Nachruf auf Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Wefelscheid

Nachruf auf Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Wefelscheid

Mit Betroffenheit musste die Fakultät für Mathematik den Tod ihres wertgeschätzten Kollegen, Herrn Prof Dr. Dr. h. c. Heinrich Wefelscheid, zur Kenntnis nehmen. Kurz nach seinem 79. Geburtstag ist er für viele von uns überraschend verstorben.

Der Kollege Heinrich Wefelscheid gehörte seit 1976 zu den ersten, die den Fachbereich Mathematik an der damaligen Universität – Gesamthochschule – Duisburg aufbauten und profilierten. Er entstammte den berühmten Hamburger Geometrie-Schulen um Prof. Dr. Sperner und Prof. Dr. Karzel. Seine Dissertation bei Prof. Dr. Karzel beschäftigte sich mit der Vervollständigung von topologisch-algebraischen Strukturen. Seine Habilitation im Jahre 1972 widmete sich verallgemeinerten geometrisch-repräsentierten Koordinatenbereichen. Die Verzahnung von geometrischen und algebraischen Strukturen war lebenslang sein Forschungsthema.

Schon früh wurde sein Name mit der Herausgabe von mathematischen Forschungszeitschriften (Mitteilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg und schließlich auch die Zeitschrift ‚Results of Mathematics‘) und Editionen von gesammelten Werken, z. B. jenes von Edmund Landau, bekannt. Insofern wirkte er geraume Zeit auch in Duisburg als Leiter der Bibliothekskommission. Bücher waren seine Leidenschaft, der eigene Thales-Verlag ist ein Beleg.

Es gereicht ihm zu großer Ehre und Bewunderung, dass er nach der Herausgabe der Gesammelten Werke des namhaften Edmund Landau auch Restitutionsansprüche des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hauses nach der Wende in Berlin durchsetzen konnte. Dadurch standen ihm im Neubau am Pariser Platz 6a – direkt neben dem Brandenburger Tor – schließlich zwei Etagen zur Verfügung. Diesen ‚Salon‘ durfte die Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) viele Male für festliche Empfänge nutzen.

Es war ihm ein lebenslanges Anliegen, die Deutsche Mathematiker-Community mit den jüdischen Verfolgten zu versöhnen. Er konnte stolz sein, dass es ihm noch zuletzt gelungen war, den beiden Landau-Enkelinnen über die Jewish Claims Conference ebenfalls durch eine separate Restitution Genugtuung zu verschaffen. Durch seinen zweiten Wohnsitz in Berlin brachte er sich mit vielen Initiativen in die Schadow-Gesellschaft ein.

Der Schreiber stellt heraus, dass wir mit Heinrich Wefelscheid nicht nur einen engagierten Forscher im Fachgebiet ‚Geometrische Algebra‘ verloren haben, sondern darüber hinaus einen Wissenschaftler, der sich stets auch außerhalb der mathematischen Fachgemeinschaft in der kulturellen Öffentlichkeit ideenreich und geachtet einzubringen wusste – mit bleibenden und weithin sichtbaren Verdiensten.

Günter Törner