Hinweise zum Studium

Hinweise zum Studium der Systematischen Theologie in Essen

1. Überblick:

Lehrveranstaltungen in Systematischer Theologie finden im Rahmen des Lehramtsstudiums Evangelische Theologie in Essen in drei verschiedenen Modulen statt, die ersten beiden davon im Rahmen des BA-Studiums.

1.1. Die erste Lehrveranstaltung (Vorlesung) im ersten Semester (jeweils Wintersemester) in Modul 1 ist eine Einführung in die Systematische Theologie, die hauptsächlich die Themenbereiche Theologiegeschichte, Prolegomena bzw. Fundamentaltheologie, Materiale Dogmatik, Religionsphilosophie und Grundlegung der theologischen Ethik umfasst. Die Prüfung zu dieser Veranstaltung geschieht als eigener Teil der Modulabschlussprüfung ‚Klausur‘. Der Besuch dieser Lehrveranstaltung ist für alle Studierende der Evangelischen Religionslehre im Lehramt obligatorisch.

1.2. Systematisch-theologische Lehrveranstaltungen sind weiterhin Inhalt des Moduls 06. Das Modul wird für die Studiengänge Gy/Ge, BK und HRG aus zwei Seminaren gebildet, für den Studiengang für die Grundschule hingegen nur aus einem Seminar. Abschlussprüfung für das Modul ist in jedem Fall eine Hausarbeit. Inhaltlich ist vorgesehen, dass diese Seminare auf der Basis des Überblicks aus Modul 01 jeweils in eine spezielle gegenwärtige Diskussion aus dem Bereich Systematische Theologie einführen. In seltenen Fällen kann auch das Werk eines einzelnen bedeutenden modernen Theologen im Mittelpunkt stehen.

Achtung: Als Lehrveranstaltungen für dieses Modul können – neben den in LSF angegebenen – jederzeit auch weitere Angebote, z.B. in der Philosophie (Ethik, Religionsphilosophie) und der katholischen systematischen Theologie – belegt werden. In einem solchen Fall ist Rücksprache mit einer lehrenden Person aus der evangelischen Systematischen Theologie oder mit dem Kustos (Dr. Sebastian Eck) zu halten!

1.3. Im Masterstudium ist nur für die Studiengänge der Schularten Gy/Ge und BK zwingend der Besuch einer Veranstaltung vorgesehen, die dann auch ein eigenes Modul (04) bildet. Prüfungsleistung ist in diesem Fall ein Referat im Rahmen des Seminars. In den anderen Lehramtsstudiengängen kann im Rahmen des studienabschließenden Fachmoduls (M03 oder M02) eine Lehrveranstaltung aus der Systematischen Theologie gewählt werden. Hier sind weitere Prüfungsformate vorgesehen. Inhaltlich versucht die Lehrveranstaltung im Regelfall, gegenwärtige gesellschaftliche und kulturelle (oder politische etc.) Problemstellungen aufzunehmen, die systematische Theologie darauf zu beziehen und so die Funktion der Theologie in der Gesellschaft zur Sprache zu bringen, wobei besonderes Augenmerk der möglichen Verwendung des Themas auch im Religionsunterricht gilt. Hier wird auf das Eigeninteresse der Studierenden sowie ihre pädagogische Ausbildung gesetzt und so versucht, ihre Sichtweisen als ein gestaltendes Element in die Lehrveranstaltung einzubringen.

Achtung: Auch hier ist gegebenenfalls ein Besuch von religions- bzw. christentumsbezogenen Veranstaltungen in anderen Fächern möglich (Soziologie, Philosophie, Pädagogik, Literatur, Jura, katholische Systematische Theologie etc.).

 

2. Genauere Beschreibung von Aufbau, Inhalten und Zielsetzungen der einzelnen Veranstaltungen:

2.1. In Modul 1: Angezielt ist eine Einführung in und ein Überblick über die Systematische Theologie als moderne Wissenschaft auf dem Hintergrund ihrer Tradition und Geschichte seit dem Beginn einer eigenständigen Philosophie bei den griechischen Vorsokratikern. Zugrundegelegt wird dabei als Lehrbuch die Einführung von Rochus Leonhardt, Grundinformation Dogmatik, gegenwärtig in der 4.Auflage von 2009, ca 40 Euro (zur Anschaffung für das gesamte Studium empfohlen).

