Geschichte der Deutschen Physikerinnentagung

Die Deutsche Physikerinnentagung (DPT) ist eine seit 1997 stattfindende Veranstaltung. Die Tagung bietet Physikerinnen verschiedener Fachrichtungen und aller Karrierestufen – von der Studentin bis zur Professorin sowie Industriephysikerinnen – die Möglichkeit zur Vernetzung und zum fachlichen Austausch.

Elsa Neumann war die erste Frau in Deutschland, die - damals noch mit Ausnahmegenehmigung - Physik studieren durfte. Sie bestand 1899 mit Bravour in Berlin ihre Doktorprüfung. Seitdem sind mehr als hundert Jahre vergangen, in denen sich Frauen in dieser Männerdomäne behauptet haben. Doch immer noch sind Frauen in der Physik unterrepräsentiert. Einmal im Jahr jedoch ändert sich diese Situation - wenn Deutschlands Physikerinnen tagen.

Göttingen

Physikerinnentreffen in Göttingen 1995



Schon seit den neunzehnhundertneunziger Jahren gab es Physikerinnen, die regelmäßige Treffen organisierten, bei denen physikalische Themen präsentiert und zu Gesellschaftsthemen diskutiert wurde. In Berlin wurde 1997 ein solches Treffen erstmals zur Deutschen Physikerinnentagung erklärt. Dort wurde eine Initiative ins Leben gerufen, die eine Interessenvertretung der Physikerinnen innerhalb der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) etablieren und die Physikerinnentagung fortan jährlich unterstützen sollte. Ein Jahr später, 1998, fand die Physikerinnentagung in Hamburg statt. Am Ende der Tagung bestätigte der damalige Präsident der DPG, Alexander Bradshaw, die Gründung des Arbeitskreises Chancengleichheit (AKC) der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Der AKC unterstützt u.a. seitdem die jährlich stattfindende Physikerinnentagung, an der im Durchschnitt 250 Physikerinnen teilnehmen. Von 1997 bis 2005 sowie 2019 und 2020 fand die Physikerinnentagung ohne Beteiligung der DPG statt. Von 2006 bis 2018 und nun wieder ab 2021 findet die DPT als DPG-Tagung statt.

Seit der DPT 2011 sind in einem Modellversuch auch physikalische Fachvorträge von Männern zugelassen. Der Anteil zugelassener Vorträge von Männern richtet sich nach der gemittelten Quote der eingeladenen Sprecherinnen auf den DPG-Frühjahrstagungen des jeweiligen Jahres. Die Deutsche Physikerinnentagung versteht sich als Forum der Frauen in der Physik. Sie bietet Physiker*innen die Möglichkeit die faszinierenden Forschungsgebiete und die Karrierewege der eingeladenen hochkarätigen Wissenschaftlerinnen kennenzulernen, aber auch selber ihre Forschung zu präsentieren. In Workshops und Podiumsdiskussionen werden beruflicher Perspektiven vorgestellt und Erfahrungen ausgetauscht. Oft wird das Programm ergänzt um eine Veranstaltungsreihe, die sich an Schülerinnen wendet. Eine weitere wichtige Aufgabe der Tagung ist es, den Kontakt zwischen jungen Physikerinnen und der Wirtschaft zu fördern. Dazu werden Physikerinnen aus der Industrie eingeladen, um aktiv an der Tagung teilzunehmen und dort zu vermitteln, wie sich ihr Berufsalltag gestaltet.

Zur Teilnahme an der Tagung eingeladen sind alle Frauen, die sich der Physik verbunden fühlen - ob Schülerin oder Studentin, Dozentin, Forscherin, Lehrerin oder Physikerin in Industrie und Wirtschaft, sowie Männer die sich den Zielen der Tagung verbunden fühlen. Dadurch können aktiv Netzwerke aufgebaut werden, um den Wissenschaftsstandort Deutschland voranzubringen.

Die Situation von Physikerinnen wird bis heute regelmäßig auf der Physikerinnentagung reflektiert. 1990 betrug der Anteil an Professorinnen in der Physik nur 0,7 %. Die Wahrscheinlichkeit während des Studiums weiblichen Vorbildern zu begegnen war sehr gering. Das hat sich mittlerweile verbessert. Aber der gleichberechtigte Zugang zur Wissenschaft und in die Industrie für alle Karrierestufen ist noch nicht erreicht. Trotz aller Bemühungen und Erfolge in den letzten Jahren, ist der weibliche Anteil an Fachkräften in den MINT-Berufen immer noch zu gering. Um diesem entgegenzuwirken und Wege zu finden, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu befördern, ist die deutsche Physikerinnentagung seit fast 25 Jahren ein fester Bestandteil der deutschen Wissenschaftslandschaft.

Dieses Jahr können wir zurückblicken auf 25 Tagungen in 19 Städten, die alle ein gemeinsames Ziel haben. Trotzdem hat jedes der Organisations-Teams mit eigenem Stil und Charakter Schwerpunkte und Highlights gesetzt, die den Teilnehmer*innen im Gedächtnis bleiben und jeder der Tagungen zu einem Unikat machen.