Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Interdisziplinäre Entwicklungen für die Medizin

Mit vier Projekten auf der Medica

[11.11.2005] Vier Projekte zeigt die Universität Duisburg-Essen auf der diesjährigen MEDICA, der weltgrößten Medizinmesse, die vom 16. bis 19. November in Düsseldorf stattfindet. Es sind die Projekte „Abbaubare Schädelimplantate“, „gläserne Beine“, „Titanhülse für Venenverweilkanülen“ und der Wischtest zum Nachweis von Zytostatika an Oberflächen. Die Wissenschaftler zeigen ihre Innovationen am Gemeinschaftsstand der Landesregierung, Halle 3, C70 und C80.

Das Team um Prof. Dr. Matthias Epple, Anorganische Chemie, hat in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Ruhr-Uni Bochum Schädelimplantate entwickelt, die sich innerhalb 18 Monaten wieder abbauen und dem Körper bei der Selbstheilung helfen. So schützen die Implantate nur so lange wie nötig, bis dem Patienten ein Teil der Schädeldecke wieder nachgewachsen ist. Innovativ ist die Zusammensetzung der Implantate: Medizinisch bedenkliche Abbauprodukte eines etablierten Kunststoffs werden durch einen neu entwickelten Füllstoff neutralisiert. Die Chemiker zeigen auf der Messe die innovativen Implantate, Formen aus Titan und Teflon zu ihrer Herstellung sowie einen Schädel mit einem herkömmlichen Titanimplantat.

Der Lehrstuhl Mechanik unter der Leitung von Prof. Dr. Andrés Kecskeméthy zeigt die „gläsernen Beine“. In Zusammenarbeit mit den Medizinern haben die Wissenschaftler ein Computermodell entwickelt, das die Bewegungsmuster eines Patienten analysiert und Ursachen für Schmerzen ermittelt. Möglich wird die genaue Analyse durch eine neue Messtechnik: Kameras bestimmen im Bewegungslabor 120 Mal in der Sekunde die Position des Patienten. So kann auf Fehlstellungen geschlossen und der Sitz beispielsweise von Hüftimplantaten überprüft werden. Die Wissenschaftler können in die Beine des Patienten hineinsehen, als ob sie aus Glas wären. Zur MEDICA bringen die Forscher eine lebensgroße Sportler-Puppe mit, die mit den Markierungen versehen ist, die für die Messungen am Patienten nötig sind.

Privatdozent Dr. Marius von Knoch hat eine Lösung für ein medizinisches Alltagsproblem gefunden. Der Arzt an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie der Universität Duisburg-Essen hat eine Titanhülse für die so genannten „Venenverweilkanülen“ entwickelt. Fast jedem Patient, der ins Krankenhaus kommt, wird eine Kanüle meist in den Handrücken gelegt, die in der Vene bleibt. So können Infusionen bei Bedarf angeschlossen werden. Um die Gefahr von Infektionen zu verringern, müssen bisher die Kanülen alle zwei bis drei Tage gewechselt werden. Die zum Patent angemeldete Titanhülse für den Hautdurchtrittsbereich, mit der die gängigen Kanülen nachgerüstet werden könnten, dient
als Barriere für Bakterien und macht das Wechseln der Kanülen überflüssig.

Das Institut für Energie- und Umwelttechnik IUTA, An-Institut der Uni Duisburg-Essen, und die FH Niederrhein haben einen Teststreifen entwickelt, der einfach und kostengünstig die Verunreinigung mit Zytostatika auf Oberflächen nachweist. Zytostatika werden bei der Behandlung von Krebspatienten eingesetzt, hemmen das Zellwachstum, haben aber auch schwere Nebenwirkungen. Mitarbeiter in Kliniken und Apotheken kommen jeden Tag mit diesen Stoffen in Kontakt, trotz verbesserter Sicherheitsvorkehrungen. Bisher kostet die Untersuchung des Arbeitsplatzes auf Verunreinigungen zwischen 80 und 100 Euro, und eine Laboruntersuchung der Probe ist notwendig. Der entwickelte Wischtest dagegen wird ungefähr 10 bis 15 Euro kosten und zeigt nach 30 Sekunden das Ergebnis an.

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