Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

12. Internationales CAR Symposium

Autobauer setzen auf Kooperationen

[09.02.2012] Mit einer Rekordbeteiligung von 1.100 Konferenz-Teilnehmern konnte das 12. Internationale CAR Symposium der Universität Duisburg-Essen (UDE) am 9. Februar in Bochum aufwarten. Am Vortag waren mehr als 2.000 Studierende und Hochschulabsolventen zur größten Karriere-Messe für die Automobilindustrie in Deutschland gekommen.

Thyssen-Krupp-Personalchef Ralph Labonte und Opel-Personalchef Holger Kimmes warben bei den Studierenden, sich intensiv mit ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächern zu beschäftigten: „Wir können den Standort Deutschland nur mit jungen, motivierten Menschen in die Zukunft führen.“ Eine Schlüsselrolle falle da Ingenieuren, Wirtschaftsingenieuren und Ökonomen, so Kongressleiter Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer.

Peugeot-Citroen: Kooperationserfahrungen über 35 Jahre

Hauptergebnis des Kongress: Um die drei großen Herausforderungen der Branche, Kostendruck, hohe Investitionen in klimafreundliche Produkte und neue Märkte zu schultern, braucht es Kooperationen unter Autobauern. Der Vorstandsvorsitzende des französischen Peugeot-Citroen Konzerns (PSA), Philippe Varin, erläuterte auf dem 12. CAR Symposium die Kooperationsstrategie der Franzosen. Zentral ist die klare Strategie, sauber abgrenzte Kooperationsbereiche, die nicht in Konflikt mit anderen Projekten stehen, und Partnerschaften auf Augenhöhe in den jeweiligen Projekten.

PSA kooperiert seit mehr als 35 Jahren mit anderen Autobauern. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Gemeinsam mit Toyota hat PSA bisher über 1,2 Mio. Kleinwagen gebaut, mit Ford über 17 Mio. Dieselmotoren. Mit Renault arbeitet PSA seit 1966 im Bereich Motoren und Getrieben zusammen, mit Fiat wurden über 5,8 Mio. leichte Nutzfahrzeuge und Vans produziert. Mehr als 60.000 SUV wurden zusammen mit Mitsubishi gebaut. Im Gemeinschaftsprojekt mit BMW sind schon mehr als zwei Mio. Vierzylinder-Ottomotoren entstanden. Damit hat PSA die breiteste Erfahrungen bei Kooperationen weltweit. „Die gescheiterte Suzuki-VW-Kooperation zeigt, wie wichtig bei Kooperationsprojekten die Augenhöhe und das Vertrauen sind“, betonte Ferdinand Dudenhöffer.

Reithofer: Kooperationen wichtiger Baustein der BMW-Strategie

Den Charme des 12. CAR Symposiums machte aus, dass die Vorstandsvorsitzenden der beiden Kooperationspartner BMW und Peugeot-Citroen ihre Erfahrungen in einer gemeinsamen Diskussion erläuterten. Nicht nur mit dem Thema Elektromobilität stehen die Autobauer vor großen Aufgaben und Engagements. An Kooperationen geht kein Weg vorbei. „BMW werde auch in Zukunft mit anderen Herstellern in abgegrenzten Themenbereichen zusammenarbeiten. Für uns sind strategische Partnerschaften Teil unserer Strategie“, sagte Reithofer. Allerdings gebe es dabei auch Grenzen: „Der Premiumcharakter und die Eigenständigkeit unserer Fahrzeuge und Marken dürfen nicht angetastet werden“, betonte der BMW-Chef weiter.

BMW-Chef Reithofer rechnet mit Wachstum im Weltautomarkt 2012

BMW-Chef Norbert Reithofer ist trotz des unsicheren konjunkturellen Umfeldes und der Schuldenkrise in Europa für 2012 zuversichtlich: „Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum des Weltautomobilmarkts von etwa 4 Prozent“, sagte der Vorstandsvorsitzende der BMW AG, Dr. Nobert Reithofer, im Rahmen des 12. CAR Symposiums. „Während der Markt in Europa stagnieren dürfte, gehen wir in den USA und China von deutlichen Wachstumsraten aus“, erklärte Reithofer weiter. Der weltweite Markt für Premiumfahrzeuge werde auch 2012 stärker als der Gesamtmarkt wachsen.

