Nachruf auf Prof. Dr. Walter Eberhard

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Nachruf auf Prof. Dr. Walter Eberhard

Unser wertgeschätzter Freund und Kollege, der Mathematiker Prof. Dr. Walter Eberhard, ist am 17. November 2023 nach längerer Krankheit im Alter von 87 Jahren verstorben. Wir betrauern mit seiner Familie diesen Verlust und so bleiben nur noch die vielfältigen, darunter auch manche schönen

Erinnerungen, die wir mit den Leser/n/innen teilen wollen.

Walter Eberhard wurde 1936 in Nieder-Weisel (Kreis Friedberg) in Hessen geboren, studierte von 1955 bis 1960 Mathematik und Physik an der Justus-Liebig-Universität im benachbarten Gießen und bestand 1960 das Staatsexamen in diesen Fächern. Anschließend folgte er seinem Lehrer Prof. V.G. Avacumovic an die RWTH Aachen, wo er ab August 1961 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Angewandte Mathematik der Kernforschungsanlage Jülich beschäftigt war und 1964 bei den Professoren  Müller und Avakumovic promovierte.

Durch die intensive Zusammenarbeit mit Ingenieuren an diesem Institut entstand bei Walter Eberhard und seinen Kollegen, insbesondere bei Prof. Dr. Helmut Neunzert, später am Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM in Kaiserslautern, die Idee zu neuen, fachübergreifenden Studiengängen wie Technomathematik und Wirtschaftsmathematik. Er hat sie damals alsbald an der Universität Duisburg eingeführt. Wo immer es später in der deutschen Mathematik-Community um Technomathematik ging, Prof. Dr. Eberhard wusste stets zielführende Ratschläge aus seiner Praxis zu geben.

1966 folgte Walter Eberhard seinem Mentor Avacumovic zur Philipps-Universität Marburg, wo er seit seiner Habilitation als Dozent H2- und H3-Professor beschäftigt war, bis er im Jahr 1976 einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Differentialgleichungen an der Universität-Gesamthochschule Duisburg annahm.

Es war ein Kennzeichen des Kollegen, dass er sein Fach Mathematik für die Anwendungen öffnete. Insofern war es für ihn immer wichtig, mit den Anwendern ins Gespräch zu kommen und darin zu bleiben. Hier wären u. a. der lokal in Duisburg ansässige Stahlkonzern Thyssen zu nennen, aber auch der Bankenbereich (z. B. Stiftung der Westdeutschen Landesbank) zu erwähnen.

Vor diesem Hintergrund entstanden auch der langjährige Duisburger Arbeitskreis DAMPF (Mathematik in Praxis und Forschung – in Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Industrie) sowie zahlreiche Kooperationsprojekte mit der Industrie. Gerne erinnert man sich noch der Tagungen im Physik-Zentrum Bad Honnef.

Zusammen mit anderen Kollegen gründete er die Zeitschrift ‚Results in Mathematics‘, zunächst bei Birkhäuser herausgegeben, heute Springer. Sein Arbeitsstil, mit jungen Wissenschaftlern auf Augenhöhe zu kooperieren, war beliebt und geschätzt, letztlich selbstverständlich, seine Empfehlungen zeichneten sich stets durch Pragmatismus aus.

In den Jahren 1995 bis 1999 diente er seiner Gerhard-Mercator-Universität als Rektor, nachdem er schon ab 1988 als Prorektor sein Engagement und seine Kompetenz unter Beweis gestellt hatte.

Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass er sich 2012 mit der Vereinigung der beiden Fachbereiche Mathematik in Essen und Duisburg nicht einverstanden erklären wollte. Das mag erklären, dass wir uns so gut wie nie in Essen treffen konnten.

Doch nicht allein der Mathematiker Walter Eberhard wird in unserer Erinnerung einen Platz behalten, es ist insbesondere Mensch und Christ, den wir nicht vergessen werden. Zu seinem Tod schrieb uns Helmut Neunzert - und wir können aus unserer Kenntnis nur zustimmen: Walters Kennzeichen war eine ungeheure Zuverlässigkeit: man konnte sich auf ihn unter allen Umständen verlassen. Er war ein „treuer Freund“, ein treuer Kollege und auch ein treuer Familienvater.

Er blieb zeitlebens auch ein treuer Doktorschüler von Avakumovic und hat lange Zeit Kontakt mit dessen Witwe und deren Kindern gehalten.  

Privat machte er gerne Musik, spielte mit meiner Frau (wir zitieren Kollegen Neunzert) immer die Bachflötensonaten, wobei er am Klavier saß; er paddelte gerne auf Flüssen und auf der Ostsee. Und in trüben Stunden, die ihm nicht erspart blieben, saß er fast jeden Tag am Krankenbett seiner Frau, als diese ein Jahr lang schwer erkrankt war.

Wir schließen in Wertschätzung für diesen Menschen: Wir werden ihn vermissen, aber nicht vergessen.

Gerhard Freiling (Wachtendonk), Günter Törner (Bottrop)