Source: Oxford Academic

Manuel Cargnino (2021) (Wie) hängen populistische Einstellungen und Verschwörungsglauben mit der Wahrnehmung politischer Netzwerkhomogenität zusammen?

In einer korrelativen Untersuchung widmete sich Manuel Cargnino der Frage, ob Facebook-Nutzende, welche populistische Einstellungen haben (z.B. daran glauben, dass es ein „Volk“ gibt, dem seine Souveränität durch etablierte Institutionen vorenthalten wird) und zu Verschwörungsglauben neigen (z.B. für wahrscheinlich halten, dass es eine unkontrollierte Immigration nach Deutschland gibt, die gezielt dem Zweck dient, das deutsche Volk „abzuschaffen“) stärker dazu tendieren, sich in ihrem Netzwerk einstellungskongruenten Inhalten auszusetzen. Einen zentralen Anhaltspunkt zu dieser Vermutung bildet etwa die Beobachtung, dass sowohl populistische Einstellungen als auch der Glaube an Verschwörungstheorien mit einer vereinfachenden, dualistischen Einteilung von Menschen in „gut“ und „böse“ in Zusammenhang stehen. Anders als vermutet zeigt sich jedoch, dass populistische Einstellungen mit (der Wahrnehmung) einer größeren politischen Heterogenität des eigenen Netzwerks zusammenhängt und Verschwörungsglaube offenbar in keinem Zusammenhang mit der wahrgenommenen Netzwerkhomogenität steht.

Die Studie „The Interplay of Online Network Homogeneity, Populist Attitudes, and Conspiratorial Beliefs: Empirical Evidence From a Survey on German Facebook Users” (Autor: Manuel Cargnino) wurde im „International Journal of Public Opinion Research“ veröffentlicht und kann dort oder kostenfrei als Pre-Print in SocArXiv heruntergeladen werden.

Source: ijoc.org

German Neubaum, Manuel Cargnino & Jeanette Maleszka (2021) Wie gehen wir mit politischen Meinungsverschiedenheiten in unseren Online-Netzwerken um?

Mit Hilfe einer qualitativen Studie gingen wir der Frage nach, wie Menschen auf politische Meinungsverschiedenheiten in ihren Online-Netzwerken reagieren. Dabei wenden Personen verschiedene Strategien an, um ihre kognitive Dissonanz zu vermindern. Sie diskreditieren die Expertise der Andersdenkenden oder sie halten sich vor Augen, dass es legitim ist, unterschiedlicher Meinung zu sein. Eine weitere - von außen beobachtbare - Reaktion kann sein, die digitale Beziehung aufzulösen (z.B. "entfreunden"). In diesem Zusammenhang haben wir analysiert, welche psychologischen Prozesse Social Media-Nutzende durchlaufen, bevor sie die drastische Entscheidung treffen, sich von einer Person digital zu trennen. Dabei machen es sich Nutzende nicht einfach: Eine digitale Trennung scheinen sie nur dann in Betracht zu ziehen, wenn die Meinungsverschiedenheit als fundamental erlebt oder wenn die Person als "verzichtbare" Bekanntschaft eingestuft wird.

Die Studie „How Facebook Users Experience Political Disagreements and Make Decisions About the Political Homogenization of Their Online Network" (AutorInnen: German Neubaum, Manuel Cargnino & Jeanette Maleszka) wurde in der Open Access-Fachzeitschrift „International Journal of Communication” veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.

Quelle: Taylor & Francis

Manuel Cargnino & German Neubaum (2020) Wählen wir unsere Social Media-Kontakte anhand ihrer politischen Überzeugungen aus? Welche Implikationen hat das für unsere sozialen Netzwerke?

