Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Stipendien für Studierende aus Palästina

Hochschulforschung vor Ort erleben

[13.11.2008] Wissenschaftliche Experimente unter professionellen Bedingungen: Diese Möglichkeit wollte sich Samah Ghanem nicht entgehen lassen. Die Masterstudentin von der Birzeit University bei Ramallah im Westjordanland forscht derzeit am Lehrstuhl Steuerung, Regelung und Systemdynamik an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Ein besonderes Kurzzeitstipendienprogramm der nordrhein-westfälischen Landesregierung ermöglicht ihr den Studienaufenthalt, bei dem sie wichtige Ergebnisse für ihre Abschlussarbeit in der Elektrotechnik gewinnt.

Extrem elastisch und trotzdem stabil ist der kleine Nickel-Titan-Draht, den Samah Ghanem intensiv untersucht. Er sieht beinahe aus wie ein schlichter, schwarzer Faden und hat doch ganz andere Eigenschaften. Genau diese interessieren die Studentin, denn wenn sie mehr darüber weiß, kann das Material noch flexibler eingesetzt werden. Schon jetzt hält es beispielsweise gebrochene Knochen, Zahnspangen und Brillen zusammen oder wird in Flugzeugtragflächen eingesetzt. Der Draht reagiert auf Temperaturveränderungen ganz anders als herkömmliche Stoffe: Wird er erwärmt – was meistens durch elektrischen Strom geschieht – dann dehnt er sich nicht aus sondern zieht sich zusammen. Die Experten entwickeln deshalb Verfahren, um dieses Verhalten zu kontrollieren. Bis Ende Dezember will die Stipendiatin alle relevanten Daten erhoben haben.

Ihre Versuche sind eingebettet in das Forschungsprofil des Lehrstuhls, der sich u.a. mit mechanischen Systemen sowie modernen Regelungs- und Automatisierungstechniken befasst. Sie arbeitet direkt mit den Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dirk Söffker zusammen. „Das Forschungssystem in Deutschland ist breiter angelegt und entsprechend gibt es auch für fortgeschrittene Studenten mehr Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten. Es gibt an palästinensischen Universitäten kaum Spezialisierungsmöglichkeiten auch weil z.B. keine Promotionsstudien angeboten werden“, fasst Samah Ghanem ihre ersten Eindrücke zusammen. Seit einigen Jahren kooperiert der Lehrstuhl mit Prof. Dr. Hasan Shibli von der Birzeit Universität in Palästina, der auch Frau Ghanem für ihre Masterarbeit nun nach Duisburg gesandt hat.

Durch das Stipendienprogramm für Studierende aus Palästina sind derzeit fünf Studierende an Hochschulen in NRW zu Gast. Bei ihren Aufenthalten lernen sie die Forschungslandschaft sowie modernste Techniken kennen. Sie führen Messungen und Studien durch, die sie später auch zum Nutzen ihrer Heimatinstitute einsetzen können. Samah Ghanem kann sich vorstellen, ihre wissenschaftliche Karriere an der UDE fortzusetzen. „Wenn ich meinen Abschluss gemacht habe, würde ich gern als Doktorandin zurückkommen“, blickt sie in die Zukunft.

Weitere Informationen: www.srs.uni-due.de
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dirk Söffker, Tel. 0203/379-3429, E-Mail: soeffker@uni-due.de

Redaktion: Katrin Braun, Tel. 0203/379-1488

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