Winter School 2016 | Workshops

In den parallelen Workshops werden sechs einschlägige und etablierte Forschungsansätze mit Blick auf ihre interdisziplinären Verortungen und Herangehensweisen vorgestellt und diskutiert. Dies geschieht anhand von methodologischen und methodischen Fragen, die sich den Teilnehmer*innen in ihren Qualifizierungsprojekten stellen.

Workshop 1: Ethnographie

Prof. Dr. Georg Breidenstein (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Prof. Dr. Anja Tervooren
(Universität Duisburg-Essen)

Die Ethnographie mit ihren Anfängen in der europäischen Ethnologie, ihrer weiteren Ausdifferenzierung in der Soziologie und dem starken Bedeutungszuwachs für die Erziehungswissenschaft während der vergangenen Dekaden ist nicht anders als interdisziplinär denkbar. In dem Workshop werden die Implikationen dieser Interdisziplinarität in Hinblick auf den Prozess des Schreibens und der Bedeutung des Autors oder der Autorin beleuchtet. Dabei werden neben aktuellen erziehungswissenschaftlichen Entwicklungen in der Ethnographie auch Bezüge zu den Nachbarwissenschaften hergestellt.

Workshop 2: Konversationsanalyse

Dr. Daniela Böhringer (Stiftung Universität Hildesheim)
Prof. Dr. Martina Richter
(Universität Duisburg-Essen)


Erst in neuerer Zeit findet die ethnomethodologische Konversationsanalyse Eingang in die deutschsprachige Bildungsforschung und kommt bei der Untersuchung von Interaktionen in (sozial-)pädagogischen Feldern zur Anwendung. Konstitutiv für die Konversationsanalyse ist ihre internationale sowie interdisziplinäre Verortung, die in dem Workshop zum Gegenstand der Diskussion gemacht und in ihrer Bedeutung für den systematischen Umgang mit den Daten reflektiert werden soll.

Workshop 3: Dokumentarische Methode

Prof. Dr. Anja Weiß (Universität Duisburg-Essen)
Prof. Dr. Nicolle Pfaff (Universität Duisburg-Essen)

Mit Blick auf die aktuelle breite Anwendung im Rahmen von verschiedenen Forschungsfeldern wollen wir in dem Workshop Vorgehensweisen und Herausforderungen einer wissenssoziologisch fundierten dokumentarischen Forschung in den Blick nehmen. Diskutiert werden sollen dabei insbesondere die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Anwendung auf unterschiedliche Datenmaterialien (z.B. Text aus Interviews oder Gruppendiskussionen, Bild, Video) sowie ihre Potenziale für interdisziplinär ausgerichtete Projekte.

Workshop 4: Bildrekonstruktive Verfahren

Prof. Dr. Michael R. Müller (Technische Universität Chemnitz)
Prof. Dr. Jeanette Böhme (Universität Duisburg-Essen)

In Abgrenzung zur Ikonologie und Ikonographie steht in diesem Workshop die Methodologie der Ikonik im Zentrum. Damit verbundene Ansätze der Bildungsforschung eröffnen Fragestellungen, die in dem ‚linguistic turn‘ der Erziehungswissenschaft bis Ende der 1990er-Jahre eher marginalisiert blieben. Seither gewinnen Bilder als Datengrundlage etwa in der Bildungsforschung zu jugendlichen Identitäten, Praktiken und Bildungszeiträumen zunehmend an Bedeutung.

Workshop 5: Diskursanalyse

Prof. Dr. Daniel Wrana (Fachhochschule Nordwestschweiz)
Prof. Dr. Fabian Kessl (Universität Duisburg-Essen)

Im Feld der diskursanalytischen Forschung, die in der jüngeren Vergangenheit auch in der empirischen Bildungsforschung Konjunktur erfährt, schreiben sich unterschiedliche disziplinäre Denktraditionen und Forschungshaltungen ein. Am Beispiel der Forschungsarbeiten der Teilnehmer*innen werden die Möglichkeiten und Grenzen einer interdisziplinären Anlage diskursanalytischer Vorgehensweisen und die damit verbundenen forschungsmethodischen Konsequenzen in den Blick genommen.

Workshop 6: Habitus- und Milieuanalyse

Prof. Dr. Rolf-Torsten Kramer (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Prof. Dr. Helmut Bremer
(Universität Duisburg-Essen)

Forschungen zur Milieubezogenheit von Bildungs- und Lernprozessen bilden im Rahmen der Analyse von Ungleichheits- und Selektionsprozessen einen zentralen Fokus der qualitativ-empirischen Bildungsforschung. Hier dient das Habituskonzept Bourdieus oft als theoretischer Anker. Inzwischen haben sich in der Qualitativen Bildungsforschung verschiedene Ansätze qualitativer Habitusanalyse entwickelt, die überwiegend in der Soziologie und der Erziehungswissenschaft verortet sind, wobei die interdisziplinäre Verschränkung verschiedener Perspektiven zumeist wenig reflektiert wird. Der Workshop zielt darauf zu vermitteln, wie habitustheoretische Grundlagen in eine angemessene Forschungspraxis umgesetzt werden können, um die Milieuspezifität von Bildungspraxis aufzuzeigen.