Osteonekrosen und Osteoregeneration
Den Hüftkopf erhalten
Ansprechpartner: Univ.-Prof. Dr. med. Marcus Jäger & Prof. Dr.-Ing. Wojciech Kowalczyk
Wenn ein Knochen nicht mehr ausreichend durchblutet wird, stirbt er ab. Diese schmerzende und bewegungsbeeinträchtigende Osteonekrose kann auch schon junge Erwachsene treffen. Ihre Gelenke können dabei soweit zerstört werden, dass ein künstlicher Gelenkersatz erforderlich wird. In einem interdisziplinären Forschungsprojekt der Universität Duisburg-Essen (UDE) wurde untersucht, ob sich für gelenkerhaltende und regenerative OP-Verfahren spezielle Operationsinstrumente und optische bzw. bildgebende Systeme entwickeln lassen. Ziel war, pathologische Prozesse innerhalb des Knochens gezielt und gewebeschonend ausräumen zu können.
Das Bundeswirtschaftsministerium förderte ein Vorhaben mit 175.000 Euro. Kooperationspartner waren Prof. Dr. med. Stefan Landgraeber von der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie der Universitätsklinik des Saarlandes unter der Leitung von Prof. Dr. Marcus Jäger (Lehrstuhl für Orthopädie und Unfallchirurgie) und Prof. Dr. Wojciech Kowalczyk vom Lehrstuhl für Mechanik und Robotik der UDE. Zusammen mit einem industriellen Kooperationspartner sollen Instrumente zur minimal-invasiven Behandlung von Knochenschädigungen entwickelt werden. Das mögliche Anwendungsspektrum umfasste neben Osteonekrosen auch die Diagnostik und Therapie gutartiger Tumore sowie Erkrankungen der Wirbelsäule.
Die Hüftkopfnekrose ist eine bedeutende orthopädische Erkrankung, deren genaue Ursache noch nicht abschließend geklärt ist. Sicher ist nur, dass sie für etwa ein Zehntel aller künstlichen Hüftgelenke verantwortlich ist. Mit den jetzigen Behandlungsmethoden kann selbst unter günstigsten Voraussetzungen nur bei maximal 70 bis 80 Prozent der Betroffenen das Gelenk erhalten werden, sofern die Diagnose rechtzeitig in symptomarmen Frühstadien gestellt wird. Deutlich bessere Heilungschancen versprechen sich die Wissenschaftler dadurch, dass die Nekrose gezielter und vollständiger ausgeräumt wird als bei den herkömmlichen OP-Methoden.
Im gemeinsamen Forschungsvorhaben sollte deshalb ein neues Instrumentensystem für die minimal-invasive Therapie entwickelt werden, das erstmals über einen flexibel steuerbaren Fräskopf verfügt einschließlich integrierter Optik für die Online-Visualisierung und Kontrolle während des Eingriffs. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Modellierung und numerische Berechnung des Knochens neben der geometrischen Simulation des auszuräumenden Areals. Außerdem sollte ein Software-Werkzeug erarbeitet werden, so dass der OP-Eingriff individuell für jeden Patienten im Vorfeld simuliert und optimiert werden kann.