Angewandte Spektroskopie

Die Arbeitsgruppe „Lasermesstechnik“, geleitet von Dr. Torsten Endres, beschäftigt sich mit der Entwicklung und praktischen Anwendung spektroskopischer Diagnostikmethoden zum Einsatz in Verbrennungssystemen oder reaktiven Strömungsprozessen. Dazu zählen insbesondere laserbasierte Verfahren wie Rayleighstreuung, spontane Ramanstreuung, laserinduzierte Fluoreszenz (LIF), laserinduzierte Inkandeszenz (LII) oder Diodenlaser-Absorptionsspektroskopie.

In der Arbeitsgruppe werden einerseits grundlagenorientierte Experimente durchgeführt, um eine quantitative Interpretation der Messdaten auch in komplexen Situationen zu ermöglichen. Dazu gehört auch die Bestimmung von Fluoreszenz-Lebensdauern kleiner Moleküle (OH-Radikale, Formaldehyd, Toluol, Naphthalin). Diese liefern Aufschluss über intra- und intermolekulare Energietransferprozesse, die für die Variation von Signalintensitäten und Spektren verantwortlich sind. Ein weiteres Beispiel ist die Bestimmung der Lichtabsorption in wässrigen Lösungen im nahinfraroten Spektralbereich. Darüber hinaus verfolgt die Arbeitsgruppe die Weiterentwicklung von laseroptischen Verfahren (LII) zur Größenmessung gasgetragener Nanopartikeln – z.B. für Ruß im Motor oder für Nanopartikel als wertvolle Produkte eines Synthesereaktors.

Die Messmethoden werden zur Bestimmung wichtiger Parameter in Flammen oder anderen technisch interessanten Umgebungen eingesetzt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf abbildenden Verfahren, die die gewünschte Größe in einer Querschnittfläche im Prozess darstellen und somit Mischungs-, Reaktions- und Strömungsprozesse aufklären helfen. Die Schichtdicke und die Temperatur wässriger flüssiger Filme wird über Absorptionsspektroskopie mit abstimmbaren NIR-Diodenlasern gemessen, um etwa schnell verdampfende Flüssigfilme auf heißen Oberflächen zeitlich aufgelöst zu betrachten. Ein weiteres Beispiel ist die berührungslose quantitative Bestimmung der Wärmefreisetzung in turbulenten Flammen mittels abbildender LIF von OH und Formaldehyd sowie die der zeit- und spektral aufgelösten Chemilumineszenz (OH*, CH*, CO2*).

Rußende Flammen


Spektroskopie in rußenden Flammen

Laserinduzierte Inkandeszenz (LII)

Zur Rußdiagnostik in Verbrennungsprozessen eignen sich mehrere laserbasierte Verfahren, mit denen die Rußkonzentration, Rußpartikelgrößenverteilung, Rußstruktur etc. bestimmt werden können. Laserinduzierte Inkandeszenz (LII), oder laserinduziertes "Glühen", bietet die Möglichkeit, die Größen von Rußpartikeln zu bestimmen, sowie diese Konzentrationsverteilung abzubilden. Das Verfahren lässt sich darüber hinaus auf Partikel aus anderen Materialien übertragen.

Heiße Partikel emittieren Licht nach dem Planckschen Strahlungsgesetz, erkennbar z.B. an der orangenen Farbe rußender Flammen, die Temperaturen bis 2000 K erreichen können. Bei der laserinduzierten Inkandeszenz werden die Partikel durch einen energiereichen Laserstrahl weiter aufgeheizt bis zur Verdampfungstemperatur von ca. 4000 K [1] im Fall von Ruß. Das Emissionsverhalten dieser "glühenden" Partikel unterscheidet sich gegenüber den nichtaufgeheizten so stark (intensivere Strahlung, blauverschobenes Emissionsmaximum, andere zeitliche Charakteristik), dass ein selektiver Nachweis mit Hilfe von empfindlichen Detektoren und Kameras möglich ist.