Die Vorlesung dient der Anregung zum eigenständigen Nachdenken, sie wirft offene Probleme der Systematischen Theologie auf und führt in die wichtigsten Denker und Texte ein. Es wird versucht, zur Begleitung und Nacharbeit jeweils ein Tutorium zur Vorlesung anzubieten, in dem Texte der Theologie- und Problemgeschichte in größeren Ausschnitten gelesen werden können. Die einzelnen Vorlesungen führen jeweils parallel in einen der bis heute entscheidenden Abschnitte der Theologiegeschichte (Antike, Spätantike, Mittelalter, Reformation, Orthodoxie, Aufklärung, Neuprotestantismus, moderne Theologie) und in einen bestimmten Sachbereich der Systematischen Theologie ein. Die philosophische Frage nach Gott und dem Ursprung der Welt, die Ausbildung des trinitarischen und christologischen Dogmas, die Buß- und Beichttheologie des Mittelalters sowie die reformatorische Rechtfertigungslehre und Ämterchristologie, die protestantische Schriftlehre der Orthodoxie und die beginnende Religionsphilosophie, die ethische Begründung der Theologie sowie schließlich Offenbarungs- und Wort Gottes-Theologie samt Eschatologie werden so theologiegeschichtlich eingebettet zum Thema, wobei sich theologiegeschichtlicher und materialdogmatischer Horizont gleichmäßig erweitern.

Methodisch geht es hierbei darum, die Wissenschaftlichkeit der Disziplin Systematische Theologie kennenzulernen und eigenständig wissenschaftlichen Fragen und Denken an den Inhalten auszuprobieren. Dies geschieht im Rahmen einer Erarbeitung einer eigenen, an einem bestimmten Problem oder Thema entlang erforschten Abfolge theologiegeschichtlicher Positionen. Die wissenschaftliche Trennung von unmittelbaren Vorstellungen, Bildern, Annahmen und Einstellungen im Kontext christlicher Frömmigkeit einerseits und systematisch-theologischem, voraussetzungslosem Argumentieren und entsprechendem Begründen von christlichen Lehrgehalten andererseits bildet die Grundlage einer allgemeinverständlichen und so an der Universität als Wissenschaft möglichen Theologie. Ebenso grundsätzlich ist der bereits geschehene theologiegeschichtliche Veränderungsprozess, der insbesondere seit der Aufklärungszeit die (protestantische) Theologie beherrscht, zu verarbeiten und als Hintergrund für die weitere Transformation der dogmatischen Gehalte und für ihre notwendige Modernisierung bereitzuhalten. Neben der Kritik der Aufklärung ist hier insbesondere die erkenntniskritische Fragestellung Kant für die moderne protestantische Theologie seit dem sogenannten Neuprotestantismus und noch ihre Neuorientierung im 20. Jahrhundert notwendig zu verstehen.

Ziel der Einführung in die Systematische Theologie ist der entsprechende Teil der Klausur, die die Abschlussprüfung von Modul 1 bildet. Hier wird die selbsterarbeitete Darstellung eines theologischen Problems in theologiegeschichtlicher Sicht gefordert, daneben werden die notwendige Grundkenntnis der wichtigsten dogmen- und theologiegeschichtlichen Entwicklungen (Entstehung des trinitarischen und des christologischen Dogmas, der augustinischen Sündenlehre und Ekklesiologie, der reformatorischen Rechtfertigungslehre, der aufklärerischen Dogmenkritik, der neuprotestantischen religionsphilosophischen Begründung der Theologie, der Kritik an einem anthropologischen Religionsbegriff in der Theologie des 20. Jahrhunderts, die Wiederkehr des Themas ‚Religion‘ seit den 1970er Jahren) sowie von Fachbegriffen und -termini in diesem Zusammenhang überprüft sowie schließlich an einem bisher unbekannten Text die Fähigkeit, systematische Probleme zu identifizieren und theologiehistorisch einzuordnen.

