Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Kritische Untersuchung mit David-Sackett-Preis ausgezeichnet

Sind medizinische Zusatztests unnötig?

[26.03.2012] Das Gefühl der Sicherheit lassen sich viele Deutsche etwas kosten: Sie bezahlen ärztliche Zusatztests regelmäßig privat. Es wird geschätzt, dass diese Selbstzahlerleistungen jährlich für einen Umsatz von rund 1,5 Mrd. Euro sorgen. Doch was bringen Untersuchungen wie die Krebsfrüherkennung? Ein Wissenschaftlerteam, an dem die Universität Duisburg-Essen (UDE) beteiligt ist, hat die Individuellen Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, kritisch bewertet und damit eine große Diskussion angestoßen. Dafür wurden die Forscher jetzt mit dem David-Sackett-Preis 2012 des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin ausgezeichnet. Er ist mit 2.000 Euro dotiert

Wie oft werden ärztliche Angebote genutzt, die nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung stehen? Das wollte das Forscherteam der Health and Life Sciences University Innsbruck, der Technischen Universität München und der Universität Duisburg-Essen genauer wissen. Dabei konzentrierte es sich auf die beiden häufigsten Leistungen – das Glaukom-Screening (Grüner Star) sowie die vaginale Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs. „Wir konnte für keine der beiden Untersuchungen einen gesundheitlichen Vorteil erkennen“, fasst Prof. Dr. Jürgen Wasem, Leiter der Arbeitsgruppe, das überraschende Ergebnis zusammen. Diese Erkenntnis löste rege Diskussionen in der Fachwelt aus. „Es ist also ernsthaft zu überdenken, ob solche Tests weiterhin flächendeckend, ohne begründeten Krankheitsverdacht angeboten werden sollten.“

Die Initiative für die privat bezahlten Leistungen ginge überwiegend von den Ärzten aus, so Wasem: Zwischen 19 und 53 Prozent der gesetzlich Versicherten haben bereits Angebote erhalten, selbst nachgefragt haben 16 bis 19 Prozent. Die kritische Bewertung der IGeL-Leistungen erfolgte durch ein Health Technology Assessment (HTA). Systematisch untersucht wurden empirische Daten, die das Arzt-Patienten-Verhältnis, die Akzeptanz sowie die ökonomische Bedeutung des Angebots beschreiben. Die nun ausgezeichnete Studie wurde im Auftrag des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) durchgeführt.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Jürgen Wasem, Tel. 0201/183-4072/-4537, juergen.wasem@medman.uni-due.de

Redaktion: Katrin Koster, Tel. 0203/379-1488

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