Die Frage, ob Social Media politische Diversität vermindern und Nutzende vorwiegend konsonanter Information aussetzen (Echokammer-These), wurde bereits mehrfach untersucht. Unklar war jedoch, inwieweit eine solche Netzwerkhomogenisierung in der zielgerichteten Vernetzung zwischen ähnlich denkenden Nutzenden begründet ist und welche Rolle dabei individuelle Eigenschaften der Nutzenden spielen. Um diesen Fragen nachzugehen wurden Proband*innen zu ihren Beweggründen für die Vernetzung („Befreunden”) mit anderen Nutzenden und der politischen Homogenität ihres Facebook-Netzwerks befragt. Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass meinungsbezogene und politische Ähnlichkeiten im Allgemeinen zwar keine sehr wichtigen Auswahlkriterien darzustellen scheinen, es jedoch bestimmte Gruppen von Nutzenden gibt, die möglichweise stärker zur Vernetzung mit Gleichdenkenden neigen (z.B. solche, die sich mehr mit einer ideologischen Gruppierung identifizieren). Zudem fanden sich Hinweise dafür, dass manche Nutzende ihr Netzwerk durch politisch motivierte Kontaktauswahl homogenisieren – jedoch in eher geringem Ausmaß.

Die Studie „Are we deliberately captivated in homogeneous cocoons? An investigation on political tie building on Facebook” (Autoren: Manuel Cargnino & German Neubaum) wird in der internationalen Fachzeitschrift „Mass Communication and Society” veröffentlicht. Weitere Details zur Publikation und Ergebnissen können hier nachgelesen werden

Daniel Röchert, Muriel Weitzel, Björn Ross (2020) Wie homogen sind die YouTube-Empfehlungen, wenn es sich um rechtspopulistische und politisch neutrale Videos handelt?

Gemäß der Filterblase-Annahme werden auf Plattformen wie YouTube personalisierte Algorithmen eingesetzt, um Nutzer/innen neue Videos vorzuschlagen, die mit ihrer bisherigen Suchhistorie und deren Meinungen und Werten übereinstimmen. Dies würde zu einer politisch homogenen, also gleichförmigen, Video-Landschaft führen. Doch wie gut sind diese Algorithmen tatsächlich? Wie politisch gleichförmig sind die automatisierten Video-Empfehlungen überhaupt?

Mit dieser Studie haben wir das Empfehlungsnetzwerk von YouTube im Hinblick rechtspopulistischen und politisch-neutralen Videos untersucht, um die Homogenität der Videoempfehlungen zu erkennen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es zu 54% wahrscheinlich ist, dass Nutzer/innen, die rechtspopulistische Videos anschauen, entsprechend rechtspopulistische Videos vorgeschlagen bekommen. Folgen sie diesen Empfehlungen, sinkt jedoch die Wahrscheinlichkeit auf 37%, dass sie in der nachfolgenden Runde ebenfalls rechtspopulistische Videos empfohlen bekommen. Schauen Nutzer/innen politisch neutrale Videos besteht eine niedrige Wahrscheinlichkeit (2%), dass sie Empfehlungen für rechtspopulistische Videos bekommen.

Mehr zu unserer Methode und zu den Befunden kann im Artikel “The homogeneity of right-wing populist and radical content in YouTube recommendations" (Autoren: Daniel Röchert, Muriel Weitzel, Björn Ross), bei den Proceedings der Konferenz Social Media & Society zur Veröffentlichung angenommen wurde, nachgelesen werden.

Quelle: computationalcommunication.org

Daniel Röchert, German Neubaum, Björn Ross, Florian Brachten, Stefan Stieglitz (2020) Diskutieren wir auf sozialen Medien nur mit denen, die mit uns in ihrer politischen Meinung übereinstimmen?

Den sozialen Medien wird häufig angelastet, dass sie uns bei ihrer Nutzung in Räume katapultieren, in denen wir in unseren politischen Haltungen lediglich bestätigt werden. Mit dieser Studie haben wir überprüft, inwiefern politisch relevante Kommentare auf YouTube eher miteinander in Verbindung stehen (z.B. weil sie aufeinander Bezug nehmen oder unter dem gleichen Video auftauchen), wenn sie die gleiche oder wenn sie eine entgegengesetzte Meinung vertreten. Die Befunde zeigen, dass es mehr Verbindungen zwischen nutzergenerierten Kommentaren gibt, die sich in ihrer Haltung widersprechen als zwischen Kommentaren, die den gleichen politischen Standpunkt zum Ausdruck bringen.