Theoretische Betrachtungen [2] und Messungen [3] haben gezeigt, dass das LII-Signal proportional zur Rußvolumenkonzentration ist. Das Verfahren kann damit ein zweidimensionales Abbild der Rußkonzentration in der betrachteten Flamme liefern [4].

Darüber hinaus können zeitaufgelöste Messungen durchgeführt werden, um Aussagen über die Partikelgröße zu treffen (time-resolved LII, TR-LII) [5]. Nach dem Aufheizen durch den Laserstrahl kühlen die Rußpartikel langsam wieder ab und ändern dabei ihre Emissionscharakteristik. Da sich größere Partikel langsamer abkühlen als kleinere, kann durch die Messung der Emission in Abhängigkeit von der Zeit nach der Anregung die Rußpartikelgrößenverteilung ermittelt werden.

Das in der Arbeitsgruppe entwickelte Simulationprogram LIISim (www.liisim.com) ist in der Lage, den Verlauf von LII-Signalen vorherzusagen und gemessene Signalverläufe zu evaluieren.

LIISim - Software

LIISim ist eine modulare Toolbox zur Verarbeitung und Auswertung von Laser-induzierter Inkandeszenz (LII)-Messdaten. Die Open-Source-Software wurde in unserer Arbeitsgruppe für die systematische Datenauswertung entwickelt.

Physikalische Eigenschaften der untersuchten Partikel können in Datenbank-Dateien gespeichert werden und ermöglichen die Untersuchung von LII-Signalverläufen von verschiedenen Material-Systemen (Ruß, Silizium, Germanium,…)

Weitere Informationen, Download-Links und Dokumentation: http://www.liisim.com

Literatur

[1] B. F. Kock, T. Eckhardt, and P. Roth, "In-cylinder sizing of Diesel particles by time-resolved laser-induced incandescence (TR-LII)," Proc. Combust. Inst. 29, 2775-2781 (2002).
[2] M. Hofmann, W. G. Bessler, J. Gronki, C. Schulz, and H. Jander, "Investigations on laser-induced incandescence (LII) for soot diagnostics at high-pressure," in Laser Applications to chemical and environmental analsyis, OSA Technical Digest Series (Optical Society of America, Washington DC, 2002), p. FC1/1-FC1/3.
[3] M. Hofmann, W. G. Bessler, C. Schulz, and H. Jander, "Laser-induced incandescence (LII) for soot diagnostics at high pressure," Appl. Opt. 42, 2052-2062 (2003).
[4] C. Schulz, B. F. Kock, M. Hofmann, H. A. Michelsen, S. Will, B. Bougie, R. Suntz, and G. J. Smallwood, "Laser-induced incandescence: recent trends and current questions," Appl. Phys. B, DOI: 10.1007/s00340-006-2260-8 (2006).
[5] A. Eremin, E. V. Gurentsov, M. Hofmann, B. F. Kock, and C. Schulz, "Nanoparticle formation from supersaturated carbon vapor generated by laser photolysis of carbon suboxide," J. Phys. D., DOI: 10.1007/s00340-006-2199-9 (2006).
[6] B. F. Kock, C. Schulz, and P. Roth, "Time-resolved LII applied to soot particle sizing and concentration measurements in the cylinder of a Diesel engine," Combust. Flame, in press (2006).
[7] A. V. Filippov, M. W. Markus, and P. Roth, "In situ characterization of ultrafine particles by laser-induced incandescence: Sizing and particle structure determination," Journal of Aerosol Science 30, 71-87 (1999).
[8] B. F. Kock and P. Roth, "Two-color TR-LII applied to in-cylinder Diesel particle sizing," in Proc. of the European Combustion Meeting (Orléans, 2003).
[9] B. F. Kock, C. Kayan, J. Knipping, H. R. Orthner, and P. Roth, "Comparison of LII and TEM sizing during synthesis of iron particle chains," Proc. Combust. Inst. 30, 1689-1697 (2005).
[10] B. F. Kock, C. Kayan, J. Knipping, H. R. Orthner, and P. Roth, "Comparison of LII and TEM sizing during synthesis of iron particle chains," Proceedings of the Combustion Institute 30, 1689-1697 (2005).
[11] B. F. Kock, T. Eckhardt, and P. Roth, "In-cylinder sizing of Diesel particles by time-resolved laser-induced incandescence (TR-LII)," Proc. Combust. Inst. 29, 2775-2781 (2002).
[12] B. F. Kock, T. Eckhardt, and P. Roth, "In-cylinder sizing of diesel particles by time-resolved laser-induced incandescence (TR-LII)," Proceedings of the Combustion Institute 29, 2775-2782 (2002).
[13] R. Starke, B. Kock, and P. Roth, "Nano-particle sizing by laser-induced incandescence (LII) in a shock wave reactor," Shock Waves 12, 351-360 (2003).
[14] P. Roth and A. V. Filippov, "In situ ultrafine particle sizing by a combination of pulsed laser heatup and particle thermal emission," Journal of Aerosol Science 27, 95-104 (1996).

