Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Neue Ergebnisse am Westdeutschen Tumorzentrum

Wie die Gene ticken

[19.07.2013] Damit Forschung wirksam wird: Gerade beim Thema Krebs kommt es darauf an, die Erkenntnisse aus dem Labor auch in die Praxis umzusetzen. Die „translationale Krebsforschung“ entwickelt neue Diagnose- und Behandlungsverfahren. Dabei spielt das Westdeutsche Tumorzentrum der Universität Duisburg-Essen (UDE) eine Vorreiterrolle. Das zeigen auch die neuesten Ergebnisse: Die Mediziner des Uniklinikums fanden heraus, wie sich Lungenkrebs künftig noch zielgerichteter therapieren lässt. In einer weiteren Studie entdeckten sie eine neue Strategie gegen resistente Tumore.

Bei Patienten mit metastasiertem Lungenkrebs hat das Team von Prof. Dr. Martin Schuler verglichen, was besser wirkt: Eine herkömmliche Chemotherapie oder Afatinib, ein neues Medikament, das die Signalübertragung in den Tumorzellen hemmt. Beobachtet wurden weltweit 345 Betroffene, deren Tumor eine Mutation des sogenannten EGFR-Gens aufwies. Die Tabletten waren weitaus effektiver: „Bei den Patienten, die mit Afatinib behandelt wurden, konnte das Tumorwachstum im Schnitt doppelt so lange aufgehalten werden“, sagt Professor Schuler, Direktor der Inneren Klinik am Uniklinikum Essen. Auch typische Beschwerden wie Luftnot, Schmerzen oder Hustenreiz wurden deutlich länger verhindert. „Die Studie zeigt, dass Lungenkrebspatienten mit dieser bestimmten Genmutation von dem neuen Mittel stark profitieren können – und das bei mehr Lebensqualität“, so Schuler. Wer für die Therapie geeignet ist, ermittelt eine umfassende Biomarkeranalyse, die das Westdeutsche Tumorzentrum anbietet.

In einem weiteren großangelegten Projekt entwickelten die Forscher eine neue Strategie, um Tumore mit RAS-Mutationen zu behandeln. Diese Veränderungen finden sich bei mehr als 30 Prozent aller Krebserkrankungen. Sie machen den Tumor gegen Antikörper oder Hemmstoffe resistent und waren bislang nur schwer zu therapieren. Die Forscher untersuchten den Naturstoff Cotylenin-A, der das Zusammenspiel verschiedener Moleküle beeinflusst, die in der kranken Zelle Signale weitergeben. Dabei konnten Tumore mit RAS-Mutation durch eine kombinierte Therapie mit Cotylenin-A und dem Antikörper Cetuximab erfolgreich im Wachstum gehemmt werden. Dies zeigt einen neuen Weg auf, der vielen Patienten mit RAS-mutierten Tumoren helfen kann. „Cotylenin-A hat ein völlig neuartiges Wirkungsprinzip und hilft bei der Entwicklung vielversprechender
Krebsmedikamente“, prognostiziert Schuler.

Die Ergebnisse sind derzeit in den Fachzeitschriften „Journal of Clinical Oncology“ und „ACS Chemical Biology“ nachzulesen. Das Westdeutsche Tumorzentrum am Universitätsklinikum Essen ist eines der zwölf Onkologischen Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. Es ist Partner des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung, ein Zusammenschluss von sieben exzellenten Universitätskliniken mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.uk-essen.de/tumorforschung/
Prof. Dr. Martin Schuler, Tel. 0201/723-2000, martin.schuler@uk-essen.de

Redaktion: Carmen Tomlik, Tel. 0203/379-1489

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