Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Projekt führte zu weniger Unfällen

Landespreis für Physikdidaktiker

[11.01.2006] NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf hat die Arbeitsgruppe „Mechanik und Verkehr“ der Universität Duisburg-Essen mit dem Landespreis für Innere Sicherheit 2005 ausgezeichnet. Die Physikdidaktiker unter der Leitung von Dr. André Bresges hatten ein Projekt der Ordnungspartnerschaft Düren zur Reduzierung von Motorradunfällen in der Eifel über 36 Monate wissenschaftlich begleitet.

Die Arbeitsgruppe „Mechanik und Verkehr“ geht der Frage nach, wie der Mensch die physikalischen Effekte und Phänomene des Alltags wahrnimmt, einschätzt und zur Bewältigung des Alltages nutzt. Die Wissenschaftler konzentrieren sich dabei besonders auf den Straßenverkehr. Im Eifel-Kreis Düren, wo sich die Kreispolizeibehörde mit einem erschreckenden Anstieg von (tödlichen) Motorrad-Unfällen konfrontiert sah, sollten sie nach den Ursachen forschen.

Nach zahlreichen Interviews mit Motorradfahrern stand fest: Eine besonders gefährdete Gruppe von Fahrern suchte auf den kurvenreichen Strecken den Geschwindigkeitsrausch, das „Einswerden mit der Maschine“. Dieser Glückszustand, auch als „Flow“ bezeichnet, gilt in der Verkehrspsychologie aber auch als höchst gefährlich: Die Bereiche des Gehirns, die für das Ausführen schneller Reflexe zuständig sind, werden so stark ausgelastet, dass die höheren Gehirnfunktionen in den Hintergrund gedrängt werden und mit ihnen auch das Antizipieren möglicher Gefahren, Umsicht und soziale Rücksichtnahme.

Was konnte man dagegen tun? Die Physikdidaktiker entwarfen gemeinsam mit den Schulen und der Kreispolizei Plakatserien. Außergewöhnlich in Form und Gestaltung, massiv in ihrer Präsenz, sollten die Plakate von den Motorradfahrern auch bei hoher Geschwindigkeit als störend wahrgenommen werden. Um das Aufkommen des Flow-Erlebnisses auf den unfallträchtigen Strecken dauerhaft zu unterbinden, trugen die Plakate gezielte Botschaften. Themen: Vorsicht, Verantwortung, Unfallgefahr sowie emotionale und soziale Bindung an die eigene Familie.

Den Erfolg beweist die Statistik: Im Zusammenspiel mit weiteren Maßnahmen der Ordnungspartnerschaft wie zusätzliche Geschwindigkeitskontrollen konnten die Zahlen von 62 Unfällen im Jahr 2002 auf 42 Unfälle im Jahr 2005 gesenkt werden. Noch erfreulicher: im letzten Jahr verunglückte auf den beobachteten Strecken niemand tödlich

der langjährige Durchschnitt lag zuvor bei bis zu 20 Todesfällen pro Jahr.

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429

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