Wissenschaftlicher Nachruf für Prof. Dr. Eberhard Schmidt Wissenschaftliche Würdigung Prof. Dr. Eberhard Schmidt, Universität Duisburg-Essen

Nachruf für Prof. Dr. Eberhard Schmidt

„Man brauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“

Dieses Zitat von Schopenhauer war auch ein Motto von Professor Schmidt für die Lehre.

Er versuchte ab 1990 den Essener Lehramtsstudenten der Biologie ein umfassendes Ökosystemverständnis verständlich zu vermitteln ohne, wie heutzutage übermäßig oft üblich, modern scheinende Anglizismen zu benutzen.

Ein wichtiger Faktor war dabei auch die Freilandarbeit bei der er immer mit gutem Beispiel voranging. Sei es bei der Pflege des Uni-Teiches, den der Lehrstuhl Biologie und ihre Didaktik übernommen hatte und der unter verschiedenen Aspekten in die Lehre mit eingebunden wurde, oder auf Exkursionen mit den Studenten. Wobei er auch darauf achtete keine „Rupfbiologie“ zu betreiben, sondern darauf hinwies, dass die Tiere und Pflanzen sehr gut mittels Fernglas bzw. Nahglas (Monokular) zu betrachten und zu bestimmen sind.

Ein wichtiges Thema für das die Studenten sensibilisiert werden sollten war hierbei, neben seiner Leidenschaft, den Libellen, der Stadtparkteich mit all seinen Problemen, z.B. die Entenproblematik und die Seenökologie, die er im Buch „Ökosystem See Band I“ beschrieb.

Auch wurden im Lehrstuhl einfache Versuche entwickelt, die die späteren Lehrer mit einfachen und preiswerten Mitteln in der Schule durchführen können, um bestimmte Phänomene, wie Temperaturschichtung in Seen oder die Algenblüten in Stadtparkteichen, darzustellen. Diese wurden dann von den ehemaligen Studenten im späteren Lehrerleben auch in der Schule regelmäßig angewandt.

Er verstand es die Lehrinhalte so interessant zu vermitteln, dass die Studenten zwei Stunden in fensterlosen Seminarräumen durchhielten. Er nahm seinen Bildungsauftrag sehr ernst und hielt auch schon mal vor nur drei Zuhörern eine Vorlesung. Die Sprechstunden für die Studenten waren dann wirklich Sprechstunden. Fragen wurden in der Regel sehr ausführlich beantwortet, selbst wenn nur ein Ja oder Nein erwartet wurde, was manches Mal zu einem gewissen Zeitdruck führte.

Gespräche waren immer getragen von Interesse an der Sache, ohne den dahinter stehenden Menschen zu vernachlässigen. Der Lehrstuhl wäre nicht das gewesen, was er war, ohne die Fähigkeit von Herrn Professor Schmidt ein Team um sich zu sammeln, das dienstlich wie auch privat ausgezeichnet miteinander umgehen konnte. Er hatte stets ein offenes Ohr, ob es sich um fachliche oder private Anliegen handelte.

Interessant für mich war auch, dass Herr Schmidt, bevor wir im Lehrstuhl Biologie und ihre Didaktik zusammenkamen, während meiner Schulzeit im Gymnasium in Flensburg, meinen dortigen Biologielehrer betreute. Was einige Verhaltensweisen meines Biologielehrers erklärte. Dies stellte sich jedoch erst kurze Zeit, nachdem ich 1991 im Lehrstuhl angefangen hatte, heraus.

Durch die jahrelange Zusammenarbeit hat sich natürlich einiges didaktisches Wissen manifestiert und wird von mir auch heutzutage noch oft in der Lehre angewandt. Ich werde seine direkte aber herzliche Art und seinen norddeutschen Humor sehr vermissen.

Jörg Kaminski

Wissenschaftlicher Werdegang von Prof. E. Schmidt

Schon als Schüler in Berlin entwickelte Eberhard Schmidt ein Interesse für Kleingewässer und die Aquaristik. Nach dem Abitur studierte er zunächst einige Semester BWL in Berlin, danach wechselte er zu den Fächern Biologie und Mathematik für das gymnasiale Lehrfach mit dem Staatsexamen in Kiel. Dort erfolgte auch die Dissertation bei Prof. Tischler über die Ökologie der Libelle Aeshna subarctica. Es folgten Stationen in der Schule, am Kieler Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und eine Professur an der PH Flensburg. Anschließend übernahm er den Lehrstuhl für Biologie und ihre Didaktik an der Universität Bonn mit den Schwerpunkten: Ökologie der Gewässer, Ethologie der Vögel und Evolution. Im Jahre 1990 wechselte er nach an die Universität Gesamthochschule Essen, wo er das Fach Didaktik der Biologie bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2000 vertrat.