Publikationen
Doing Gender im technisch- naturwissenschaftlichen Bereich
AutorIn
Solga, Heike; Pfahl, Lisa
Jahr
2009
in
Discussion Paper SP I 2009-502, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) 2009
Ort
Berlin
Typ der Publikation
Paper
Schlagworte
Interaktionen, Geschlecht, Sozialisation, Naturwissenschaft
Internetseite
http://www.wzb.eu/bal/aam/pdf/2009-502_solga-pfahl.pdf
Datum des letzten Aufrufs
3.9.2009
Abstract
Dieser Beitrag beruht auf einer Expertise, die im Rahmen der „Plattform zur
Förderung des Nachwuchses in Technik und Naturwissenschaft“ von acatech,
der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, verfasst worden ist. Mit
dieser Plattform möchte acatech ein nationales Netzwerk von Akteuren aus Politik,
Forschungseinrichtungen, Schulen, Hochschulen und Wirtschaft aufbauen,
die sich gemeinsam mit acatech an der Förderung des technisch-naturwissenschaftlichen
Nachwuchses beteiligen.
Für die Lösung des Nachwuchsproblems in den Technikwissenschaften spielt
die Gewinnung von Frauen eine zentrale Rolle. Die in der Expertise dargestellten
Befunde verdeutlichen dreierlei: (1) In den Natur- und Technikwissenschaften
‚verliert‘ man Frauen sehr früh im Lebensverlauf. (2) Wie beim Durchlauf
eines Trichters (leaking pipeline) verringert sich mit jeder Bildungs- und Karrierestufe
die Anzahl von Frauen in diesen Fächern und Berufen. (3) Die Erhöhung
des Interesses für Technikwissenschaften von Mädchen und Frauen ist nicht
nur ‚ein Problem‘ für das Bildungssystem, sondern ganz wesentlich auch des
Arbeitsmarktes. Die Befunde der Expertise zeigen, dass es unbedingt notwendig
ist, jungen Frauen, die in technischen Berufen gut ausgebildet sind, eine
höhere Chance als bisher zu geben, (a) ihren Beruf aus dem Bereich Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften, Technik (im Folgenden kurz: MINT) auszuüben
und (b) dies auch mit den gleichen Gratifikationen wie Männer. Diese
Herausforderung muss – und zwar unabhängig von der Nachfrage nach neuem
Personal in technischen Berufen – schnell gemeistert werden, wenn Wirtschaft
und Politik ein ernst gemeintes Interesse an „Frauen in MINT-Berufen“ besitzen.
Um den Frauenanteil in den MINT-Fächern zu erhöhen, gilt es zunächst nach
den Ursachen für drei Prozesse zu fragen:
(1) Warum sind auch heute noch weniger Mädchen als Jungen bzw. Frauen als
Männer in den MINT-Fächern in Schule, Ausbildung, Hochschule sowie
MINT-Berufen zu finden?
(2) Warum wählen sie trotz gleichem Interesse und/oder Leistungen seltener
MINT-Fächer und -Berufsfelder?
(3) Warum ergreifen sie seltener als (junge) Männer MINT-Berufe bzw. verbleiben
dort?
Erst mit Antworten auf diese Fragen können Anforderungen für geeignete Interventionen
abgeleitet sowie existierende Interventionen in diesem Bereich
bewertet und fehlende Interventionen identifiziert werden. Diese Antworten
zeigen ferner, welche Forschungslücken bestehen und weshalb substanzielle
Interventionsempfehlungen derzeit fehlen.