Diversity & Gender an der UDE - Ergebnisse der großen Studierendenbefragung

© Anabell Hartmann and Nicole Schulz *

Auswertung nach Gender-Aspekten

Im Jahr 2009 hat das Prorektorat für Diversity Management in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung eine große Studierendenbefragung durchgeführt. Mitgemacht haben über 5.500 Studierende. Dies entspricht einem Rücklauf von knapp 20%.

Ziel der Befragung war es zum einen, genauere Informationen zur Studierendenstruktur zu erhalten und zwar hinsichtlich einschlägiger Diversity-Aspekte wie etwa die „klassischen“ soziodemographische Merkmale aber Studienverlauf, Diskriminierungserfahrungen, Finanzierung des Studiums etc. Zum anderen ist das Ziel anhand der Daten die bestehenden Lehr- und Serviceangebote für die Studierenden auszubauen bzw. zu verbessern.

Ursula Müller und Ariana Kellmer von Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung haben die Daten der Befragung unter dem Gender-Aspekt ausgewertet und teilweise auch in den Bezug zu Daten für die Gesamt-BRD gesetzt. Die Ergebnisse werden unter ausgewählten Aspekten im Folgenden zusammengefasst. Hier finden Sie den vollständigen Bericht.

Überblick

Gender und bestimmte "Diversitymerkmale"

Diskriminierungserfahrungen

Welche Diskriminierungen?

Schwierigkeiten im Studienverlauf

 

Gender und bestimmte "Diversitymerkmale"

Die Tabelle fasst die Auswertung der Daten zu den "Diversity-Merkmalen" in Bezug auf Geschlecht zusammen (zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken).

Zusammensetzung der Stichprobe
An der Universität Duisburg-Essen studieren etwa gleich viele Frauen wie Männer. An der Befragung haben jedoch knapp 60% Studentinnen teilgenommen. Die weiblichen Befragten sind damit in der Stichprobe leicht überrepräsentiert. Im Durchschnitt waren die weiblichen Studierenden rund 24 Jahre, die männlichen 25 Jahre alt.
In der Diversity Management-Strategie der UDE stehen folgende Merkmale von Personen als so genannte Diversity-Merkmale im Vordergrund: Bildungshintergrund der Eltern, chronische Erkrankung/Behinderung, Elternschaft, Alter und Migrationshintergrund. Wie die Kategorie Geschlecht mit diesen Merkmalen zusammenhängt, zeigt die folgende Zusammenfassung.

Soziale Herkunft & Migrationshintergrund
Etwas mehr als Frauen als Männer kommen nach der UDE-Befragung aus nicht-akademischen Elternhäusern (rund 54% zu 49%), während sich im BRD-Schnitt der Unterschied nivelliert hat. Etwas mehr Männer (14,6%) als Frauen (11,4%) geben an, ihr Studium komplett selbst zu finanzieren. Etwas mehr Frauen (25%) als Männer (knapp 23%) in der Stichprobe haben einen Migrationshintergrund, wobei die hier genannten Zahlen auf Zufälle in der Stichprobenzusammensetzung zurückgeführt werden können und damit nicht signifikant sind.

Chronische Erkrankung/Behinderung
Hinsichtlich der Angaben zur chronischen Erkrankung/Behinderung unterscheiden sich die Werte zwischen Frauen und Männern in der Gesamtbetrachtung um nur weniger als einen Prozentpunkt (10,8% Frauen und 10% der Männer).

Elternschaft
Die Studierenden an der UDE haben weniger Kinder als der Bundesdurchschnitt (ca. 5%) der Studierenden. An der UDE haben etwa 4% der Frauen und 3% der Männer eigenen Nachwuchs.

Nach oben

Poster gegen Diskriminierung, © AstA-Referat SchwuBiLe der UDE

Diskriminierungserfahrungen

Abgefragt wurde hier zweierlei:

Einmal selbst erfahre Diskriminierung sowie bei anderen beobachtete Diskriminierung im Hinblick auf die Aspekte:

  • nationale Herkunft,
  • Geschlecht,
  • Religionsausübung,
  • sexuelle Orientierung,
  • Alter oder
  • Behinderung.

Die Werte fallen bei den beobachteten Diskriminierungen höher aus: bis zu knapp 12% sind dies pro Item. Dies mag, so Müller und Kellmer, zum einen daran liegen, dass es sich um ein sozial sensibles Thema handelt.“ Zum anderen sei es „dadurch verständlich, das Diskriminierungsvorfälle von einer Person erlebt, aber von mehreren beobachtet werden können.“ (S. 10)

In der Abbildung wird deutlich, dass es hinsichtlich beobachteter Diskriminierungen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt. Etwas mehr Männer als Frauen geben beispielsweise an, Diskriminierungen aufgrund der nationalen Herkunft sowie sexuellen Orientierung beobachtet zu haben. Die gelben Balken repräsentieren die Antworten der weiblichen Befragten, die grünen jene der männlichen Personen. Zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken.

