Sprachbeschreibungen

Eva Lipkowski Sprache und Unterricht

Eine Beschreibung der deutschen Sprache für Lehrerinnen und Lehrer

Die Linguistik beschreibt ihre Kerngegenstände nach sprachlichen Ebenen, d.h. einzelne Aspekte sprachlicher Gestaltung wie Lautung, Schrift, Wort oder Satz werden gesondert betrachtet. Wie tiefenscharf solche Betrachtungen sind, hängt von den jeweiligen Zielender Darstellung ab. Ziel kann z.B. sein, eine möglichst genaue Deskription einer Sprache zu gewinnen. In diesem Fall werden alle sprachlichen Ebenen und ihre Verknüpfungen möglichst genau beschrieben. Andere Ziele können in der maschinellen Sprachbearbeitung ...

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Einordnender Blick auf die Sprachbeschreibungen

Die hier präsentierten Sprachbeschreibungen stammen aus einem Zeitraum, in dem die öffentliche und bildungspolitische Diskussion über Mehrsprachigkeit und Deutschlernen stark von migrationspolitischen Debatten geprägt war – auch als Folge der PISA-Ergebnisse im Jahr 2001. 

Aus heutiger Sicht ist es wichtig, diese Materialien mit einem reflektierenden Blick zu betrachten: Sie sollen nicht den Eindruck erwecken, dass bestimmte Erstsprachen oder sprachliche Biografien von neuzugewanderten Menschen eine grundsätzliche Hürde beim Deutscherwerb bzw. -lernen darstellen. Kinder und Jugendliche, auch neu zugewanderte, bringen vielfältige sprachliche Ressourcen mit, die als Potenziale zu verstehen sind – nicht als Defizite. Sprachliche Unsicherheit oder „Fehler“ sind auch im einsprachigen Kontext Teil des natürlichen Lernprozesses und keineswegs ein Indikator für ein Defizit.

In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass die jeweiligen Sprachbeschreibungen vor allem eine strukturlinguistische Herangehensweise betrachten, was die Wahrnehmung von getrennten Einzelsprachen verstärken kann. Mehrsprachige Individuen hingegen verfügen in der Regel über ein breites Spektrum an sprachlichen Ressourcen und bewegen sich mit Leichtigkeit in translingualen Sprachpraktiken, die über die isolierte Betrachtung einzelner Sprachen hinausgehen. Der Fokus sollte daher auf sprachlichen Vergleichs- und Verstehensprozessen und auf der aktiven Förderung von Mehrsprachigkeit als pädagogischer Ressource liegen. Deutsch ist eine erlernbare Sprache – wie jede andere auch. Die Vorstellung, es sei besonders schwer oder für bestimmte Gruppen schwerer zugänglich – bis hin zur Alltagsmetapher ‚Nullsprache‘ – ist nicht nur fachlich nicht haltbar, sondern auch pädagogisch problematisch.

Der Satz nach Polgar („Ich beherrsche die deutsche Sprache“), der in einigen Sprachbeschreibungen aus den 2010er Jahren vorkommt, soll aus heutiger Sicht verdeutlichen, dass auch neuzugewanderte Menschen die deutsche Sprache in vielfältiger Weise gebrauchen können – genauso wie alle anderen auch. Der Ausdruck „gehorcht mir nicht immer“ hingegen bringt eine universelle menschliche Erfahrung zum Ausdruck: Unabhängig davon, ob man einsprachig Deutsch, in einer anderen Sprache einsprachig oder mehrsprachig aufgewachsen ist, gehören Momente der Unsicherheit und des Ausprobierens zur Sprachverwendung dazu. Dies ist ein natürlicher Teil des Sprachgebrauchs, der nicht als Defizit gewertet werden sollte, sondern als Teil des dynamischen Prozesses des Lernens und der Kommunikation – insbesondere in (aber nicht nur) pädagogischen Räumen.

Hinweis

Einige Sprachbeschreibungen enthalten eingesprochene Beispiele zum Anhören. Um diese zu nutzen, öffnen Sie die Sprachbeschreibungen in einer geeigneten PDF-Software wie Adobe Reader, anstatt die Vorschau im Browser zu nutzen. Die Tonbeispiele können in der Vorschau in den meisten Webbrowsern nicht abgespielt werden.

Die Bereiche mit Tonbeispielen sind durch ein Lautsprechersymbol gekennzeichnet. Klicken Sie die entsprechenden Wörter oder Sätze direkt an, um diese anzuhören.

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Überblick zu sprachlichen Phänomenen

Außerdem finden Sie hier überblicksartige sprachvergleichende Ausführungen zu verschiedenen sprachlichen Phänomenen, die besondere Herausforderungen beim Spracherwerb darstellen.

Sven Oleschko Genus International

Mit dem Begriff des Genus wird das grammatische Geschlecht bezeichnet. In Sprachen mit Genussystem besitzt jedes Substantiv ein bestimmtes Genus. Im Deutschen wird das Genus des Substantivs dreifach unterschieden: Maskulinum, Femininum und Neutrum. Dabei ist das Genus am Substantiv selbst nicht (immer) direkt erkennbar (anders als beispielsweise in den romanischen Sprachen). Es gibt verschiedene Genussysteme. Das ...

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Erkan Gürsoy Komplexe Nominalgruppen im Deutschen und in weiteren Sprachen

Unter komplexen Nominalgruppen versteht man die mehrgliedrige Attributierung (Ergänzung, Erweiterung) eines Nomens durch Adjektive, Partizipien, Präpositional-sowie Genitivattribute und / oder Relativsätze wie z.B.: Die für Schüler schwer nachvollziehbare Aufgabenstellung des vergangenen Schuljahres aus dem Schulbuch, die die Lehrer damals ausgewählt hatten, ...

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Christoph Gabriel, Jonas Grünke, Claudia Schlaak Positiver Transfer aus dem Türkischen ins Französische?
Materialien zur individuellen Förderung des Ausspracheerwerbs

Trotz ihrer hohen gesellschaftlichen Relevanz wird migrationsbedingte Mehrsprachigkeit im schulischen Fremdsprachenunterricht noch immer weitgehend ausgeblendet.

 

Potenziale, die sich durch Ähnlichkeiten zwischen den Herkunftssprachen mehrsprachiger Lernender und den jeweiligen Zielsprachen ergeben, bleiben in der Regel ungenutzt. Um dem entgegenzuwirken, haben Christoph Gabriel (Mainz), Jonas Grünke (Mainz) und Claudia Schlaak (Kassel) eine Reihe von Materialien entwickelt, die das Ziel haben, türkisch-deutsche Lernende für Parallelen zwischen dem Türkischen und dem Französischen im Bereich der Aussprache zu sensibilisieren und so das positive Transferpotenzial der Herkunftssprache zu entfalten.

 

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Das IfSM Zentrum für Lehrkräftebildung Institut für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache