Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Den Risikogenen auf der Spur

Übergewicht und Diabetes: Neue Genvarianten entdeckt

[16.01.2007] Ein internationales Forscherteam, darunter auch Wissenschaftler der Uni Duisburg-Essen (UDE), hat eine Genvariante entdeckt, die das Risiko für Typ 2 Diabetes erhöht und gleichzeitig das für Übergewicht verringert. „Diese Tatsache hat uns insofern verblüfft, als diese Form des Diabetes häufig mit Übergewicht einhergeht“, so Johannes Hebebrand, Duisburg-Essener Professor und „Adipositas“-Koordinator des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN). Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Nature Genetics“ veröffentlicht.

Zunächst hatten Forscher Patienten aus Dänemark, West-Afrika und Island untersucht und mehrere Varianten des TCF7L2-Gens identifiziert. Demnach birgt die Variante HapBT2D die größte Gefahr, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, also an der Zuckerstoffwechselerkrankung, die früher als Altersdiabetes bekannt war, aber heute, wo es immer mehr dicke und fettleibige Menschen gibt, gerade auch jüngere Patienten trifft.

Die UDE-Wissenschaftler konnten anschließend einen Zusammenhang zwischen den neuen Genvarianten und dem Körpergewicht nachweisen. Das TCF7L2-Gen ist offensichtlich an der Regulation von Hormonen beteiligt, die die Balance zwischen Sättigungsgefühl und Appetit kontrollieren. Die Varianten des TCF7L2-Gens im Erbgut bestimmen, wie groß oder klein die Risikoveranlagung für Übergewicht ist.

Demnach wiegen Männer mit der HapBT2D?Variante in Relation zur Körpergröße meist etwas weniger ? sie haben also einen geringeren Body Mass Index (BMI)

, während Männer mit der HapA-Variante eher überflüssige Pfunde mit sich herumtragen. Bei Frauen ist dieser Effekt längst nicht so stark auszumachen. „Menschen mit der HapA-Genvariante waren in früheren Zeiten im Vorteil“, meint Dr. Anke Hinney. „Denn wer ausreichende Fettreserven bildete, überstand auch Hungerperioden.“

Besonders interessant für die Forscher ist, dass Menschen mit der HapBT2D-Variante nicht zum Übergewicht neigen, aber ein besonders hohes Risiko haben, an Typ 2 Diabetes zu erkranken. „Dieses Ergebnis, das wir so nicht erwartet hätten, zeigt uns, wie komplex diese Krankheit ist", erklärt Hebebrand. "Und es lässt vermuten, dass Menschen mit einer HapBT2D?Variante unter einer anderen Form des Typ 2 Diabetes leiden als diejenigen, die ihn bei Übergewicht entwickeln.“

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