 


Temperaturmessung in rußenden Flammen

Abbildende Temperaturmessung mit NO-LIF

Zwei-Linien-LIF-Thermometrie
Die relative Besetzung verschiedener energetischer Zustände eines Atoms oder Moleküls ist abhängig von der Temperatur. Jede Messmethode, die die Besetzung mindestens eines individuellen (Rotations-, Schwingungs-, elektronischen) Niveaus ermitteln kann, ist also prinzipiell zur Temperaturmessung geeignet. Voraussetzung ist, neben der experimentellen Realisierbarkeit, ein für das zu messende Temperaturintervall geeignetes Energieniveau dieses Zustands. Die laserinduzierte Fluoreszenz (LIF) ist ein geeignetes Mittel, um elektronische Grundzustandsbesetzungen zu ermitteln. Eine Reihe von Methoden zur Temperaturmessungen in Flammen sind nach diesem Prinzip entwickelt worden [1]. Dabei unterscheidet man Ein-, Zwei- und Multi-Linien-Methoden. In unserer Gruppe wurde eine Zwei-Linien-Methode [2] und eine Multi-Linien-Methode [3] zur Temperaturbestimmung in nichtrußenden und rußenden Flammen unter Verwendung des Stickoxid (NO)-Moleküls entwickelt. Hierzu wird die Besetzung von zwei unterschiedlichen Schwingungsniveaus des NO-Moleküls ermittelt. Die Temperaturabhängigkeit der Besetzung ist in Abhängigkeit von dem energetischen Unterschied der Niveaus Δε gegeben durch den Boltzmannschen e-Satz

Boltzmann

mit k als Boltzmann-Konstante. N1 bzw. N2 sind durch laserinduzierte Fluoreszenzmessungen aus den beiden Niveaus erhältlich. Der Vorteil einer Zwei-Linien-Methode ist die Unabhängigkeit von der lokalen Stickoxid-Konzentration aufgrund der Quotientenbildung in der obigen Gleichung. Das macht die Methode auch für turbulente Systeme (Motorische Verbrennung, Industriebrenner) anwendbar. Aus experimentellen wie spektroskopischen Gründen eignet sich das Stickoxid-Molekül hervorragend als Tracer für die Zwei-Linien-LIF-Thermometrie. So ist es aufgrund natürlicher Bildung in vielen Verbrennungssystemen vorhanden, kann aufgrund seines stabilen Charakters aber auch leicht zugegeben werden. Zudem besitzt es einen relativ großen Absorptionsquerschnitt und eine gute Fluoreszenzeffizienz. Seine spektroskopischen Eigenschaften sind gut bekannt.