Mehr zu unserer Methode und zu den Befunden kann im Artikel "Opinion-based Homogeneity on YouTube: Combining Sentiment and Social Network Analysis" (Autoren: Daniel Röchert, German Neubaum, Björn Ross, Florian Brachten, & Stefan Stieglitz), der bei der neuen Fachzeitschrift Computational Communication Research zur Veröffentlichung angenommen wurde, nachgelesen werden.

weiter zum Preprint des Artikels

 

Quelle: tandfoline.com

2020 Bin ich wirklich ein/e politische/r Meinungsführer/in in meinem Netzwerk?

Haben Sie unter Ihren FreundInnen das Sagen, wenn es um politische Themen? Anders gefragt: Sind Sie ein/e Meinungsführer/in? Offline und online beantworten manche Menschen diese Frage mit "ja". Aber wie stark haben diese Personen tatsächlich Einfluss auf ihr Umfeld? Wir haben analysiert, ob und wie stark die selbst eingeschätzte Wirkung als Meinungsführer/in von der tatsächlichen Reichweite Nutzender der Plattform Twitter abweicht. Dabei haben wir Nutzende nicht nur befragt, sondern deren Position im Twitter-Netzwerk erfasst. Die Befunde dieser Studie (Autoren: Stephan Winter, German Neubaum, Stefan Stieglitz & Björn Ross) sind nun in der Fachzeitschrift "Information, Communication & Society" veröffentlicht.

zum Artikel

 

Quelle: https://connection.sagepub.com/

Was hält uns davon ab, unsere Meinung im Internet kundzutun?

Sind wir eher online oder offline bereit, eine Minderheitsmeinung (zu politischen Themen) zu vertreten? Welche sozialen Sanktionen erwarten wir, sollten wir eine abweichende Meinung öffentlich kundtun? Inwiefern halten uns diese Erwartungen davon ab, uns an politischen Diskursen im Internet zu beteiligen?

Antworten auf diese Fragen liefert die bei Communication Research erschienene Studie "What Do We Fear? Expected Sanctions for Expressing Minority Opinions in Offline and Online Communication" (AutorInnen: German Neubaum & Nicole Krämer).

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Quelle: https://www.tandfonline.com/

Inwiefern nehmen Menschen politische Meinungstrends über soziale Medien wahr?

Der bei Media Psychology publizierte Artikel "Monitoring the opinion of the crowd: Psychological mechanisms underlying public opinion perceptions on social media" (AutorInnen: German Neubaum & Nicole Krämer) ging der Frage nach, inwiefern wir auf sozialen Netzwerkplattformen z.B. Kommentare anderer User als Anhaltspunkte nehmen, um aktuelle Meinungstrends in der Gesellschaft abzuleiten. Ob dies der Fall ist und welche Folgen das für unsere persönliche Meinung hat, kann hier nachgelesen werden:

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Quelle: https://academic.oup.com/hcr

Wie verändern soziale Medien die öffentliche Meinungsbildung?

Über soziale Medien können Gespräche zwischen zwei Personen vor einem sehr großen Publikum geführt werden. Damit vermischen soziale Medien-Plattformen zwischenmenschliche und massenmediale Kommunikation immer stärker miteinander. Dies hat Konsequenzen für die Bildung der öffentlichen Meinung: Wie bewerten wir einen Online-Nachrichtenartikel, wenn eine gute Freundin diese über Facebook geteilt hat? Wie formulieren wir eine Meinungsbekundung, wenn wir wissen, dass ein Riesenpublikum (bestehend aus FreundInnen, Bekannten, ArbeitskollegInnen etc.) diese lesen wird?

Diese Fragen werden aus theoretischer Sicht im Artikel "Opinion climates in social media: Blending mass and interpersonal communication" (AutorInnen: German Neubaum & Nicole Krämer) in der Fachzeitschrift Human Communication Research untersucht. Der Artikel ist Teil der Special Issues "Merging Mass and Interpersonal Communication via Interactive Communication Technology: A Symposium" (herausgegeben von Joseph Walther & Patti Valkenburg).

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