Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Wesentliche Strukturentscheidungen bis zum Sommer

Uni-Fusion: In zwei Stufen

[23.04.2004] Die Gründungsphase endet am 31. Dezember 2006. Bis dahin soll der Gründungs- und Errichtungsprozess der fusionierten Universität geplant, umgesetzt und evaluiert sowie eine auf die Evaluationsergebnisse gestützte Optimierung eingeleitet sein.

Der Prozess soll im Wesentlichen in zwei Stufen erfolgen:

In einer ersten Stufe, die bis zum Sommer 2004 andauert, sollen die wesentlichen Strukturentscheidungen getroffen und umgesetzt sein. Es handelt sich um

a) die Fächerstruktur, d.h. die Zuordnung der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen zu den beiden Campi in Duisburg und Essen. Die Entscheidungen werden anhand der Kriterien Erzielung von Synergien durch die Fächerzusammenlegung, Chancen für Innovationen (Forschungsschwerpunkte, attraktive Studienangebote), Vernetzung (zwischen den Disziplinen, zwischen der Universität und dem jeweiligen regionalen Umfeld) sowie Erzielung möglichst komplementärer Profile der beiden Campi getroffen.

b) die Organisationsstruktur (Fachbereichsgliederung). Mittelfristig angestrebt wird eine Drei-Ebenen-Organisation, in der
* die jeweiligen Fachdisziplinen als "strategiefähige Organisationseinheiten" ihre Profilbildung relativ autonom, wenn auch im Rahmen der gesamtuniversitären Planungen vornehmen und in Rankings, Evaluationen u.ä. verantworten.
* interdisziplinäre Vernetzungen zwischen den Fächern in Lehre und Forschung auf einer "mittleren Ebene" erzielt werden.
* die Zentralebene (Rektorat, Senat, beratende Kommissionen) die strategische Gesamtausrichtung der Universität verantwortet (Erarbeitung strategischer Ziele, Controlling, Qualitätssicherung, Budgetierung).

Es soll sichergestellt werden, dass die neuen Gremien so rechtzeitig konstituiert sind, dass zum 1. Oktober 2004 die Wahlen durchgeführt sind. Eine tiefer gehend an den Zielen der Drei-Ebenen-Organisation ausgerichtete Struktur soll nach einer Evaluierung und Optimierung dieser Struktur bis zum Ende 2006 vorgenommen sein.

c) Die bis zum 31. Dezember 2003 noch komplett getrennten Verwaltungen der beiden Universitäten sollten in der ersten Phase vorläufig in der Weise zusammengeführt werden, dass die bisherigen Doppelzuständigkeiten durch klare Zuordnungen bei den Leitungsfunktionen
überwunden werden.

Die Stufe 2 der Hochschulentwicklungsplanung baut auf den getroffenen Strukturentscheidungen auf. Sie besteht aus einer Prozessorganisation und der Evaluierung der betroffenen Struktur- und Prozessentscheidungen.

a) Prozessorganisation

Ab Herbst 2004 soll ein strategischer Entwicklungsprozess implementiert werden, der aus drei Stufen besteht:

* Die Erarbeitung strategischer Zielsetzungen auf der Grundlage von Stärken-/Schwächen-Analysen in den wichtigsten Leistungsbereichen der Universität (output-bezogene Prozesse: Lehre, Forschung, Transfer, wissenschaftlichen Nachwuchses; interne Prozesse: Budgetierung, Qualitätssicherung, Organisations- und Personalentwicklung, Gleichstellung u.a.).

* Die Aushandlung interner Leistungsvereinbarungen mit den dezentralen Organisationseinheiten der Universität, in denen festgehalten wird, mit welchen Veränderungsprojekten diese zur Erreichung der gesamtuniversitären strategischen Zielsetzungen beitragen.

