Data Champion: Yamen Zantah

SFB/TRR 196: MARIEYamen Zantah: „FDM ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“
Yamen Zantah ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Digitale Signalverarbeitung (Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, UDE). Er erforscht THz-Technologien im SFB MARIE und war dort für die Einrichtung des elektronischen Laborbuchs eLabFTW für seine Arbeitsgruppe verantwortlich. Für seinen zukunftsweisenden Einsatz von Tools zum Forschungsdatenmanagement wurde er mit dem Data Champion Award ausgezeichnet. In unserem Interview gibt Yamen Einblicke in seine Forschungspraxis und seine Begeisterung für Open Science.
RDS: Fangen wir mit Open Science an. Du bist sehr aktiv im Bereich FDM und verwendest Tools wie eLabFTW. Wie bist du zu Open Science gekommen?
YZ: Ich bin auf Open Science geradezu zugerannt, weil sie ein Weg ist, um weltweit etwas zu bewirken. Indem wir uns diese Mentalität der Offenheit zu eigen machen, tragen wir zu einer größeren wissenschaftlichen Gemeinschaft bei und können Entdeckungen beschleunigen. Wenn Menschen auf unsere Arbeit aufbauen, kann das zu bedeutenden Veränderungen führen. Bei Open Science geht es darum, das große Ganze zu sehen – das ist mir und uns allen bei MARIE sehr wichtig. Ein Hauptziel von MARIE ist die Einrichtung eines öffentlichen Repositoriums, MARIEdata, für die Daten unserer Terahertz-Forschung. Die Ergebnisse von MARIE sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wir arbeiten außerdem an der Einrichtung einer öffentlichen Datenbank für eine Anwendung, die maschinelles Lernen und Computer-Vision-basierte Objekterkennung unter Verwendung von THz-Sensoren ermöglicht – die öffentliche 3D-THz-Bilddatenbank AITHzdata. Wir glauben, dass sie den Einsatz von THz-Technologie deutlich voranbringen wird. Uns ist also die Bedeutung von Open Science klar, und mit einer öffentlichen Datenbank können wir etwas bewirken.
RDS: Die Veröffentlichung dieser Datenbank als Teil der dritten Phase von MARIE ist ein gutes Beispiel für das Teilen von Daten. Wie schätzt du bisher die Kultur im Ingenieurwesen und insbesondere in der Elektrotechnik ein – werden Daten oft geteilt?
YZ: Ich denke, im Allgemeinen werden Daten in den Ingenieurwissenschaften weniger geteilt als in anderen Wissenschaften wie der Medizin – es gibt viele Bedenken bezüglich des geistigen Eigentums und des Wettbewerbs, zum Beispiel wenn jemand ein Patent anmelden will. Aber ich denke, dass mit den aktuellen Bestrebungen zur Open Science den Forschenden immer mehr bewusst wird, wie wertvoll es ist, ihre Arbeit mit anderen zu teilen, wie das die Reproduzierbarkeit verbessert, mehr Zusammenarbeit ermöglicht und die Innovation fördert.
RDS: Inwiefern hast du selbst vom Teilen von Daten profitiert? Hat es dir auf bestimmte Weise genutzt?
YZ: Natürlich profitiere ich von verfügbaren Daten – aber auch davon, meine Daten für andere bereitzustellen. Mir haben sich dadurch neue Wege für Kollaborationen eröffnet. Forscher haben sich aufgrund der von mir geteilten Daten an mich gewandt, um zusammenzuarbeiten.
RDS: Das ist super. Wie sieht FDM bei dir im Forschungsalltag aus? Du benutzt eLabFTW sehr viel, oder?
YZ: Ja, wir verwenden eLabFTW ständig: um Experimente zu dokumentieren und für Laborbuchungen. Ich war einer der Pilotanwender von eLabFTW – für mich war es wie eine leere Leinwand. Ich habe es Schritt für Schritt aufgebaut, mit einer speziellen Ordnerstruktur, die nach verschiedenen Ressourcenebenen kategorisiert war, bis es in meiner Abteilung für die effiziente Verwaltung von Forschungsdaten und Laboraktivitäten einsatzbereit war. Und dann habe ich am Tag der Forschungsdaten einen Vortrag darüber gehalten und konnte mein eLabFTW-Framework anderen vorstellen, damit auch andere Abteilungen mit ähnlichen Aufgaben davon profitieren können.
