Bundesebene (BRD)

Neue Sachverständigenkommission für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung
Im Frühjahr 2015 wurde einer neuen Sachverständigenkommision von der Bundesfrauenministerin der Berichtsauftrag für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung erteilt. Die Sachverständigen sollen der Frage nachgehen, welche konkreten politischen Schritte es Frauen und Männern ermöglichen, sich in der Arbeitswelt und in der Familie tatsächlich auf Augenhöhe zu begegnen. Berufseinstieg, Berufskarriere, Familiengründung und familiäre Pflege sind gleichstellungspolitisch bedeutende Schlüsselstellen, die hier besonders betrachtet werden sollen.
Der Erste Gleichstellungsbericht (http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Erster-Gleichstellungsbericht-Neue-Wege-Gleiche-Chancen,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf) der Bundesregierung von 2011 hatte deutlich gemacht, dass punktuelle Lösungen nicht ausreichen, um die Gleichstellung von Frauen und Männern zu verwirklichen. Besonderer Handlungsbedarf wurde hier bei den Übergängen im Lebensverlauf (Berufsleben sowie Familie und Partnerschaft) festgestellt. Daran wird der Zweite Gleichstellungsbericht, der Anfang 2017 vorliegen soll, anknüpfen und weichenstellende Übergänge zwischen einzelnen Lebensphasen in den Blick nehmen.
(Quelle: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Presse/pressemitteilungen,did=215706.html)

Broschüre "Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung"
Was steht auf der Agenda der Bundesregierung in Bezug auf Chancengleichheit in Bildung und Forschung? Die Broschüre "Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung" (2009) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gibt Auskunft über Maßnahmen und Initiativen in diesem Bereich: http://www.dlr.de/pt/en/Portaldata/45/Resources/a_dokumente/cg/chancengerechtigkeit.pdf

Maßnahmen für mehr Chancengleichheit an Hochschulen
Eine zentrale Maßnahme zur Verwirklichung von Chancengleichheit an Hochschulen ist das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder. Seit 2007 werden Universitäten, Fachhochschulen und Künstlerisch-Musikalische Hochschulen mit dem Professorinnenprogramm in ihrem Engagement für mehr Chancengleichheit unterstützt. Die Hochschulen qualifizierten sich für eine Teilnahme am Programm durch Gleichstellungskonzepte, die von einem unabhängigen Begutachtungsgremium bewertet wurden. Positiv bewertete Konzepte umfassen unter anderem die Entwicklung maßgeschneiderter gleichstellungsfördernder und familienfreundlicher Maßnahmen für die jeweilige Hochschule. Nur Hochschulen mit erfolgreichen Gleichstellungskonzepten erhalten eine Förderung von bis zu drei mit Frauen besetzten Professuren für die Dauer von fünf Jahren. Das Programm erhöht die Zahl der Professorinnen an deutschen Hochschulen und stärkt strukturell die Ausrichtung von Hochschulen auf Chancengleichheit.
Das Professorinnenprogramm wurde 2012 evaluiert. Es war so erfolgreich, dass es Bund und Länder um weitere fünf Jahre bis 2017 verlängert haben. (Weitere Informationen: http://www.bmbf.de/de/494.php)
Auch in der Exzellenzinitiative nimmt Chancengerechtigkeit einen wichtigen Stellenwert ein. Die von den Hochschulen vorgelegten erfolgreichen Zukunftskonzepte weisen vielfältige Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Wissenschaft und Sorgetätigkeit vor. Von einzelnen Hochschulen werden Zielquoten für die Erhöhung des Anteils hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen an Spitzenpositionen definiert.
Das sogenannte Kaskadenmodell verabschiedete die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz in 2011. Danach soll der Frauenanteil jeder wissenschaftlichen Karrierestufe mindestens so hoch sein, wie derjenige der direkt darunter liegenden Qualifizierungsstufe. Das Kaskadenmodell berücksichtigt so die spezifischen Gegebenheiten jedes Fachs und ermöglicht damit angemessene Zielvorgaben. Die außerhochschulischen Forschungsorganisationen haben sich im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation (PFI) zur Umsetzung des Kaskadenmodells mit ambitionierten Zielvorgaben verpflichtet und dazu unterschiedliche Einzelmaßnahmen aufgelegt.
(Quelle: http://www.bmbf.de/de/474.php)