* Die Umsetzung der Leistungsvereinbarungen durch ein Projektmanagement sowie ein Monitoring, welches der Universität erlaubt, den Umsetzungsprozess zu begleiten, aus ihm zu lernen und einzelne Projekte ggf. zu verändern.

b) Strukturevaluation

Bis zum Ende der Gründungsphase sollen die getroffenen Strukturentscheidungen evaluiert und teilweise optimiert sein.

Zur Organisationsstruktur: Gliederung der Fachbereiche

Auf seiner Sitzung vom 21. April 2004 hat das Rektorat einstimmig beschlossen, an der Universität Duisburg-Essen zum 1. Oktober die folgenden 13 Fachbereiche zu bilden:

Geisteswissenschaften

Dekanat: Campus Essen
Gesellschaftswissenschaften Dekanat: Campus Duisburg
Bildungswissenschaften Dekanat: Campus Essen
Kunst und Design

Dekanat: Campus Essen
Wirtschaftswissenschaften Dekanat: Campus Essen
Betriebswirtschaft

Dekanat: Campus Duisburg
Mathematik

Dekanat: Campus Duisburg/Essen
Physik

Dekanat: Campus Duisburg
Chemie

Dekanat: Campus Essen
Biologie und Geografie

Dekanat: Campus Essen
Ingenieurwissenschaften

Dekanat: Campus Duisburg
Bauwissenschaften

Dekanat: Campus Essen
Medizin

Dekanat: Campus Essen

Geisteswissenschaften
Die zurzeit in Duisburg und in Essen angesiedelten geisteswissenschaftlichen Fächer werden im Fachbereich Geisteswissenschaften am Campus Essen gebündelt. Er umfasst die Lehreinheiten Anglistik, Germanistik, Deutsch als Zweitsprache, Romanistik, Türkisch, Modernes Japan, Kommunikationswissenschaft, Geschichte, Philosophie, Evangelische Theologie, Katholische Theologie. Diesem Fachbereich wird das Personal der Geisteswissenschaften zugeordnet, auch wenn es Dienstaufgaben auf dem Campus Duisburg wahrnimmt (IZG, Kulturwirt). Alle an beiden Campi angebotenen Studiengänge werden in gemeinsamer Verantwortung von allen Lehrenden des jeweiligen Fachs getragen.

Für den Campus Duisburg gelten folgende Besonderheiten:

* Der Studiengang „Kulturwirt“ soll als ein gemeinsamer Studiengang in Duisburg durch die Geisteswissenschaftliche Fakultät (Essen), die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (Duisburg) und prospektiv die Ingenieurwissenschaftliche Fakultät (Duisburg) angeboten werden.

* Das Interdisziplinäre Zentrum für Geisteswissenschaften (IZG) wird zurzeit durch die Duisburger Geisteswissenschaftliche Fakultät betrieben. Es soll zukünftig als zentrale wissenschaftliche Einrichtung geführt werden und hat im Wesentlichen Aufgaben in Forschung und Lehre (Module für die ingenieur-, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Studiengänge auf dem Campus Duisburg) im Themenkreis „Technik, Bildung, Gesellschaft“. Es verfügt dauerhaft über Mittel für eine Gastprofessur, die auf ein Jahr befristet an WissenschaftlerInnen von außerhalb der Universität Duisburg-Essen vergeben wird. Die Aufgabe der InhaberInnen der Gastprofessur besteht in der Planung und Umsetzung von Lehrmodulen, der Initiierung von und Mitarbeit an fächerübergreifenden Forschungsprojekten und der hochschulöffentlichen Thematisierung inter- und transdisziplinärer Themen.

Gesellschaftswissenschaften
Die in den Gesellschaftswissenschaften zusammengefassten Lehreinheiten Sozialwissenschaften, Pädagogik, Psychologie, Geographie und Sport werden zu je einem Profilschwerpunkt je Campus ausdifferenziert.

