprache am elaboriertesten/detailliertesten/ganz genau ausdrücken kann. Weil meine Muttersprache die Sprache des Landes ist in dem ich lebe, in dem dann also auch meine Kinder leben würden.”

Mehrsprachige Arbeitswelt: Deutsch, Englisch und Türkisch

Türkisch wird als Ressource in der Arbeit wahrgenommen – 14% der Türkisch-Sprecher*innen sprechen und 9% schreiben es regelmäßig an ihrem Arbeitsplatz. Englisch wird, bei einer größeren Anzahl von Sprecher*innen, ebenfalls nur von 15% in der Arbeit gesprochen oder geschrieben. Erwartungsgemäß nimmt der Anteil von Deutsch im Arbeitskontext den größten Raum ein – für über 85% der Befragten gehört Deutsch sprechen und schreiben am Arbeitsplatz dazu.

 

Die hier zusammengestellten Ergebnisse wurden von Katja Cantone, Tobias Schroedler, Fransziska Möller und Judith Purkarthofer beschrieben und im Rahmen von Konferenzbeiträgen präsentiert.