Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Stammzellforscher gründet Nachwuchsgruppe

Hoffnung für Leukämiekranke

[07.03.2008] Seit kurzem hat der Stammzellforscher Dr. med. Joachim R. Göthert (36) seine eigene Nachwuchsgruppe in der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen eingerichtet. Möglich wurde dies durch die Förderung aus dem Kompetenznetzwerk Stammzellforschung NRW, das zurzeit drei junge Spitzenforscher fünf Jahre lang mit jeweils 1,25 Mio Euro unterstützt.

Dr. Göthert hat sich zur Umsetzung seines Forschungsvorhabens („Effekt der Sauerstoffversorgung auf die Funktion blutbildender Stammzellen“) für die Universität Duisburg-Essen entschieden. Seine bisherigen Forschungsstationen waren Yale/USA und Perth in Australien. Seit 2004 arbeitet Dr. Göthert am Essener Uni-Klinikum.

Eine Stammzelle ist, anders als die anderen Zellen im Körper, noch kein Spezialist. Sie hat noch keine bestimmte Aufgabe und könnte prinzipiell an jeder Stelle des Körpers eingesetzt werden, um dort bestimmte Funktionen zu übernehmen ? etwa ein krankes oder zerstörtes Gewebe ersetzen. Erwachsene Menschen haben etwa 20 verschiedene Stammzelltypen. Sie sind organspezifisch und werden als „adult“ bezeichnet. Embryonale Stammzellen können sich in 216 Gewebe des menschlichen Körpers differenzieren.

Die blutbildenden Stammzellen gehören zu den adulten Stammzellen und befinden sich vor allem im Knochenmark gesunder Erwachsener. Durch Zellteilung und Differenzierung gehen aus blutbildenden Stammzellen alle Blutzellen und die Zellen des Immunsystems hervor. Normale blutbildende Stammzellen werden heutzutage bereits routinemäßig bei der Therapie von bestimmten Blutkrebsarten eingesetzt. Jedoch weisen neuere Erkenntnisse daraufhin, dass bestimmte Krebsarten, wie zum Beispiel auch die akute myeloische Leukämie, zum einen von adulten Stammzellen ausgehen und zum anderen auch durch deren Eigenschaften charakterisiert sein können. Dementsprechend werden diese Zellen bei der akuten myeloischen Leukämie auch als leukämische Stammzellen bezeichnet.

Akute Leukämien zeichnen sich durch einen plötzlichen Beginn und einen raschen Verlauf aus. Die häufigste akute Leukämieform des Erwachsenenalters ist die akute myeloische Leukämie. Die akute myeloische Leukämie verläuft trotz moderner Therapieformen zumeist tödlich. Interessanterweise sind blutbildende Stammzellen im Knochenmark relativ weit von versorgenden Blutgefäßen entfernt. Dementsprechend befinden sich blutbildende Stammzellen in einer relativ sauerstoffarmen Umgebung. Sauerstoffunterversorgung führt in allen Körperzellen zu einer molekularen Reaktion, die innerhalb dieses Projektes in blutbildenden Stammzellen genauer untersucht werden soll.

Dr. Göthert plant, mit seiner Arbeitsgruppe in einem so genannten transgenen Mausmodell zu untersuchen, was passiert, wenn diese molekulare Reaktion auf Sauerstoffunterversorgung innerhalb blutbildender Stammzellen genetisch verändert wird. Auch die bösartigen Zellen einer akuten myeloischen Leukämie sind durch zelluläre Merkmale gekennzeichnet, die sonst nur bei Sauerstoffunterversorgung auftreten. Deshalb soll erforscht werden, ob die Entstehung einer akuten myeloischen Leukämie durch die genetische Veränderung der molekularen Reaktion auf Sauerstoffunterversorgung verhindert werden kann. Möglicherweise können dann durch eine medikamentöse Beeinflussung dieser molekularen Reaktion neuartige Therapiestrategien gegen die akute myeloische Leukämie entwickelt werden.

Redaktion: Beate Kostka, Tel. 0203/379-2430

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