Bei den an der eigenen Person erfahrenen Diskriminierungen verhält es sich bei dem Item nationale Herkunft ähnlich, mehr Männer geben hier Diskriminierungserfahrungen an, wenngleich die Unterschiede marginal sind und möglicherweise Zufallsschwankungen unterliegen. Deutlich wird hier jedoch, dass mehr Frauen als Männer angeben, aufgrund ihres Geschlechts Diskriminierungen erfahren zu haben.
Auch hier: Die gelben Balken repräsentieren die Antworten der weiblichen Befragten, die grünen jene der männlichen Personen. Zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken.

Nach oben

Welche Diskriminierungen?

Die Befragten hatten die Möglichkeit, ihre Erfahrungen in offenen Antwortfeldern zu schildern. In erster Linie machen demnach Frauen eher die Erfahrung für weniger kompetent gehalten zu werden, v. a. in männerdominierten Fächern. So gäbe es z. B. bei Erklärungen im Praktikum wie technische Geräte funktionieren "längere Ausführungen", es würde bei Frauen hier also nicht das gleiche Wissen vorausgesetzt. Es würde sich zudem darüber lustig gemacht, „wenn man mal was nicht verstanden hat. Dies wurde auf das Geschlecht bezogen“. Diese geschilderte Erfahrung mit den Aussagen eines Dozenten geht in eine ähnliche Richtung: „Frauen seien nicht in der Lage eine kreative Problemlösung zu finden“ oder „Frauen wollen doch nur Schuhe kaufen.“ Außerdem hätte eine Studentin „eine schlechtere Beurteilung mit Anspielung auf geschlechtsspezifische Schwächen“ erlebt. Die weiblichen Befragten fühlten sich von ihren männlichen Kommilitonen unterschätzt, beklagten „sexistische“ Sprüche und Plakate von Parties. (S. 11). Außerdem berichteten einige von "unangenehmen Annäherungsversuchen" (ebd.)

Männliche Studierende geben in den offenen Antwortfeldern an, dass sie eine Bevorzugung von Frauen beobachteten, z. B. bei Stellenausschreibungen, Informations- und Beratungsangeboten welche sich explizit an weibliche Studierende richteten, z. B. „zusätzliche Sprechstunden Nur(!) für Frauen“. Außerdem sehen Einzelne eine „Bevorzugung des weiblichen Geschlechts bei (mündlichen) Prüfungen.“ Sexistische Bemerkungen gebe es auch von weiblichen Lehrenden. So schildert ein Befragter: „Eine Praktikumsbetreuerin hat einen Kommilitonen beleidigt, weil Männer ihrer Meinung nach nichts können.“ Spezielle Angebote zur Förderung von Frauen würden kritisch betrachtet - nicht nur von männlichen Studierenden. Auch eine Studentin sieht diese als „positive Diskriminierung als bemitleidenswerte Frau“ (S. 12).

Nach oben

Schwierigkeiten im Studienverlauf

Schwierigkeiten im Studienverlauf können zu Unzufriedenheit mit bzw. Unterbrechung oder gar Abbruch des Studiums führen. In der Befragung waren daher auch die Gründe für Probleme im Studium ein wichtiges Thema. Hier konnten die Teilnehmenden zwischen verschiedenen Antwortmöglichkeiten wählen: Lehrveranstaltungen in deutscher Sprache, Halten von referaten, Verfassen schriftlicher Ausarbeitungen, Fehlen fester Lerngruppen, Betreuungssituation usw. In der Grafik werden die Schwierigkeiten im Studienverlauf dargestellt. Die gelben Balken repräsentieren die Antworten der weiblichen Befragten, die grünen jene der männlichen Personen. Zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken.

Bei der Auswahl der Items gibt es in der Gesamtbetrachtung keine deutlichen Geschlechterunterschiede. Es fällt jedoch auf, das die weiblichen Studierenden häufiger angeben, Probleme beim Halten von Referaten zu haben bzw. sich an Diskussionen in Lehrveranstaltungen zu beteiligen.

* Das Bild ist 2009 im Rahmen eines Praxisprojektes zum Thema Diversity an der Universität Duisburg-Essen im Studiengang Angewandte Kommunikations- und Medienwissenschaften der UDE entstanden. Das Produkt, den Diversity-Kalender, können Sie hier herunterladen.

Nach oben