Abbildung 1: Temperaturfeld im Schnitt durch die Flamme eines rußenden Ethylen-Luft Gemisches

Literatur

[1] Laurendeau N. M., Temperature Measurements by Light-Scattering Methods, Prog. Energy Combust. Sci. 14, 147-170 (1988).
[2] W.G. Bessler, F. Hildenbrand, C. Schulz, Two-line laser-induced fluorescence imaging of vibrational temperatures of seeded NO, Appl. Opt. 40, 748-756 (2001).
[3] W. G. Bessler and C. Schulz, "Quantitative multi-line NO-LIF temperature imaging," Appl. Phys. B 78, 519-533 (2004).
[4] T. Lee, J. B. Jeffries, R. K. Hanson, W. G. Bessler, and C. Schulz, "Quantitative NO-LIF Temperature Imaging in High-Pressure Flames," in 41st AIAA Aerospace Sciences Meeting and Exhibit, January 6-9 (Reno, NV, 2003), Paper No. 2003-0583.
[5] T. Lee, W. G. Bessler, H. Kronemayer, C. Schulz, and J. B. Jeffries, "Quantitative temperature measurements in high-pressure flames with multi-line nitric oxide (NO)-LIF thermometry," Appl. Opt. 31, 6718-6728 (2005).
[6] H. Kronemayer, W. Bessler, and C. Schulz, "Gas-phase temperature measurements in evaporating sprays and spray flames based on NO multiline LIF," Appl. Phys. B 81, 1071-1074 (2005).
[7] H. Kronemayer, I. Düwel, and C. Schulz, "Temperature imaging in spray flames," in European Combustion Meeting (Louvain-la-Neuve, 2005).

Chemilumineszenz

Nahezu jede Flamme sendet Eigenstrahlung (Chemilumineszenz) aus, die von chemisch gebildeten kurzlebigen Zwischenprodukten wie den Radikalen OH*, CH* oder C2* verursacht wird [1] und für das Leuchten im ultravioletten und sichtbaren Spektralbereich verantwortlich ist. Die Flamme eines Bunsenbrenners, der mit einem Gemisch aus Methan und Luft betrieben wird, ist dafür ein gutes Beispiel Abbildung 1(links). Zerlegt man das von der Flamme ausgesandte Licht in einem Spektrometer in seine Wellenlängenbestandteile,so kann man Spektren der Art nach Abbildung 1(rechts) beobachten. Man erkennt charakteristische Emissionsbanden von elektronisch angeregten kleinen Molekülen,wie OH*, CH* und C2*. Es ist nun von Interesse,ob die Intensität und Form dieser Emissionsbanden quantitative Informationen über den Zustand des Verbrennungsgeschehens liefert, wie z.B. das lokale Brennstof-Luft-Verhältnis, die lokale Wärmefreisetzung, oder die chemischen Vorgänge am Beobachtungsort in der Flamme. Dies wäre auch von großer technischer Bedeutung für eine rein optische, und daher berührungslose Charakterisierung und Überwachung technischer Flammen in Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen oder Motoren.​

Abbildung 1 Links: Chemilumineszenz-Strahlung einer Bunsenbrenner-Flamme.

Rechts: Spektrum der Chemilumineszenz-Strahlung einer vorgemischten Methan/Luft-Flamme. Zu erkennen sind die vibronischen Banden der Emissionen der OH*-, CH*- und C2*- Radikale.