RDS: Du hast also sowohl eine Vorlage für andere Nutzende erstellt als auch die darunterliegende Datenbank mit all den Ressourcen, die im Labor organisiert werden müssen?
YZ: Genau. Wir haben eLabFTW auf verschiedenen Ebenen eingesetzt. Angefangen haben wir mit den Experimenten, mit der Dokumentation unserer Arbeit, aber wir haben auch den Kalender genutzt, um Geräte und Abteilungsressourcen zu buchen. eLab hat die Projektberichterstattung sehr erleichtert. Die kann etwas mühsam sein, weil sie Zeit kostet und es nicht immer leicht ist, alle Informationen von verschiedenen Teammitgliedern zu sammeln. Aber mit eLabFTW hatten wir ein einzelnes Framework für die Templates und Ressourcen, um die Berichterstattung so einfach wie möglich zu gestalten. Und jetzt haben wir eine API, mit der wir alle benötigten Informationen mit dem geringstmöglichen Aufwand extrahieren können.
RDS: Was hat dich dazu motiviert, FDM-Tools in deinen Forschungsalltag einzubauen?
YZ: Für mich begann die Geschichte mit einem Bedürfnis – als ich anfing zu forschen wurde mir klar, dass ich meine Forschungsdaten organisieren muss: als jemand, der viel mit Messgeräten im Labor zu tun hat, produziere ich eine riesige Menge an Daten. Und diese Daten müssen gut beschrieben und gut organisiert sein. Ich musste darüber nachdenken, wie wichtig Metadaten für Daten sind, die ich jetzt produziere, aber erst später – in ein, zwei oder zehn Jahren – verwenden werde. Eine gute Dokumentation der Daten wird mir also langfristig helfen, und mir wurde klar, dass eine gute Datenverwaltung eine wichtige Rolle für den Erfolg meiner Forschung spielen wird. Zunächst musste ich improvisieren, um mir FDM-Fähigkeiten selbst anzueignen. Dann habe ich dank des FDM-Boards von MARIE das RDS-Team und die FDM-Konzepte kennengelernt, die einen großen Einfluss auf mich hatten. Ich habe einige praktische Kurse besucht, zum Beispiel für eLabFTW. Ich denke, dass das etwas ist, auf das sich jeder Forscher konzentrieren sollte – es ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
RDS: Wie schätzt du die Zukunft von FDM in deinem Feld ein?
YZ: Im Allgemeinen herrscht in der Forschung ein hoher Grad an Wettbewerb, sodass man außergewöhnliche Leistungen bringen muss, um hervorzustechen – und dazu muss man in der Lage sein, mit großen Datenmengen und vielen Aufgaben umzugehen. Das ist ohne Kenntnisse von FDM- und Zeitmanagementkonzepten unmöglich. Ich denke, dass es hilfreich wäre, wenn die Betreuer ihre Forschenden grundsätzlich dazu anhalten würden, FDM-Konzepte zu lernen und Schulungen zu besuchen – denn das wirkt sich auf lange Sicht aus. Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich viel Zeit damit verschwendet habe, mir diese Konzepte selbst anzueignen. Hätte ich sie von Anfang an direkt von den Experten gelernt, hätte ich viel Zeit gespart. Das ist etwas, das in Zukunft verbessert werden sollte.
RDS: Welchen Rat würdest du anderen Forschenden geben, die sich für Open Science oder Forschungsdatenmanagement interessieren?
YZ: Zuallererst würde ich ihnen raten, mit ihren FDM-Teams in Kontakt zu treten – ihre Energie und ihr Fachwissen sind wirklich ansteckend. Das ist der erste Schritt. Ich würde ihnen auch empfehlen, sich den Wert des Teilens von Daten klarzumachen – wie sehr es ihrem Ruf, ihrer Glaubwürdigkeit und den Auswirkungen ihrer Arbeit zugutekommt.
RDS: Du bist einer der aktivsten Forscher in MARIE, was das Forschungsdatenmanagement angeht, und hast mit dem eLabFTW-Konzept für das gesamte Institut Pionierarbeit geleistet. Vielen Dank für deine Unterstützung und deine Zeit, und nochmals herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Data Champion Award!
YZ: Vielen Dank für diese Gelegenheit! Mir ist das wirklich wichtig, weil ich möchte, dass die Menschen von Beginn ihrer Forschung an so viel wie möglich von FDM-Konzepten profitieren, weil sie den Unterschied später in ihrer Karriere bemerken werden.