Talentgespräch mit Darleen

Darleen

29. Juli 2020Ein Talent wird Talentförderin

Darleen weiß, was es bedeutet, einen Bildungsaufstieg zu meistern. Die 19-Jährige wuchs in einer sogenannten Arbeiterfamilie auf, der Weg zum Bildungsaufstieg war nicht vorgezeichnet. Der Grundschullehrer war es schließlich, der ihr den Besuch des Gymnasiums empfahl. Doch Zweifel hätten sie beinahe davon abgehalten: „Ich hatte große Angst davor. Ich wusste, dass meine Mutter mir nie hätte bei Schulaufgaben helfen können, für Nachhilfe hätte es kein Geld gegeben“, erzählt Darleen. Doch ihre Mutter maß der Einschätzung des Lehrers eine hohe Bedeutung bei und bestärkte ihre Tochter trotz aller Umstände darin, den Weg zum Gymnasium zu suchen. „Ich habe mich dann doch dafür entschieden und bin dem Rat des Lehrers gefolgt. Auch wenn nicht immer alles optimal lief, habe ich nun ein sehr gutes Abitur in der Tasche.“

Im Herbst 2018 wurde Darleen von einer Stufenkoordinatorin ihrer Schule gefragt, ob sie am Talentscouting teilnehmen wolle. „Ich war ein bisschen skeptisch, weil andere deutlich bessere Noten hatten als ich. Ich dachte, dass ich für das Talentscouting richtig viel können muss.“ Sie hat sich dann aber doch getraut und die Entscheidung nicht bereut. Sie führte regelmäßig Gespräche mit Talentscout Kilian und nahm an Workshops zur Berufswahl teil. In den Gesprächen konnte sie sich öffnen und alles erzählen, was sie beschäftigte. „Das war wichtig, damit Kilian auch einschätzen konnte, wer ich bin. Nur so konnte er mich gut beraten.“  

Seit Oktober studiert Darleen Soziale Arbeit an der Universität Duisburg-Essen. Um die Finanzierung des Studiums muss sie sich heute keine Sorgen machen. Kilian unterstützte sie dabei, ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung zu erhalten, durch welches sie neben der finanziellen Unterstützung auch die Chance hat, an fachspezifischen oder politischen Seminaren teilzunehmen. Mit dem Studium verbindet sie eine positive Perspektive: „Ich weiß, dass ich mit einem abgeschlossenen Studium viel mehr erreichen kann.“ Dabei geht es ihr nicht nur um finanzielle Unabhängigkeit, sondern ebenso um die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen.  

Dass ihre Wahl auf den Studiengang Soziale Arbeit fiel, ist auch das Ergebnis der Gespräche mit ihrem Talentscout Kilian. Dabei legten beide den Fokus auf Darleens Kompetenzen, mit dem Ergebnis eines gestärkten Selbstbewusstseins. Ursprünglich wollte sie Psychologie studieren, vielleicht Therapeutin werden, also Menschen helfen, die sich in einer schwierigen Lage befinden. Doch wer Psychologie studieren möchte, braucht ein exzellentes Abitur. Außerdem entwickelte sie Bedenken, damit zu nah an ihrem eigenen Lebensweg zu arbeiten und negative Emotionen zu provozieren. Darleen und Kilian suchten nach Alternativen, die Darleens Interessen, Talenten und Bedenken besser gerecht werden würden. Zu dieser Alternative ist das Studienfach Soziale Arbeit geworden: Der NC lag niedriger als bei Psychologie und trotzdem kann sie später einmal Menschen dabei helfen, ein besseres Leben zu führen. Außerdem kann sie sich in Form einer Weiterbildung oder eines Zweitstudiums doch noch auf den Weg der Psychologie begeben und als Therapeutin arbeiten. Sie bleibt flexibel und kann die Stellschrauben ihres Berufsweges nachjustieren.

Darleen erzählt von ihrer Zeit in der stationären Einrichtung für Kinder und Jugendliche, in welcher sie verübergehend lebte und in der viele Bewohner*innen gar nicht auf die Idee kamen, aufs Gymnasium zu gehen oder zu studieren. Für die Sozialarbeiter*innen in der Einrichtung war es dann eine ungewohnte Situation, dass mit Darleen eines ihrer Schützlinge einen höheren Bildungsweg durchläuft. Hier möchte sie nach ihrem Studium beruflich ansetzen: „Ich kenne viele schlaue Kinder, die auf der Haupt- oder Förderschule gelandet sind. Wenn die Kinder den Willen haben, nicht die negativen Erwartungen zu erfüllen, die ihnen das System aufzwingt, dann sollen sie zu mir kommen können, damit ich sie dann berate.“ Darleen möchte für mehr soziale Durchlässigkeit und Bildungsaufstiege sorgen. „Ich habe das System und dessen Probleme ausgiebig kennengelernt und möchte daran etwas ändern.“

So setzt sich ein positiver Schneeballeffekt in Gang. Aus dem geförderten Talent wird eine Talentförderin. Darleen wird das Talentscouting in Zukunft nicht nur weiterhin in Anspruch nehmen, sondern tatkräftig unterstützen. Sie plant, Teil des Organisationsteams des Talentenetzwerktreffens zu werden, welches sich an Talente nach dem Schulabschluss richtet. Zudem arbeitet sie als studentische Hilfskraft für das Talentscout-Team der Universität Duisburg-Essen. Dort hilft sie etwa bei der Vorbereitung von Workshops und der Weiterentwicklung der Social-Media-Aktivitäten. Die Arbeit als Hilfskraft ist ebenfalls eine Folge der Gespräche mit ihrem Talentscout Kilian. Dieser machte sie auf das Jobangebot aufmerksam und bestärkte sie darin, sich zu bewerben. „Ohne Kilian hätte ich mir das nicht zugetraut, weil ich mir gedacht hätte, dass das nur was für die besten Studierenden im höheren Semester sei.“

Sie ist froh, das Talentscouting weiter an ihrer Seite zu haben. Wir wünschen Darleen viel Erfolg bei ihren ambitionierten Plänen und freuen uns, sie dabei weiter begleiten zu dürfen.