Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Uni-Forschungsprojekt im medizinischen Einsatz

Diagnosehelm hilft heilen

[16.06.2004] Der Prototyp eines neuartigen Sensorhelms wird am Donnerstag, 10. Juni, in der Neurologieabteilung des St. Anna-Krankenhaus erstmals öffentlich vorgestellt. Er wurde im Fachgebiet Elektromechanische Konstruktion am Uni-Campus Duisburg von Dr.-Ing. Reinhard Viga in enger Kooperation mit Dr. med. Erich Koletzki entwickelt.

Der mobile, kabellose Sensorhelm unterstützt den Nervenarzt bei der exakten Diagnose von Krankheitsbildern, die mit gestörten Bewegungsabläufen des Kopfes einher gehen. Die bekannteste Erkrankung aus diesem Bereich ist zum Beispiel Morbus Parkinson (auch Parkinson-Syndrom). Für die Diagnose und Therapieüberwachung dieser Erkrankungen war der behandelnde Arzt bislang weitgehend auf die eigene subjektive Beurteilung und einfache mechanische Vermessung angewiesen. Ein weiteres relevantes Einsatzfeld ist die Untersuchung, ob ein Patient tatsächlich unter einem Schädeltrauma leidet.

Das an der Uni entwickelte sensorgestützte Mess- und Aufzeichnungssystem kann nun erstmals hinreichend genau und dynamisch Kopfbewegungen richtungsgetrennt erfassen. Es ist die Basis für einen quantitativen Vergleich von Krankheitsverläufen und -intensitäten und kann helfen, bezifferbare Ursache-Wirkungs-Schemata und damit neue Erkenntnisse auf diesem Gebiet zu gewinnen.

Dies zeigt sich bereits deutlich in ersten klinischen Anwendungen des Systems an etwa hundert Betroffenen im Duisburger St. Anna-Krankenhaus. Hier konnten bereits auffällige Merkmale dieser Erkrankung quantitativ exakt erfasst werden. Es zeigte sich, dass in einigen Fällen sehr konstant geringe Kopfdrehraten auftreten, die mit den herkömmlichen Beobachtungsmethoden nicht oder nur ungenau zu diagnostizieren gewesen wären. Das System ist auch eine objektive Möglichkeit zur Therapiekontrolle.

6.000 Patienten sind bundesweit betroffen

An der Bewegung des Kopfes und des Halses sind zwanzig entgegengesetzt wirkende Muskelpaare beteiligt. Sie verleihen Kopf und Hals ihre große Beweglichkeit. In Deutschland sind etwa 80.000 Personen von organischen neurologischen Bewegungsstörungen betroffen, über 6.000 leiden an Bewegungsstörungen im Kopfbereich. Diese können angeboren oder aber in späteren Jahren erworben sein. Wenige Formen sind psychisch bedingt, während in den meisten Fällen organische Ursachen das Krankheitsbild bestimmen.

Als wichtigste Ursache sind muskuläre Fehlbildungen und Spannungsfehlzustände, Knochen- und Wirbeldeformationen sowie gehör- und gesichtssinnbedingte Kompensationsreaktionen bekannt. Neben operativen Eingriffen werden als therapeutische und unterstützende Maßnahmen medikamentöse, krankengymnastische auch bewegungstherapeutische Behandlungen angewendet sowie orthopädische Hilfsmittel einzeln oder in Kombination – abhängig von der jeweiligen Krankheitsursache und -ausprägung.

Entscheidend für die geplante Anwendung in einem Diagnosegerät sind insbesondere eine leicht und schnell herstell- und trennbare Befestigung, eine genaue Positionierbarkeit und ein guter Halt, eine lageunabhängige Funktion sowie eine risikolose Nutzung. Für die Signalauswertung und –darstellung wird ein handelsüblicher Personal Computer (PC) eingesetzt, der über eine drahtlose Schnittstelle (Bluetooth) verügen oder nachträglich mit einem entsprechenden Adapter ausgestattet werden muss. Die Bedieneroberfläche des Messsystems erlaubt auch das Aufzeichnen, Speichern Drucken und Wiederaufrufen des zeitlichen Verlaufs der Messwerte.

Hinweis: Falls Sie an Bildmaterial interessiert sind, können wir Ihnen dies gern kurzfristig elektronisch zur Verfügung stellen.

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

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