Das Forschungsprojekt

Forschung in der Türkei

 

Seit dem Frühjahr 2014 wird in einem gemeinsamen Projekt des Instituts für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache der Universität Duisburg-Essen mit dem Zentrum für Türkei- und Integrationsforschung in Essen, mit der Germanistik-Abteilung der Marmara-Universität Istanbul und der Bahçeşehir-Universität zu deutsch-türkischen Stereotypen geforscht.

Das Projekt "Deutsche und Türkische Stereotype im Vergleich" (Projektleiter Prof. Dr. R. S. Baur und Prof. Dr. H. Uslucan) wurde im Rahmen des „Deutsch-türkischen Wissenschaftsjahres“ vom deutschen Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung  und aus Forschungsmitteln der Marmara-Universität in Istanbul unterstützt. Es werden Fragestellungen zu Stereotypen  aus soziolinguistischer, sprachwissenschaftlicher und literaturwissenschaftlicher Sicht beleuchtet.

Zum einen werden die aktuell existierenden Stereotype in Deutschland und in der Türkei statistisch repräsentativ erhoben,  zum anderen werden Stereotype im Rahmen der Sprach- und Literaturwissenschaften sowohl in zeitgenössischen Texten (Presse und Belletristik) als auch in historischen literarischen Texten untersucht .

Bekanntlich gibt es zwischen Selbstbildern und Fremdbildern bei den Völkern enorme Widersprüche. Vor allem mit Blick auf Türken und deren Wahrnehmung in den westlichen Kulturen kann auf eine lange Geschichte der Konstruktion von verzerrten Bildern (zum Teil tradiert aus den Befreiungskriegen der Balkanvölker gegen die Osmanen, in Deutschland in neuerer Zeit durch die Arbeitsmigration aus den ländlichen Gebieten der Türkei in die deutschen Industriezentren) zurückgegriffen werden.

Man könnte annehmen, dass sich in Deutschland in den letzten fünfzig Jahren, also seit der Zuwanderung der Türken zu Beginn der 60-er Jahre nach Deutschland, die wechselseitige Wahrnehmung durch alltägliche Kontakte normalisiert und zum Positiven verändert hat. Doch wie die Bilder „der Deutschen“ über „die Türken“ und die Bilder „der Türken“ über „die Deutschen“ nach 50 Jahren vielfältiger Kontakte tatsächlich sind, bzw. welche Bilder voneinander bei welchen Bevölkerungsgruppen dominant sind, ist bisher nicht gründlich untersucht worden.

Ziel der Untersuchung ist es aus diesem Grund, in beiden Ländern die vorherrschenden Stereotype zu erheben, um dadurch statistisch auswertbare und aussagekräftige Aussagen zu Einstellungen und „Völkerbildern“ zu erhalten, die im deutsch-türkischen Kontakt existieren und im interkulturellen Kontakt ein Rolle spielen.

In Duisburg und Essen sowie in Istanbul wurden bereits jetzt in universitären Veranstaltungen gemeinsam mit Studierenden der jeweiligen Universitäten die Ergebnisse der bisherigen Forschungen diskutiert und neue Lehr- und Lernkonzepte erprobt, in denen sich die Studierenden nach dem Konzept des „forschenden Lernens“ aktiv mit Vorurteilen, Stereotypen und Einstellungen über die jeweils andere Nation auseinandersetzen können. Dabei wurde neben dieser Lehrmethode  auch der Ansatz des „Service-Learning“ erprobt und die Entwicklung von Modulen in Angriff genommen, durch welche die Auseinandersetzung mit Stereotypen im Rahmen von interkulturellen Fragestellungen dauerhaft in die Germanistik und die sprachlichen Fächer implementiert werden könnten.  Erste Evaluationen der Konzepte zeigen zum einen, dass es ein enormes Interesse an Schulungen und Seminaren gibt, die das Thema „Stereotype“ im interkulturellen Kontakt theoretisch und praktisch erarbeiten, und dass zum anderen durch die Zusammenarbeit verschiedener Hochschulen zahlreiche Synergieeffekte für die gemeinsame Entwicklung von Modulen und für ein grenzüberschreitendes internationales Lehren und Lernen entstehen.

Die im Rahmen des Projekts erprobten Veranstaltungen verbinden eine handlungsorientierte und kooperative Lernpraxis in besonders effektiver Weise mit wissenschaftlicher Reflexion und der Einführung in Forschungsmethoden.

Das Forschungen werden geleitet von
Prof. Dr. Dr h.c. Rupprecht S. Baur

in Kooperation mit
Prof. Dr. Haci-Halil Usluçan

 

Projektkoordination und Mitarbeit

Stefan Ossenberg
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