Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Neue Erkenntnisse über das Arzneimittel Aspirin

Zwei Formen in einem Kristall

[14.12.2006] Ein Durchbruch in der Aspirinforschung ist jetzt Professor Dr. Roland Boese von der Universität Duisburg-Essen gelungen. Gemeinsam mit zwei Forschern aus Indien und Dänemark konnte er nachweisen, dass die neue Form des Schmerzmittels aus einer Mischform von zwei Kristallformen besteht.

Damit haben die Wissenschaftler erstmalig herausgefunden, dass solche verschiedenen Anordnungen von Molekülen ineinander wachsen können. „Möglicherweise besitzt diese Form der verwachsenen Aspirinkristalle neue, nützliche Eigenschaften“, sagt Roland Boese. Um so etwas nachzuweisen, sind allerdings weitere Forschungsarbeiten nötig.

Eigenschaften, wie die Löslichkeit oder Lagerungsbeständigkeit von Medikamenten, hängen unter anderem von der Struktur der Kristalle des Wirkstoffs ab. Das heißt, dass verschiedene Kristallstrukturen, so genannte Polymorphe, auch verschiedene Eigenschaften besitzen. Für einen Wirkstoff neue Polymorphe mit verbesserten Eigenschaften zu finden, ist daher auch für die pharmazeutische Industrie von großem Interesse.

Seit der Herstellung von Aspirin vor 110 Jahren war das Schmerzmittel in nur einer Kristallform bekannt, die heute als „Form I“ bezeichnet wird und die eine bestimmte Anordnung der Moleküle in dem Kristall beschreibt. Vor einem Jahr berichteten amerikanische Wissenschaftler der Universität von Südflorida über eine neue Form von Aspirin und nannten sie „Form II“. Sie wurde durch Kristallisation aus der „Form I“ durch Zufügen eines fremden Zusatzes erhalten. Allerdings glaubten sie, dass sich diese zweite Form bei Raumtemperatur in „Form I“ zurückbildet. Damit wäre die neue Aspirin-Form als Medikament ungeeignet.

Roland Boese konnte mit seinen Kollegen diese Forschungsergebnisse widerlegen und zeigen, dass die verwachsenen Kristalle bei Raumtemperatur haltbar sind und dass man keine fremden Zusätze braucht, um sie herzustellen. Veröffentlicht werden die Ergebnisse der internationalen Forschergruppe in einer der kommenden Ausgaben der renommierten Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“.

Redaktion: Julia Harzendorf, Tel. 0203/379-1489

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