* Campus Duisburg:
Profilschwerpunkt „Sozialwissenschaften'', mit Konzentration im Lehr- und Forschungsangebot auf Soziologie und Politologie, auf Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkten in Weiter- und Erwachsenenbildung und betrieblicher Weiterbildung sowie im interdisziplinären Angebot in KOMMEDIA (Angewandte Kommunikations- und Medienwissenschaft) zusammen mit der Informatik am Campus Duisburg. Zur weiteren Campus-Profilierung ist die Vernetzung mit weiteren am Campus Duisburg angesiedelten Fächern auszubauen, insbesondere mit den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften.

* Campus Essen:
Profilschwerpunkt „Bildungswissenschaften'', mit Konzentration auf Soziale Arbeit: Beratung und Management, politische und interkulturelle Bildung, die Unterrichtsfächer Pädagogik und Sport und Bewegungswissenschaften sowie das erziehungswissenschaftliche Begleitstudium der Lehramtsstudiengänge. Hinzu treten in der Lehre die Vernetzungen mit weiteren am Campus Essen angesiedelten Fächern sowie in der Forschung Kernbereiche u.a. um das ISSAB, in Jugend- und Schulsozialarbeit, in der Bildungsforschung und um die DFG-Forschergruppe und das mit ihr verbundene Graduiertenkolleg ‚Naturwissenschaftlicher Unterricht'.

Wirtschaftswissenschaften
Die Wirtschaftswissenschaften bestehen aus zwei Fachbereichen/Fakultäten, je eine an jedem Campus. Das Profil der Duisburger Einheit ist betriebswirtschaftlich ausgerichtet (Fakultät für Betriebswirtschaft). Das Profil des/der Essener Fachbereichs/Fakultät ist wirtschaftswissenschaftlich (BWL und VWL) sowie (wirtschafts-) informatisch ausgerichtet (Fachbereich/Fakultät Wirtschaftswissenschaften). An beiden Campi ist vor Ort die Grundausstattung für BWL, VWL, Statistik, Jura und Wirtschaftsinformatik für das jeweils örtlich erforderliche Lehrangebot sicherzustellen.

* Die Duisburger Fakultät bietet eigene Studiengänge (BWL, Logistikmanagement) und hybride Studiengänge (Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftssoziologie (in Planung), Kulturwirt, Handelslehrer, Ostasienwirtschaft/-wissenschaft und Wirtschaftsmathematik) in Verbindung mit anderen Duisburger Lehreinheiten an. Außerdem werden vielfache Serviceleistungen für in den anderen Duisburger Fakultäten angebotene Studiengänge erbracht.

* Der Essener Bereich bietet eigene Studiengänge (BWL, VWL, Wirtschaftsinformatik, (staatl.) Lehramt für Berufskolleg und Gymnasien (GyGe), Systems Engineering, Medizinmanagement) an. Außerdem werden Serviceleistungen für in anderen Essener Bereichen angebotene Studiengänge erbracht. Die Vernetzung mit anderen Fachbereichen/Fakultäten am jeweiligen Campus in der Lehre ist ein weiter auszubauendes Profilmerkmal beider Bereiche.

Die Lehrprogramme sollen bei grundsätzlicher struktureller Gleichheit bzw. Ähnlichkeit zum einen an den jeweiligen Campi ihr eigenes inhaltliches Profil mit differenzierten Abschlüssen weiter ausbilden und zum anderen hinsichtlich derjenigen Lehrkomponenten, die ähnliche Inhalte umfassen, gegenseitige Durchlässigkeit erlauben.

Naturwissenschaften
Die Naturwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen gliedern sich künftig in die vier Fachbereiche Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und Geowissenschaften.

* Hinsichtlich der Lehreinheit Landschaftsarchitektur ist zurzeit noch nicht abschließend geklärt, ob er gegebenenfalls an eine Fachhochschule abgegeben wird. Zunächst wird sie in den Fachbereich Bauwesen eingegliedert mit der Zukunftsperspektive eines gemeinsamen Master-Studiengangs. Wenn die Lehreinheit verbleibt, wird der FH-Studiengang durch einen Bachelor-Studiengang Landschaftsarchitektur abgelöst.

