Mehrsprachigkeit auf internationalen wissenschaftlichen Kongressen

(gefördert von der Volkswagen-Stiftung)

Das Projekt untersucht die Praxis der Mehrsprachigkeit auf internationalen Kongressen natur- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Ausgewählt wurden Kongresse der Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Medizin, Psychologie, Geschichtswissenschaft und Philosophie. Es geht in dem Projekt um die Sprachenregelungen und die Sprachenpraxis auf den Kongressen, um Vortrags-, Diskussions-, Übersetzungs- und Publikationssprachen, um Verständnis- und Übersetzungsprobleme sowie sprachenpolitische Entscheidungen. Lange Zeit wurden internationale wissenschaftliche Kongresse mehrsprachig durchgeführt, wobei Englisch, Französisch und Deutsch vorherrschend waren. Untersucht wird, wie sich allmählich Englisch als einzige Kongresssprache durchsetzte und welche Vor- und Nachteile für die wissenschaftliche Kommunikation damit verbunden waren. Die Arbeit stützt sich auf Kongresspublikationen und umfangreiches Archivmaterial.

Abgeschlossene Projekte

Der Boykott gegen die deutsche Sprache in der internationalen Wissenschaftskommunikation nach dem Ersten Weltkrieg
(gefördert von der DFG)

Die Arbeit untersucht die Gründe für den Rückgang der deutschen Sprache in der internationalen Wissenschaftskommunikation nach dem Ersten Weltkrieg. Eine wichtige Rolle spielte dabei ein von den alliierten Akademien der Wissenschaften betriebener Wissenschafts- und Sprachboykott gegen die deutschen und österreichischen Wissenschaftler. Diese wurden von internationalen wissenschaftlichen Vereinigungen, Kongressen und Publikationen ausgeschlossen. Davon betroffen war auch die deutsche Sprache. Der Boykott wurde begründet mit der Machtpolitik der deutschen Wissenschaftler im internationalen Wissenschaftsbetrieb und mit ihrem chauvinistischen Verhalten im Krieg. Anhand von umfangreichem Quellenmaterial behandelt die Arbeit die internationale Wissenschafts- und Sprachenpolitik vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg in der Astronomie, Geophysik, Geodäsie, Geographie, Mathematik, Chemie und Medizin. Die Rivalitäten im internationalen Wissenschaftsbetrieb, die Motive und Instrumente des Boykotts, die Gegenaktionen, die Verhandlungen über die Wiederaufnahme der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und die Auswirkungen werden ausführlich geschildert.

Tongji-Universität in Shanghai. Dokumente zur Gründungsgeschichte

Anfang des 20. Jahrhunderts gründete die deutsche Regierung zusammen mit deutschen Ärzten in Shanghai 1907 die Deutsche Medizinschule für Chinesen und schloss dieser, unterstützt von der deutschen Wirtschaft, 1912 eine Ingenieurschule mit Lehrwerkstatt an. Eine Sprachschule bereitete die Schüler auf das deutschsprachige Fachstudium vor. Diese Deutsche Medizin- und Ingenieurschule für Chinesen in Shanghai war das erste große Projekt deutscher auswärtiger Sprach- und Kulturpolitik. Aus ihr ging später die renommierte Tongji-Universität hervor. Erstmals werden aus den Archiven Dokumente zur Gründungsgeschichte der Tongji-Universität veröffentlicht. Die Dokumente zeigen die Interessen, Vorbereitungen und Maßnahmen, die zur Schulgründung führten, die Einrichtungen und Lehrpläne sowie Erfahrungen und Konflikte im Schulbetrieb, die Schließung der Schule im Ersten Weltkrieg, die provisorische Weiterführung und schließlich den Wiederaufbau 1924 als chinesische Tongji-Universität. Deren technische Ausrüstung durch die deutsche Industrie und die Fortsetzung des deutschsprachigen Unterrichts bei deutschen Dozenten schufen Grundlagen für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit, die auch heute an der Tongji-Universität gepflegt wird.

Kontakt

PD Dr. phil. Roswitha Reinbothe

Universität Duisburg-Essen
Campus Essen
Geisteswissenschaften
Germanistik/Linguistik
Universitätsstr. 12
45117  Essen

roswitha.reinbothe@uni-due.de