Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Startschuss für interdisziplinäres Forschungs-Institut

Biomechanik und Biomaterialien

[28.04.2005] Heute (27. April) hat Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft zur Startfinanzierung des Instituts für Technologien der Biomechanik und Biomaterialien (ITBB) einen Scheck in Höhe von 150.000 Euro überreicht. Das als An-Institut der Universität Duisburg-Essen geplante neue public-private-partnership-Unternehmen mit Sitz in Neukirchen-Vluyn entstand mit großer Unterstützung angesehener Wirtschaftsunternehmen und der Sparkasse am Niederrhein.

Institutsleiter Prof. Dr. Andrés Kecskeméthy: „Mit diesem Geld können wir wichtige technische Geräte zur wirtschaftlichen Nutzung des geballten Forschungs-Knowhows unserer Universität in Duisburg und in Essen beschaffen. Die Scheckübergabe ist das entscheidende Signal dafür, dass das neue campusvernetzende und disziplinübergreifende Institut an die Arbeit gehen kann.“ Das ITBB bündelt die Forschungspotenziale aus den Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und der Medizin an der Universität Duisburg-Essen, um innovative und effiziente Beiträge zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung zu leisten. Es geht dabei vor allem um neue und optimierte Produkte und Verfahren zur Verbesserung der Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparates und der innerorganischen Krankheitsbilder insbesondere im Herz-Kreislauf-Bereich.

Dazu sollen ingenieurwissenschaftliche Methoden der Mechatronik, der Materialforschung und der Konstruktion mit medizinischen Fragestellungen der Unfall- und allgemeinen Chirurgie, der Orthopädie, der Kardiologie, der Physiologie sowie der organischen und anorganischen Chemie kombiniert werden. Aus der Fusion der Universität Duisburg-Essen entsteht die außerordentliche Chance, synergetische Potenziale zu nutzen aus der Kombination von Ingenieurwissenschaften in Duisburg und Medizinforschung und –praxis in Essen gemeinsam mit den Naturwissenschaften.

Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft: “Das ITBB stärkt die Verankerung der Universität Duisburg-Essen in der Region. Es festigt und profiliert Nordrhein-Westfalen als Medizintechnik-Standort mit weltweiter Ausstrahlung.” Großen Nutzen sieht die Wissenschaftlergruppe in mehreren bislang sehr kostenintensiven Bereichen. Bei chronischen Gelenkerkrankungen etwa werden in Deutschland jedes Jahr etwa 200.000 Gelenkprothesen eingesetzt und zur Aufdehnung verengter Herzkranzgefäße werden 150.000 Gefäßstützen, sogenannte Stents, benötigt. Prof. Kecskeméthy: „Wenn es gelingt, die Komplikationen bei diesen Einsätzen zu reduzieren, könnten im Gesundheitssystem Kosten in Milliardenhöhe eingespart werden.“ Weiterer dringender Bedarf nach optimierter Technologie besteht auch in angrenzenden Bereichen, etwa der Automobil- oder Sportindustrie.

Das Institut für Technologien der Biomechanik und Biomaterialien hat das Ziel, auf der Basis vernetzter interdisziplinärer Forschung und in Zusammenarbeit mit der Industrie neue Produkte zu entwickeln und zu realisieren in den Bereichen Implantate, Prothesen und Instrumente sowie allgemeine computergestützte Verfahren für die Verbesserung operativer Eingriffe. Prof. Kecskeméthy: „Entscheidend für unseren Erfolg ist die Zusammenführung von Grundlagenforschung, Materialentwicklung und den innovativen Technologien des Ingenieurwesens mit einer praxisorientierten Anwendung in der Klinik.“

Die Breite des Anwendungsspektrums zeigt sich beispielhaft anhand folgender aktueller Forschungsprojekte:

* Ganganalyse-Labor: Diagnose des Gangbildes anhand von Computersimulationen und Planung von chirurgischen Eingriffen an Kindern mit spastischer Erkrankung durch computergestütze Voraussage des dynamischen Bewegungsverhaltens

* Wirbelsäulensimulator: Testen neuer Wirbelkörperersatzimplantate aus Verbundwerkstoffen, Messung der dreidimensionalen Bewegung schmerzhafter Wirbelsäulensegmente

* Hüftprotheseuntersuchung nach unterschiedlichen Implantationszeiten

* Hartgewebe- und Weichgewebeprothesenentwicklung: Neue Methoden zur Strukturierung und Funktionalisierung von Oberflächen, Verlängerung der Lebensdauer von Hüftprothesen mit einem physikalischen Hüftsimulator durch strukturierte Oberflächen

Das Institut für Technologien der Biomechanik und Biomaterialien wird sich vor allem auf die Prothesen- und Implantattechnik, auf Computermethoden zur Simulation des Bewegungsapparates und der Weichorgane sowie auf computergestützte Therapieplanung konzentrieren.

Gelungenes Modell für öffentlich-private Partnerschaft

Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft betonte bei der Scheckübergabe zur Startfinanzierung des neuen An-Institutes der Universität Duisburg-Essen am 27. April in Neukirchen-Vluyn: „Das Institut ist ein intelligentes Konzept für Public-Private-Partnerships, wie sie unser Land braucht, um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten.“ Auch Uni-Prorektor Prof. Eckart Hasselbrink lobte das Modell einer gelungenen öffentlich-privaten Partnerschaft, deren Gesamtkostenvolumen in Höhe von 1,48 Mio. Euro gemeinsam durch das Land, die Wirtschaft und die Hochschule getragen wird.

Von dieser Gesamtsumme steht ab sofort knapp ein Drittel zum Abruf bereit. Der Restbetrag fließt im Laufe der dreijährigen Aufbauphase. Zu finanzieren sind Apparate und Laborinfrastruktur sowie Personalkosten für Sekretariat und Geschäftsführung. Insgesamt werden für das ITBB öffentliche Mittel zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur bis Ende kommenden Jahres in Höhe von 1,172 Mio Euro erwartet.

Durch den Scheck des Wissenschaftsministeriums in Höhe von 150.000 Euro ist die erste Anschubfinanzierung der Laboreinrichtung (Ganganalyse) gesichert. Die Universität Duisburg-Essen beabsichtigt, aus Innovationsfondsmitteln einen Betrag in Höhe von 100.000 Euro zuzusteuern. Zum Grundkonzept des An-Institutes gehört, die bestehenden universitären Ressourcen zu nutzen.

Es fallen nur jene Kosten zusätzlich an, die bei der auftragsorientierten Versuchsdurchführung an der Schnittstelle Grundlagen/Klinische Anwendung entstehen (Komponentenprüfung, Outsourcing-Dienstleistungen für Krankenhäuser im Bereich der Biomechanik und Biomaterialien). Dadurch können in der Anfangsphase erheblich Kosten eingespart werden. Die Privatindustrie übernimmt die Personalkosten in Höhe von 310.000 Euro, außerdem zeichnet sich eine Lösung für die mietfreie Nutzung der Büroräume ab. Nach den Planungen wird sich das ITBB nach drei Jahren personalkostentechnisch selbst tragen.

Weitere Informationen: Prof. Andrés Kecskeméthy, Tel 0203/379-3344

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