Data Champion: Lisa Schmitt

Lisa Schmitt
Foto: RUB / A. Wirsig

SFB/TRR 196: MARIELisa Schmitt: Warum gute Dokumentation so wichtig ist

Dr. Lisa Schmitt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Mikrosystemtechnik der Ruhr-Universität Bochum. Im Rahmen des SFB MARIE forscht sie an Mikroaktoren für MEMS-basierte Reflektorarrays und MEMS-Wellenleiter, fungierte als Sprecherin der Doktorandengruppe und arbeitet als PI für das Projekt S01 in der dritten Förderphase von MARIE. Für ihre wegweisende Nutzung des elektronischen Laborbuchs eLabFTW zur Dokumentation ihres wissenschaftlichen Prozesses wurde sie mit dem Data Champion Award ausgezeichnet. In unserem Interview spricht sie mit uns über die Wichtigkeit guter Dokumentation, wie ihr eLabFTW dabei hilft, und über die Notwendigkeit, Zeit in FDM zu investieren.

RDS: Herzlichen Glückwunsch zu deinem wohlverdienten Data Champion Award! Welche Dienste und Tools aus dem INF-Projekt nutzt du in deiner täglichen Forschungsarbeit?

LS: Ich arbeite hauptsächlich mit eLabFTW. Ich finde, das ist eine wirklich großartige Software. In der Mikrosystemtechnik arbeiten wir in verschiedenen Labors innerhalb des Reinraums, sodass es schwierig ist, auf physische Versuchspläne oder Flussdiagramme zuzugreifen – aber mit eLabFTW ist alles online. Man kann eLabFTW überall nutzen, im Büro oder im Labor, und man kann alles mit seinen Kolleg:innen teilen. Die Arbeit mit diesem Tool hat mir sehr gut gefallen; es hat es mir leicht gemacht, meine Flussdiagramme mit anderen im Team zu teilen.

RDS: Das ist toll. Du weißt sicher, wie schwierig es sein kann, Forschende davon zu überzeugen FDM-Tools zu nutzen, weil das sehr zeitaufwändig sein kann. Was hat dich überzeugt?

LS: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass es wirklich zeitaufwändig ist. Wir investieren viel Zeit in die Entwicklung, Herstellung und Charakterisierung unserer MEMS-Chips, wir veröffentlichen unsere Ergebnisse – und dann müssen wir uns noch um die Archivierung und Datenspeicherung kümmern. Aber ich halte gutes FDM für wichtig, denn wenn man gefragt wird, wie man seine Arbeit gemacht hat, sollte man auch noch Jahre später in der Lage sein, seinen Prozess zu erklären.

Am meisten hat mich überzeugt, dass zum Beispiel eLabFTW sehr praktisch ist. Es erleichtert die Datenverwaltung. Es gibt eine Suchfunktion, sodass man alles schnell wiederfindet. Handschriftliche Dokumentationen sind nicht immer zugänglich oder lesbar, und man muss jede Seite durchgehen, bis man die benötigten Notizen findet. eLabFTW wurde für MARIE im Rahmen des INF-Projekts eingeführt und war für mich die Lösung für ein Problem, das ich hatte.

RDS: Kannst du uns mehr darüber erzählen, wie du eLabFTW für die Dokumentation nutzt?

Mein PI, Professor [Martin] Hoffmann [Lehrstuhl für Mikrosystemtechnik an der RUB], sagt immer: „Notiert alles, was ihr tut.“ Wenn man bei der MEMS-Fertigung einen Parameter ändert, kann das zu ganz anderen Ergebnissen führen. Wir stellen Chips aus Wafern, einem Siliziumsubstrat, her, und unsere Chips durchlaufen mehr als zwanzig verschiedene Prozesse. Wenn wir nicht alles notieren, können wir Fehler nicht erkennen. Angenommen wir beginnen mit einem Wafer und sind mit den Ergebnissen zufrieden – zwei Monate später wollen wir wieder anfangen und müssen die genauen Schritte wiederholen, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen. Wenn wir nicht alles dokumentieren, was wir tun, müssen wir von vorne anfangen, und außerdem sind die Chips nicht vergleichbar.

Dafür verwenden wir in unserem Lehrstuhl standardisierte Flussdiagramme. Die Flussdiagramme sind in eLabFTW integriert und ich kann sie mit neuen Kolleg:innen teilen. Das macht alles viel einfacher, weil ich auch erfolglose Flussdiagramme weitergeben kann. Wenn jemand im Team etwas ausprobieren möchte, kann ich genau zeigen, warum es in der Vergangenheit nicht funktioniert hat. Mit eLabFTW kann man auch z. B. Mikroskopbilder hochladen und zu seinem Flussdiagramm hinzufügen, sodass man alle Daten an einem Ort hat.

RDS: Was sind deiner Meinung nach einige Hindernisse, die Forschende im Hinblick auf FDM überwinden müssen?

LS: Bei MARIE haben wir über das INF-Projekt Zugang zu FDM-Workshops, aber Zeit ist immer noch ein Problem: Wenn man als Forscher:in viel zu tun hat, sieht man vielleicht nicht die Bedeutung des Forschungsdatenmanagements, insbesondere Doktorand:innen. Sie haben ihr Projekt, sie arbeiten mit Projektpartnern zusammen, sie haben Laborarbeit, sie müssen für den Lehrstuhl arbeiten, sich um Studierende kümmern, sie wollen zu Konferenzen gehen und sie haben Deadlines einzuhalten. Und dann noch FDM zu machen, scheint viel verlangt zu sein, aber es ist so wichtig – vor allem, wenn man Daten teilen möchte.

RDS: Welchen Rat würdest du anderen in dieser Hinsicht geben?

LS: Es ist wichtig, offen für neue Tools zu sein und sie auszuprobieren. Als ich angefangen habe, eLabFTW zu nutzen, musste ich etwas Zeit investieren, um herauszufinden, welche Funktionen es gibt und wo ich sie finde, aber letztendlich spart man viel Zeit. Das Gleiche gilt für Nextcloud. Man investiert etwas Zeit, aber dadurch wird die Arbeit so viel effizienter.

Ich denke auch, dass wir alle vom Datenaustausch profitieren können. Einige Journals verlangen, dass Forschende ihre Rohdaten zusammen mit ihrem Paper veröffentlichen, damit andere darauf zugreifen können. Das wird die Wissenschaft voranbringen, weil wir alle effizienter arbeiten können und auch Menschen, die vielleicht keine Wissenschaftler sind, aber sich für das Thema interessieren, Zugang erhalten und vielleicht sogar neue Perspektiven einbringen können.

RDS: Vielen Dank für deine Zeit, Lisa!

LS: Vielen Dank für den Preis und für alles, was ihr im Rahmen des INF-Projekts geleistet habt!

Kontakt

Haben Sie Fragen? Schreiben Sie uns gern.

Zum Kontaktformular