In diesem Projekt wird die Chemilumineszenz-Strahlung von in Flammengasen vorkommenden elektronisch angeregten Spezies (z.B. OH*, CH*, C2*) mittels klassischer spektroskopischer Verfahren (Spektrometer) untersucht. Zusätzlich will man Auskunft über die lokale Wärmefreistzung in verschiedenen Flamemmen erhalten,die einerseits über die OH*- und CH*- Emissionen aus der Flamme, andererseits über den Nachweis von Radikalen (OH) und Formaldehyde (H2CO) gewonnen werden kann. Letztere werden mithilfe moderner laser-spektroskopischer Diagnostik (z.B. LIF) untersucht. Hierbei wendet man die zweidimensinale LIF an, bei der ein Anregungs-Laserstrahl zu einem dünnen Lichtband geformt und durch did Flammengase geschickt wird, so dass man zweidimensionale Verteilungen der nachzuweisenden Spezies oder Temperaturinformationen aus der Flamme erhält.
Die Beobachtung der Chemilumineszenz-Strahlung ist aus technischer Sicht eine kostengünstige Methode zur Überwachung oder Optimierung des Verbrennungsprozesses, etwa in einem Heizkraftwerk - und daher die Erforschung von Korrelationen zur Wärmefreisetzung oder dem Brennstoff/Luft-Verhältnis von großer Bedeutung. Dazu werden in unserer Gruppe laminare und turbulente Flammen bei unterschiedlichen Bedingungen betrieben, wie z.B. bei variabler Flammenstreckung und - vormischung und in Abhängigkeit von der Art der Strömung (Turbulenz), Brennstoffzusammensetzung und dem Brennstoff/Luftverhältnis. Ein spezieller Brenner für sogenannte Gegenstrom-Diffusionsflammen ist in Abbildung 2 (links) zu sehen. Chemilumineszenz-Signale aus diesen Flammen werden mittels optischer Spektrometer und empfindlichen Kamerasystemen als Detektoren aufgezeichnet.Ein solches Experiment zur Erfassung der Chemilumineszenz-Emissionen aus einer Gegenstrom Flamme zeigt Abbildung 2 (rechts).

Abbildung 2: Links: Gegenstrom-Diffusionsbrenner: in der optisch zugänglichen Brennkammer treffen ein Luftstrom (von unten) und ein Brenngasstrom (Austritt durch einen zylindrischen Brennerkopf, der aus einem porösen Sinterzylinder besteht) im Gegenstrom aufeinander und bilden um den Brennerkopf eine Diffusionsflamme aus (s. rechtes Teilbild).

Abbildung 2: Rechts: Experimenteller Aufbau zur Messung von räumlich eindimensional aufgelösten (Profile senkrecht zum Brennerkopf) Chemilumineszenz-Spektren in der Gegenstrom-Diffusionsflamme.

Die aus den Chemilumineszenz-Spektren gewonnenen räumlichen Profile einiger der in der Flamme leuchtenden Spezies sind in Abbildung 3 gezeigt; hierbei wurde der Brenner mit von unten anströmender Luft (s.Abbildung 2 links)) von ca. 150 cm/s betrieben.
Neben der Chemilumineszenz wird mit Hilfe der zweidimensionalen Laser-induzierten Fluoreszenz (LIF) bei identischen Betriebsbedingungen der Brenner die räumlich flächige Verteilung der Temperatur, sowie der OH und Formaldehyd (CH2O) Konzentrationen erfasst.Es ist bekannt, dass eine für die Wärmefreisetzung entscheidende chemische Reaktion in der Flamme zwischen Formaldehyd und OH-Radikalen stattfindet:

CH2O + OH --> HCO + H2O

und dass das Produkt der Konzentrationen der Reaktanden ein Maß für die lokale Wärmefreisetzung darstellt. Dazu werden simultan die instantane CH2O- und OH-Verteilung gemessen [2]. Anschließend lässt sich das Produkt der beiden LIF-Signale (ILIF,CH2O(T)×ILIF,OH(T)) bilden, welches dann den räumlichen Bereich beschreibt,in dem die Hauptwärmefreisetzung in der Flamme stattfindet. Die so aus (laser)spektroskopischen Messungen gewonnenen Daten dienen dann als experimentelle Datenbasis für die Validierung sowohl der Chemilumineszenz-Messungen als auch von Ergebnissen aus chemisch-kinetischen Simulationsrechnungen zur Chemilumineszenz und Wärmefreisetzung in diesen Verbrennungssystemen. Insgesamt sollen so das Verständnis, die Gültigkeitsbereiche und Grenzen der Chemilumineszenz-Detektion zur Charakterisierung technischer Verbrennungssysteme erforscht werden.

