Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte

  • Empirische Fundierung einer medienkulturellen Theorie der Schule
  • Raumzeitliche Relationen von Lehr-Lernfigurationen
  • Medienbildung Jugendlicher und Schulentfremdung
  • Jugendszene- und Jugendkulturforschung
  • Methoden und Methodologie rekonstruktiver Ansätze der Sozial- und Kunstwissenschaft

In dem Band "Schule am Ende der Buchkultur" habe ich den heuristischen Entwurf eines neuen schultheoretischen Ansatzes vorgelegt, den ich zur Kennzeichnung zentraler grundlagentheoretischer Bezüge als MEDIENKULTURELLE THEORIE DER SCHULE bezeichne. Diese grundlagentheoretischen Bezüge verweisen auf die Studien der Kanadischen Schule, einem interdiziplinären Forschungsverbund, der mit den Namen von Kultur-, Medien- und Literaturwissenschaftler wie Innis, McLuhan, Kerckhove, aber auch Goody und Ong verbunden ist. In der Tradition dieser Forschungslinie gehe ich davon aus, dass Medien eine kulturgenerierende Bedeutung haben, insofern sie wie eine Grammatik sowohl die raumzeitlichen Relationen kultureller Ordnungen als auch die synästhetischen Relationen kultureller Ordnungen strukturieren.

In einem abgeschlossenen DFG-Projekt (07/2009-06/2012) wurden räumliche Figurationen von Schulkulturen untersucht, die durch eine Entwurfs-, Handlungs- und Strukturdimension gekennzeichnet sind. Diese Forschung eröffnet nicht nur zentrale Einsichten in die medienspezifischen Ordnungsparameter von Schulkulturen, sondern etabliert den Bereich einer raumwissenschaftlichen Schul- und Bildungsforschung im interdisziplinären Diskurs zum Spatial Turn. Als zentrale Ergebnisse wurde eine Typologie schulischer Raumentwürfe vorgelegt, die in einer Analyse von 600 Fällen begründet ist. Darüber hinaus wurde aufgezeigt, dass schulformübergreifend entgegen der geforderten Öffnung und Anerkennung der Heterogenität von Kindern/Jugendlichen, Schulen an einer Schließung des pädagogischen Raums und einer Homogenisierung der Schülerschaft orientiert sind. Schließlich wird deutlich, dass diese schulpädagogischen Orientierungen stark durch die schulbaulichen Ordnungen präferiert werden und somit die Schularchitektur den Spielraum für die Ausgestaltung der pädagogischer Praxis vorentscheidet. Pädagogischen Orientierungen in Schulkulturen werden also entscheidend durch die schulräumliche Ordnung strukturiert.

In einem weiteren DFG-Projekt (09/2012-08/2015) wird gefragt, wie die Ausformung schulräumlicher Ordnungen begründet ist. Dazu wird der Fokus auf die Bedeutung des Schulstandortes eingestellt. Mit Bezug auf vier ausgewählte Quartiere werden Veränderungen von Siedlungsstrukturen, Standortfaktoren und Schulsegregationen analysiert und zu konkreten Schulräumen in Beziehung gesetzt. In dieser Perspektive sollen quartiersspezifische (Krisen-)Potenziale für schulkulturellen Wandel rekonstruiert und quartiersspezifische Schulsegregationen als Effekte urbanen Wandels in den Blick genommen werden. Damit werden in diesem Projekt bisher unverbundene Forschungsfelder zur Schulkultur, zum Quartier und zur Urbanität verschränkt.

Insgesamt zielt die Forschung der Arbeitsgruppe auf die empirische Fundierung einer Pädagogischen Morphologie, in der die Bedeutungen materialer Raumordnungen für pädagogische Handlungsfelder sowie Lern- und Bildungsprozesse im Zentrum steht.