Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Physiker koordinierten Projekt zum Venus-Transit

Beobachter in aller Welt eingeladen

[08.06.2004] Kein lebender Mensch hatte das Ereignis bisher gesehen, und unter denjenigen, die es heute morgen (Dienstag, 8. Juni) sehen konnten, saßen Zuschauer in Deutschland auf den besten Plätzen weltweit. Dazu ein fast klarer Himmel: Mehr Glück konnten sich die Physiker auf dem Essener Universitäts-Campus nicht wünschen.

Hier koordinierte das Institut für Didaktik der Physik unter Federführung von Professor Dr. Udo Backhaus ein internationales Projekt zum Fotografieren und öffentlichen Auswerten des Venus-Transits, des Vorbeizugs der Venus vor der Sonnenscheibe.

Fünf sind bisher von Menschen beobachtet worden: 1639, 1761, 1769, 1874 und 1882. Frühestens 2012 wird es wieder Gelegenheit geben, die Venus als schwarzes Pünktchen von Ost nach West an der Sonne vorbeiwandern zu sehen. Diesmal war der Transit von Deutschland und Namibia aus am besten zu beobachten.

Allerdings gab es Unterschiede im Ablauf. Der Horizont der Beobachter war, wie Backhaus sagt, „unterschiedlich orientiert“, und an beiden Standorten blickten die Beobachter aus geringfügig verschiedenen Richtungen auf Venus und Sonne. Dieser kleine Unterschied aber ist ein Hinweis auf die unterschiedliche Entfernung von Venus und Sonne. Seine Messung ermöglicht es, die Entfernung zwischen Erde und Sonne zu berechnen.

Aus den Venus-Durchgängen im 18. und 19. Jahrhundert ermittelten die Beobachter für rund 100 Jahre den genauesten Wert für die Entfernung zwischen Erde und Sonne. Nicht nur die Wissenschaftler interessierten sich dafür, sondern aus wirtschaftlichen Gründen auch die Regierungen zahlreicher Länder, die deshalb kostspielige Expeditionen zu abgelegenen Beobachtungsständen auf der ganzen Welt schickten.

Heute, weiß Backhaus, kann die Entfernung von der Erde zur Sonne mit anderen Methoden sehr viel genauer als durch die Messungen der Venusdurchgänge bestimmt werden. Für den Physikdidaktiker bietet der Venustransit aber eine „hervorragende Möglichkeit, den Erwerb astronomischen Wissens auf eigene phänomenologische Erfahrungen zu stützen“. Durch die Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel könnten „Wissensinseln“ miteinander vernetzt werden, die sonst nebeneinander und ohne gegenseitigen Austausch existieren würden.

Schulklassen, schulische Arbeitsgemeinschaften, Amateurastronomen und die Mitarbeiter in Sternwarten hat Backhaus deshalb eingeladen, die Wanderung der Venus über die Sonnenscheibe zu beobachten, zu fotografieren und zu messen. Genaue „Arbeitsanleitungen“ hat er ins Internet gestellt und sich heute morgen selbst mit seinen Mitarbeitern auf dem Dach des Uni-Gebäudes T03 an der Segerothstraße postiert.

Weltweit war das Echo. Teilnehmer meldeten sich aus zahlreichen Städten im bevorzugten Beobachtungsland Deutschland, natürlich auch aus Namibia, das ebenfalls auf dem besten Platz „saß“, aber auch aus dem Iran, aus Indien und Sri Lanka.

Sie alle werden die Ergebnisse ihrer Beobachtungen in den nächsten Monaten auswerten und weitergeben zur gemeinsamen Veröffentlichung. Denn das ist Sinn der Sache. Was bislang noch kein lebender Mensch hat sehen können, soll in weltweit zur Verfügung stehenden Publikationen bekannt und für Ausbildungszwecke verfügbar gemacht werden.

Redaktion: Monika R?gge, Tel.: (0201) 183?2085

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