Forschung - Abteilung für Klinisch-Psychologische Intervention

Unsere Forschungsschwerpunkte

1. Schmerzen:  Chronische Schmerzen / Experimentelle Schmerzforschung

Chronische Schmerzen sind ein gravierendes Gesundheitsproblem: Ca. 20% der Weltbevölkerung leiden an chronischen Schmerzen. Für die betroffenen Menschen sind sie oft mit erheblichem Leiden und Funktionseinschränkungen verbunden. Trotz ihrer Bedeutung waren chronische Schmerzen in den bisherigen Versionen der ICD nicht systematisch repräsentiert. Unsere Arbeitsgruppe war an der Neuklassifikation chronischer Schmerzen auf der Basis des biopsychosozialen Modells für die ICD-11 beteiligt. Aktuell arbeiten wir daran, die Implementierung dieser neuen Diagnosen zu begleiten und zu erforschen.

Daneben erforschen wir im Labor, welche psychologischen Faktoren und Umstände einen Einfluss auf individuelle Reaktionen auf Schmerzreize haben. Unter welchen Umständen werden Schmerzen als mehr oder weniger intensiv oder unangenehm empfunden? Können wir Techniken (z.B. Achtsamkeit oder Bewertungsprozesse) identifizieren und trainieren, die zur Schmerzlinderung beitragen?

Zusammen mit der Abteilung für Klinische Psychologie erforschen wir zudem Zusammenhänge zwischen chronischen Schmerzen und Suizidalität. Eine Studie beschäftigt sich z.B. damit, inwiefern das Konzept des Entrapment, das in den Modellen der Suizidforschung eine zentrale Rolle spielt, auch für Personen mit chronischen Schmerzen relevant ist.

 

 

2. Erwerb psychotherapeutischer Kompetenzen

Im Rahmen des neuen Masterstudiengangs Psychologie mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie ist die Vermittlung praktischer psychotherapeutischer Kompetenzen zentral. Es ist unser Ziel angehende Therapeut:innen mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten, um effektive und einfühlsame Behandlungen anzubieten. In unserer Lehre setzen wir Techniken aus der Deliberate Practice ein.

Deliberate Practice bezieht sich auf eine spezifische Art des Trainings, bei dem sich eine Person bewusst und zielgerichtet auf die Verbesserung einer bestimmten Fähigkeit konzentriert. Im Bereich des Erlernens musikalischer Kompetenzen beinhaltet dies beispielsweise das gezielte Üben von einzelnen kleinen Passagen und bestimmten Techniken. Durch wiederholtes und konzentriertes Üben dieser einzelnen Aspekte und gezieltes Feedback können Musiker ihre Fertigkeiten verbessern, ihre Genauigkeit steigern und ihre musikalische Ausdrucksfähigkeit entwickeln. Im Bereich musikalischen oder sportlichen Kompetenzerwerbs wird diese Methode bereits seit mehreren Jahren eingesetzt und verfügt über eine gute Evidenzbasierung.

Dieses Konzept der deliberate practice kann aber ebenfalls sehr nützliche bei dem Erlernen und Üben psychotherapeutischer Fertigkeiten sein. Studierende und angehende Psychotherapeut:innen können gezielt bestimmte therapeutische Techniken üben, indem sie sich auf einzelne spezifische Aspekte wie einzelne Gesprächselemente, die therapeutische Beziehung und die Anwendung von Interventionen konzentrieren. Durch wiederholtes Üben kleiner Einheiten, unmittelbarem Feedback durch Mitstudierende und Dozent:innen können Fähigkeiten gezielt geübt werden und therapeutische Kompetenz entwickelt.

Weil der Einsatz von deliberate practice im Bereich der Psychotherapie ist noch sehr jung ist und wir wissen wollen, wie wir das Lehren und Lernen psychotherapeutischer Kompetenzen auf eine möglichst evidenzbasiert und effektiv gestalten können, begleiten wir den Einsatz durch unsere Forschung.