* Der Fachbereich Mathematik unterhält “Niederlassungen” (einschließlich Geschäftsstellen) auf beiden Campi. Das Dekanat ist jeweils an dem Campus angesiedelt, der den Dekan stellt.

* Der Fachbereich Physik wird in Duisburg zusammengeführt. Geplant ist, dass die Umzüge 2006 stattfinden. Der Fachbereich muss auch danach auf dem Campus Essen eine Präsenz aufrecht erhalten, die eine anspruchsvolle Betreuung der Lehramtsstudenten erlaubt.

* Der Fachbereich Chemie wird in Essen lokalisiert sein. Die Duisburger Professuren werden 2006/07 mit der Fertigstellung neuer Laborräumlichkeiten nach Essen übersiedeln. Dem Fachbereich Chemie wird das jetzige Institut für Grenzflächen/Biotechnologie eingegliedert. Es wird erwartet, dass dieses zusammen mit dem Duisburger Lehrstuhl für Analytische Chemie ca. 2007/08 nach Essen übersiedelt. Zu diesem Zeitpunk wird auch der Bachelor/Master-Studiengang “Wasser: Chemie, Analytik, Mikrobiologie” nach Essen verlagert.

* Der Fachbereich “Biologie und Geografie” ist in Essen angesiedelt. Es ist sicherzustellen, dass die Lehrserviceverpflichtungen auf dem Campus Duisburg erfüllt werden.

Ingenieurwissenschaften

An der Universität Duisburg-Essen sind folgende Technik- und ingenieurwissenschaftliche Einheiten vorhanden:
* Informatik, jetzt Abteilung in der Fakultät für Ingenieurwissenschaften (Fak. IW) in Duisburg
* Elektrotechnik, jetzt Abteilung in Fak. IW in Duisburg
* Maschinenbau, jetzt Abteilung in Fak. IW in Duisburg
* Materialtechnik, jetzt Abteilung in Fak. IW in Duisburg
* Bauingenieurwesen, jetzt FB in Essen
* Maschinenwesen, jetzt FB in Essen
* Vermessungswesen, jetzt FB in Essen
* Lehramtstudium Technik, jetzt in Essen (in Duisburg auslaufend)
* Berufliche Fachrichtungen der Lehramtstudiengänge für den gewerblichtechnischen Bereich in Essen (für Fachrichtungen in Maschinenwesen, Bauingenieurwesen) und Duisburg (Maschinenbau, Elektrotechnik)

Das Rektorat plant:

* die Informatik (als Ingenieur- und Medieninformatik), Elektrotechnik und Maschinenbau als einen Teil der Fakultät für Ingenieurwissenschaften in Duisburg weiterzuführen. Dazu kommt die Abteilung Materialtechnik und eine Abteilung Maschinenwesen.

* das Bauingenieurwesen als eigenständigen Fachbereich in Essen weiterzuführen; abhängig von der Entscheidung bzgl. einer Weiterführung des Studiengangs wird das Fach Landschaftsarchitektur organisatorisch mit dem Fach Bauingenieurwesen zu einem Fachbereich Bauwissenschaften zusammengeführt.

*
das Vermessungswesen wird an eine Fachhochschule abgegeben. Für die Auslaufzeit wird die Einheit Vermessungswesen dem Fachbereich Bauwissenschaften zugeordnet.

* Technik wird im Rahmen der Lehramtstudiengänge in Essen weitergeführt. Die beruflichen Fachrichtungen für das Bauingenieurwesen, Elektrotechnik und Maschinenbau werden fortgesetzt.

Das Rektorat setzt sich dafür ein, den Lehr- und Forschungsbereich Materialtechnik am Standort Duisburg als dem traditionsreichsten Hochschulbereich mit hoher Bedeutung für die Stadt Duisburg und die regionale Wirtschaft zu erhalten. In weiteren Gesprächen wird geklärt werden, ob eine teilweise Übernahme des gegenwärtigen Studiengangs am Standort Duisburg durch eine Fachhochschule erreicht werden kann.

Redaktion: Beate H. Kostka, T.: (0203) 379?2430

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