Zum CAR Symposium stellte das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen seine neue Prognose der Weltautomobilmärkte vor. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass die EU-Schuldenkrise „beherrschbar“ bleibt und sich keine wesentlichen Konjunktur-Auswirkungen außerhalb Europa zeigen, betonte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Die konjunkturellen Risiken außerhalb Europas haben sich in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt. Die Aktienmärkte haben sich gut erholt, die Konjunkturstimmung, gemessen an Indices wie dem IFO- und ZEW-Index, hat sich erheblich verbessert, die Weltkonjunkturaussichten sind stark aufgehellt. Deshalb gehen wir davon aus, so Dudenhöffer, dass in diesem Jahr mit 63,1 Mio. Pkw weltweit 2,1 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft werden als im letzten Jahr. Allerdings bleibt Europa mit einem Minus von 4,6 Prozent das Sorgenkind. Das Wachstum kommt aus den USA und Asien (siehe Tabelle im Anhang).

Elektromobilität braucht Sichtbarkeit

In einem großen Ausstellungsbereich des CAR Symposiums wurden Elektromobilitätsprojekte und Elektroautos ausgestellt. So zeigte etwa BMW seine für das Jahr 2013 geplanten Elektroautos, den BMW i3 und BMW i8 sowie den E-Mini und den ActiveE beim CAR Symposium. Ebenso präsentierten Ford, Opel, Peugeot, Mercedes, Nissan, Renault, Smart ihre Elektroautos.

Um Elektromobilität zu einem Erfolg in Deutschland zu machen, sind laut Reithofer noch erhebliche Anstrengungen notwendig: „Wirtschaft und Bundesregierung müssen noch kräftig an einem Strang ziehen, damit 2020 tatsächlich eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sind. Nur so kann Deutschland nicht nur führender Anbieter von Elektrofahrzeugen, sondern ein echter Leitmarkt für Elektromobilität werden“, zeigte sich Reithofer überzeugt. Die BMW Group wird 2013 mit dem BMW i3 ihr erstes rein elektrisch angetriebenes Serienfahrzeug auf den Markt bringen.

Ein weiteres Highlight war die Diskussion zum Thema Frauen in Führungspositionen in der Autoindustrie. Gleich drei Spitzenmanagerinnen der Autoindustrie waren bei der Diskussion vertreten. Die Ford-Einkaufschefin für Nordamerika Birgit Behrendt, das Opel-Vorstandsmitglied und Chefentwicklerin Rita Forst und die Smart-Chefin Dr. Anette Winkler. Alle drei Spitzenmanagerinnen betonten, dass eine Frauen-Quoten kaum der richtige Weg ist. Im Mittelpunkt müsse Kompetenz, Führungsstärke und Engagement stehen. Es ist wichtig für die Branche, mehr Spitzenmangerinnen zu gewinnen, aber eine Quote sei nicht der richtige Lösungsansatz.

Würth: Menschenführung macht 50% des Erfolgs aus

In 57 Jahren hat er aus einer Schraubenhandlung mit zwei Mitarbeitern ein Weltunternehmen mit 66.000 Beschäftigten und mehr als 9 Mrd. Euro Umsatz geformt: Paradeunternehmer Prof. Dr. h.c. mult. Reinhold Würth. Zentraler Grund für den Unternehmenserfolg der Würth-Gruppe sind die Würth-Werte. Menschenführung ist zu mehr als 50 Prozent für den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens verantwortlich, so Reinhold Würth.

Der Drang nach Wachstum zeichnet erfolgreiche Unternehmer aus. Die Diskussion mit Reinhold Würth wurde im Rahmen des Kunstwerks „Trash People“ des Aktionskünstlers HA Schult gestaltet. „Die Trash People sind um die Welt gereist – globalisiert so wie Würth und die Autoindustrie“, erläuterte Aktionskünstler HA Schult beim 12. CAR Symposium.

Neue Rektordbeteiligung

In den insgesamt 14 Infoshops des 12. CAR Symposiums stellten die Autobauer Audi, BMW, Daimler, Ford, Mazda, Nissan, Opel gemeinsam mit großen Zulieferern und Energielieferanten wie BP, Goodyear, GKN, Hella, Magna, Lanxess, Leoni, JohnsonControls, RWE, Ticona, wichtige Innovationen und Prozessverbesserungen zur Diskussion.

Mit 108 Unternehmens-Partnern, 1.100 Konferenzteilnehmer und einer Fachausstellung, an der 93 Firmen teilnahmen, hat das CAR Symposium in Bochum einen neuen Rekord erzielt. Die zum vierten Mal durchgeführte Job-Messe mit über 2.000 Studenten am Vortag ist ein wesentlicher Baustein der Veranstaltung geworden. 100 Unternehmen der Automobil- und Zulieferindustrie hatten sich den Studenten und Hochschulabsolventen präsentiert.


Weitere Informationen: Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Tel. 0203/379-1111, ferdinand.dudenhöffer@uni-due.de, http://www.uni-due.de/car/car_12.php

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

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