2.2. Modul 6: Das Modul besteht aus zwei oder einer Lehrveranstaltung im Systematischer Theologie sowie einer Hausarbeit als Prüfung. Jedes Semester werden (verschiedene, meist zwei oder drei) Veranstaltungen aus den verschiedenen Bereichen der Systematischen Theologie (Dogmatik, Ethik, Religionsphilosophie, Kultur- und Literaturtheologie) angeboten. Dabei steht ein einzelnes Problem oder ein einzelnes Thema im Mittelpunkt der Veranstaltungen, also z.B. im Bereich der Dogmatik speziellere Probleme aus den einzelnen materialdogmatischen Loci, die in der Gegenwart debattiert werden (wobei katholische und protestantische Positionen gleichermaßen berücksichtigt werden), oder im Bereich der Fundamentaltheologie verschiedene Positionen einer gegenwärtigen Begründung der Theologie und ihres Verhältnisses zum Glauben, oder im Bereich der Religionsphilosophie verschiedene soziologische, philosophische oder psychologische Auffassungen von Religion, oder im Bereich der Ethik verschiedene Positionen zur Begründung einer eigenständigen theologischen Ethik in Auseinandersetzung mit der Philosophie, oder entsprechend im Bereich materialer Ethik einzelne Debatten aus der Gegenwart. Der Zweck der Lehrveranstaltung besteht darin, a) die Tradition eines Problems als Hintergrund gegenwärtiger theologischer Textproduktion verstehen zu können, b) den einzelnen Text auf diesem Hintergrund auf seine Argumente und Begründungsstrategien hin durchschauen zu können, c) die verschiedenen Positionen der Texte gegeneinander profilieren zu können, und d) wenn möglich, auf dem Hintergrund der aus den verschiedenen Traditionen und Texten zu gewinnenden Argumente und inhaltlichen Probleme zu einer eigenen (systematisch-theologisch begründeten) Stellungnahme kommen zu können.

In der Hausarbeit geht es darum, einen klassischen oder neueren Text zu einem bestimmten Problemfeld eigenständig zu analysieren, darzustellen und zu problematisieren, dies alles auf dem Hintergrund der Theologie- und Philosophiegeschichte und eines eigenen Problemverständnisses. Es ist Bestandteil dieser Hausarbeit, diesen theologie-(, dogmen oder philosophie)geschichtlichen Hintergrund durch Darstellung des Gesamtzusammenhangs der Lehrveranstaltung und kurzes Referat von drei verschiedenen Positionen aus dieser Lehrveranstaltung auf ca 11/2 bis 2 Seiten aufzuzeigen. Die (nur im Bereich Gy/Ge und HRG notwendige) zweite Lehrveranstaltung soll ebenfalls in der Hausarbeit auf diese Weise dokumentiert werden, dies kann mit Überlegungen zum (theologisch-dogmatischen oder theologiehistorischen) Zusammenhang der Themen verknüpft werden.

2.3. M.Ed. bzw. LA MA Modul 4 (Gy/Ge, BK), Modul 3 (HRG bzw. GS vertieft) oder Modul 2 (GS nicht vertieft): Hier geschieht in der Regel keine weitere Konzentration auf die wissenschaftliche Arbeit in der Systematischen Theologie, sondern der Versuch einer Anwendung der erarbeiteten systematisch-theologischen Kompetenzen auf gegenwärtige gesellschaftliche Zusammenhänge und Probleme sowie ihre Darstellung im Religionsunterricht in der Schule. D.h., es wird versucht, den Bezug der Theologie und ihrer Themen zu Entwicklungen in der modernen Gesellschaft aufzuzeigen. Die Arbeit der Veranstaltungen geschieht dabei normal weiterhin an Texten aus der Produktion der Gegenwart, dabei liegt der Schwerpunkt aber auf politischen, soziologischen, gegenwartsanalytischen und prognostischen, kulturtheoretischen, ethischen, ästhetischen, literarischen, popkulturellen, feuilletonistischen und anderen Verbindungen von Theologie bzw. religiösen Fragen oder christentumsbezogenen Entwicklungen und der Moderne.

In der Regel wird die Prüfungsform in diesen Lehrveranstaltungen ein Referat sein, dabei ist aber gefordert, dass das Referat interaktiv erfolgt und eigenständig Arbeitsformen für das Gesamtseminar bereithält, so dass hier auch die pädagogischen Kompetenzen in die systematisch-theologische Arbeit eingebracht und ausprobiert werden können.