Abbildung 3: Räumliche Profile der Chemilumineszenz-Intensität von OH*,CH*, C2* und CO2*,wie sie in der Diffusionsflamme von Abbildung 2 erhalten wurden.

Literatur

[1] A.G.Gaydon and H.G.Wolfhard,Flames: Their Structure, Radiation,and Temperature(Chapman and Hall, London, 1978).
[2] P.H.Paul and H.N.Najm,"Planar laser-induced fluorescence imaging of flame heat release," Proc.Combust.Inst.27,43-50 (1998).

Temperaturmessung

Die Gastemperatur einer vorgemischten Ethylen/Luft-Flamme bei Atmosphärendruck wurde mit Hilfe der Multilinien NO-LIF-Thermometrie in einem Taran-Brenner gemessen. Die Ergebnisse sind in Abb.1 für verschiedene Brennstoff/Luft-Verhältnisse Φ der Flamme gezeigt. In der ersten Reihe sind Fotografien der Flamme dargestellt. Darunter sind die Temperaturfelder gezeigt. Die dritte Reihe zeigt die NO-LIF-Signalstärke und die vierte Reihe die Grundlinienintensität durch den Streulichthintergrund. Bei rußenden Flammen wird der Streulichthintergrund so stark, dass ein Detektionsfilter angewandt werden muss, um die elastische Streuung von Fluoreszenzlicht zu trennen.

 

Abbildung 1:

1. Reihe: Photographie der Flamme; 2. Reihe: Gasphasentemperatur, 3.Reihe: NO-LIF Signalstärke; 4. Reihe: Streulichthintergrund als Grundlinienintensität der Spektren

 

Die automatisierte Auswertung der Bilder erfolgt mit dem selbst entwickelten Spektrensimulationsprogramm LIFSim (www.lifsim.com)

 

Markierung von BrennstoffenTracer LIF

Häufig will man in Verbrennungs- und Gasmischungsprozessen (Gasturbine, Motor, Feuerungsanlagen) oder chemischen Prozessanlagen (wandbeheizte Strömungsrohre, Mikrokanäle von Brennstoffzellen, usw.) die Verteilung der darin befindlichen Gase (Brennstoff, Luft, Restgase) kennen, oder deren räumlich-zeitliche Vermischung mit einer zweiten Gaskomponente studieren. Falls diese Komponenten zur Fluoreszenzangeregt werden können, kann man die Gase mit Hilfe der Laser-induzierten Fluoreszenz (LIF) sichtbar machen. Häufig weisen die beteiligten Gase aber kein geeignetes Absorptionsspektrum auf oder ihre Fluoreszenzintensität ist nach Laseranregung sehr gering. Um trotzdem die interessierende Gaskomponente (z.B. flüssiger oder gasförmiger Brennstoff bei der motorischen Verbrennung) „sichtbar" zu machen, mischt man ihr einen geeigneten Markierungsstoff (Tracer) bei, der bei ähnlichen Verdampfungseigenschaften wie der Brennstoff ein gut bekanntes Absorptions-/Fluoreszenzspektrum besitzt,und somit eine optische Diagnostik mit geeigneten Laser-Lichtquellen erlaubt. Typische Tracer sind Toluol oder 3-Pentanon. In Abbildung 1(links) ist als Beispiel das Fluoreszenzspektrum von Toluol gezeigt, wie es nach Anregung des Gases mit Laserstrahlung bei 266 nm erscheint [1,2].