Europäische Union

Horizont 2020 – EU Rahmenprogramm für Forschung und Innovation
Horizont 2020 ist das neue EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (2014-2020) mit dem Förderungsziel, eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen. Weitere Informationen: http://www.bmbf.de/pub/horizont_202_im_Blick_2.Auflage.pdf
In Horizont 2020 gibt es erstmals für ein EU-Forschungsrahmenprogramm einen eigenen Artikel zu Gender und Chancengleichheit (Art. 15 – "Gender equality"). Dieser legt fest, dass Chancengleichheit und die Genderdimension in der Forschung durchgängig in allen Projektstadien berücksichtigt werden sollen. Zudem ist der Bereich eines von mehreren Querschnittsthemen in Horizont 2020. Auch beim Monitoring des Rahmenprogramms und in der Begutachtung von Anträgen wird auf den Anteil von Frauen und Männern geachtet bzw. soll dieser benannt werden.
Die Beteiligungsregeln verankern in den Artikeln 12 und 16 die Genderdimension auf der Antragsebene und Chancengleichheit in der Musterzuwendungsvereinbarung (Model Grant Agreement). Zudem ist in Artikel 37 das Geschlecht als eines der Kriterien für die Ausgewogenheit von Begutachtungspanels aufgeführt. Angestrebt wird ein 40-prozentiger Anteil von Gutachterinnen und sogar 50 % Frauen in beratenden Gremien.
Neu ist zudem, dass in Horizont 2020 die Ausgewogenheit der Geschlechter im Forschungsteam während der Begutachtung bei ansonsten gleicher Punktwertung ein "ranking factor" ist. Ebenfalls wird der Anteil von Frauen und Männern bei den Berichten laufender Projekte abgefragt. Außerdem ist in Horizont 2020 neu, dass Gender Trainings jetzt als direkte Kosten eingeplant und abgerechnet werden können.
Die Berücksichtigung von Geschlecht, aber auch der Genderforschung ist explizit gefordert in zahlreichen Ausschreibungstexten. Die Antragstellenden sollen darlegen, wie/ob Frauen und Männer beziehungsweise die Kategorien männlich und weiblich getrennt beachtet werden und wie/ob die Forschungsergebnisse unterschiedliche Konsequenzen für Männer und Frauen haben. Ein mögliches Beispiel sind hier unterschiedliche Krankheitssymptome bei Frauen und Männern, die in der medizinischen Forschung berücksichtigt werden müssen. Weitere Informationen: http://www.horizont2020.de/einstieg-genderaspekte.htm

Strategie zur Chancengleichheit von Frauen und Männern (2010-2015)
Im September 2010 hat die EU-Komission eine Fünfjahresstrategie für mehr Chancengleichheit von Frauen und Männern in Europa beschlossen (http://ec.europa.eu/justice/gender-equality/files/strategy_equality_women_men_en.pdf) Sie soll dazu beitragen, das Potenzial der Frauen besser für die wirtschaftlichen und sozialen Ziele der EU zu nutzen. Die Maßnahmen umfassen die Bereiche Wirtschaft und Arbeitsmarkt, gleiches Entgelt, Gleichheit in Führungspositionen, Bekämpfung geschlechterspezifischer Gewalt und Förderung der Gleichheit der Geschlechter außerhalb der EU.

„Roadmap“ für die Gleichstellung von Frauen und Männern
In 2006 legte die Europäische Kommission für die Gleichstellung von Frauen und Männern einen Fahrplan („Road Map“) für die Gleichstellung von Frauen und Männern für den Zeitraum 2006-2010 vor (http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX:52006DC0092), der sechs Schwerpunkte enthielt:
- gleiche wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen und Männer
- Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
- ausgewogene Repräsentanz in Entscheidungsprozessen
- Beseitigung aller Formen geschlechterbezogener Gewalt
- Beseitigung von Geschlechterstereotypen
- Förderung der Gleichstellung in Außen- und Entwicklungspolitik.
Der Fahrplan baute auf den Erfahrungen der Rahmenstrategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern für den Zeitraum 2001-2005 auf.

Gender in research - Toolkit and Training der EU
Um Gleichstellung effektiv in alle Bereiche der Forschung und Forschungsförderung, insbesondere im 7. Rahmenprogramm der EU durchzusetzen, hat die Europäische Kommission ein Schulungssprogramm und Arbeitspaket entwickelt. Zielgruppe sind Wissenschaftler_innen, nationale Kontaktgruppen des Rahmenprogramms und seine Teilnehmenden. Aufbau des Werkzeugkastens/Toolkits:
- Allgemeine Einführung: Wie ist Gender mit allen Ebenen von Forschung verbunden und warum ist es gut Gleichstellung voranzubringen?
- Fallstudien aus verschiedenen Forschungsbereichen, wie z.B. Nanotechnologie, Gesundheit, Umwelt u.v.m.
- Checkliste
- Interaktive Schulung (eintägig)
(Weitere Informationen: www.yellowwindow.be/genderinresearch)

Datenbank zum Gleichstellungsrecht

Die Datenbank zum Gleichstellungsrecht an Hochschulen gibt einen Überblick über die gleichstellungsrelevanten Regelungen in den Hochschulgesetzen sowie über die wissenschaftsrelevanten Vorschriften zur Gleichstellung von Männern und Frauen auf Bundes- und Länderebene: http://www.gesis.org/cews/unser-angebot/informationsangebote/gleichstellungsrecht/

Gleichstellungspolitik Argumentationshilfen

Friedrich-Ebert-Stiftung 2011: Gleichstellungspolitik kontrovers. Eine Argumentationshilfe. http://library.fes.de/pdf-files/wiso/07877.pdf

Heinrich-Böll-Stiftung 2014: Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie. Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse. https://www.boell.de/sites/default/files/gender_wissenschaftlichkeit_ideologie_2.auflage.pdf

Friedrich-Ebert Stiftung 2017: Das Märchen von der Gender-Verschwörung http://library.fes.de/pdf-files/dialog/13544.pdf

Rosa-Luxemburg-Stiftung/Heinrich-Böll-Stiftung 2017: Gender raus.
Zwölf Richtigstellungen zu Antifeminismus und Gender-Kritik
https://www.gwi-boell.de/de/gender-raus

Literaturtipp Forschungsförderprogramm „Frauen an die Spitze“

Das Forschungsförderprogramm „Frauen an die Spitze“ des BMBF hatte das Ziel, das Zusammenspiel von Prozessen und Faktoren zu erfassen, welche zur Ungleichheit in der Wissenschaft führen. Die Ergebnisse wurden im Februar 2010 auf einer Fachtagung in Hamburg vorgestellt.

Im CEWS-Journal sind die Ergebnisse zusammengefasst: CEWS-Journal: No. 74 | 03.05.2010 (S. 24-27)