Abbildung 1: Turbulente Mischung von Gasströmen, sichtbar gemacht mit Tracer-LIF

Um aus den LIF Signalen der Tracer quantitative Informationen über die Verteilung der Kraftstoffmenge im Beobachtungsvolumen zu ziehen, müssen die photo-physikalischen Eigenschaften des Tracers gut bekannt sein. Dazu gehören die Abhängigkeiten der Tracer LIF-Signalintensität von Gasdruck, Temperatur und Stoßgasumgebung [3]. Die direkte Messung von Absorptions- und Fluoreszenz-Spektren der Tracer unter bekannten Umgebungsbedingungen (Druck, Temperatur) kann zur Validierung von Modellen zur Simulation des photo-physikalischen Verhaltens (intramolekulare Energieumwandlung, Schwingungsrelaxation, usw.) während eines Anregungs-/Fluoreszenz-Prozesses herangezogen werden.

Abbildung 2: Links: Emissionsspektren von Toluol-Dampf nach Anregung bei 248 nm bei verschiedenen Temperaturen.

Abbildung 2: Rechts: Hochtemperatur-Druckzelle zur Aufheizung von strömenden Gasgemischen bei Temperaturen bis 1000 °C und Drücken bis 30 bar. Die Zelle besitzt optische Zugänge für Laserstrahlen und spektroskopische Untersuchungen.

Am IVG steht für die systematische Untersuchung von Tracern in der Gasphase eine optisch zugängliche Hochdruckzelle (bis 30 bar) zur Verfügung, bei der die zugeführten Gase bis zu Temperaturen von 1200 °C (1473 K) aufgeheizt werden können. Um thermische Zersetzung während der Experimente zu minimieren, werden die Gase in einer keramischen Röhre mit großer Strömungs-Geschwindigkeit kontinuierlich durch die heiße Zelle geführt. Abbildung 2 (rechts) zeigt eine Ansicht der Hochdruckzelle zusammen mit Gaszuführungen und elektrischen Regeleinrichtungen. Die kontrollierte Dosierung der Gase (bei flüssigen Tracern erfolgt zunächst eine Verdampfung) wird durch elektronische Flussregler gewährleistet.
Die Tracer werden durch einen Nd:YAG-Laser bei 266 nm angeregt und ihre Fluoreszenzspektren mit einer Kombination aus Spektrometer und intensivierter CCD-Kamera (in Abbildung 2 rechts) aufgenommen.

In Abbildung 3 sind Ergebnisse solcher Messungen dargestellt. Im linken Teilbild erkennt man die Druckabhängigkeit der Fluoreszenzintensität von 3-Pentanon, wenn sich dieser Tracer in einer Umgebung aus Stickstoff (grüne Punkte), Luft (hellblaue Punkte) bzw. Sauerstoff (dunkelblaue Punkte) befindet. Das rechte Teilbild zeigt das Verhalten der gemessenen LIF-Intensität von Toluol in Luft (eine Mischung aus Stickstoff und Sauerstoff). Man erkennt die starke Abnahme der Fluoreszenzintensität dieses Tracers mit zunehmendem Luftdruck. Dafür wird der damit steigende Sauerstoff-Partialdruck verantwortlich gemacht.

Abbildung 3: Links: Abhängigkeit der LIF-Signalintensität von 3-Pentanon vom Gasdruck für drei verschiedene Stoßpartner (N2, Luft, O2)

Abbildung 3: Rechts: Abhängigkeit der LIF-Signalintensität von Toluol als Funktion des Umgebungsdrucks (Luft)[1].

Literatur

[1] W. Koban, J. D. Koch, R. K. Hanson, and C. Schulz, "Oxygen quenching of toluene fluorescence at elevated temperatures," Appl. Phys. B 80, 777-784 (2005).
[2] W. Koban, J. D. Koch, R. K. Hanson, and C. Schulz, "Absorption and Fluorescence of Toluene Vapor at Elevated Temperatures," Phys. Chem. Chem. Phys. 6, 2940-2945 (2004).
[3] W. Koban, J. D. Koch, V. Sick, N. Wermuth, R. K. Hanson, and C. Schulz, "Predicting LIF signal strength for toluene and 3-pentanone under engine-related temperature and pressure conditions," Proc. Combust. Inst. 30, 1545-1553 (2005).