Teilevaluation von ,,Demokratie leben!" Evaluation der Innovationsprojekte im Digitalen Raum

 

  • Prävention von Desinformation und Hass im Netz

  • Förderung digitaler Teilhabe und Kompetenzen    

 

Innovationsprojekte für Demokratie, Vielfalt und Extremismusprävention

Die Innovationsprojekte zielen auf die Entwicklung und Erprobung neuer Arbeitsansätze sowie innovativer Wege zur Zielgruppenerreichung. Sie sollen praxisorientiert konkrete soziale Räume und Orte der (politischen) Sozialisation ansprechen und auf gender- sowie diversitätssensiblen Konzepten basieren. In den drei übergeordneten Programmbereichen Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung und Extremismusprävention wird dabei jeweils zu verschiedenen Themenfeldern gearbeitet.

Demokratieförderung

Die Innovationsprojekte zur Demokratieförderung legen ihren Fokus auf die Stärkung demokratischer Strukturen in unterschiedlichen Themenfeldern: Konflikttransformation, Förderung in strukturschwachen Regionen, Umgang mit Demokratieskepsis, kreative Ansätze zur Demokratieförderung sowie digitale Teilhabe und Kompetenzen. Im Bereich Konflikttransformation werden Vorhaben unterstützt, die Konflikte als Impulse für positive Entwicklungen nutzen, Perspektivenvielfalt fördern und Fähigkeiten zur konstruktiven Konfliktbearbeitung in der Zivilgesellschaft sowie in Institutionen vermitteln. Projekte in strukturschwachen Regionen entwickeln innovative Strategien, um demokratisches Engagement zu fördern und bislang wenig aktive Bevölkerungsgruppen einzubinden. Zur Überwindung von Demokratieskepsis bieten sie niedrigschwellige Initiativen an, die das Vertrauen in demokratische Prozesse stärken sollen. Kreative Ansätze zielen darauf ab, Begeisterung für demokratische Werte zu wecken und die Beteiligung an demokratischen Prozessen zu fördern. Im Themenfeld digitale Teilhabe stehen Projekte im Mittelpunkt, die jungen Menschen Kompetenzen vermitteln, um sich sicher und verantwortungsvoll im digitalen Raum zu bewegen und sich aktiv in die digitale Gesellschaft einzubringen.

Vielfaltgestaltung

Die Innovationsprojekte zur Vielfaltsgestaltung setzen sich für die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen in den Themenfeldern gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF), Intersektionalität, Mehrfachdiskriminierung sowie das Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft ein. Projekte gegen GMF adressieren Diskriminierungserfahrungen marginalisierter Gruppen durch innovative Ansätze zur Prävention und Stärkung von Empowerment. Sie betrachten dabei sowohl persönliche als auch strukturelle Ebenen und beleuchten die politische Dimension von Diskriminierung. Im Themenfeld Intersektionalität stehen Projekte im Fokus, die die komplexen Wechselwirkungen verschiedener Diskriminierungsformen aufgreifen und präventive Ansätze in sozialen Kontexten wie Bildungseinrichtungen oder zivilgesellschaftlichen Organisationen erproben. Initiativen zur Förderung des Zusammenlebens in der Migrationsgesellschaft schaffen Dialogräume und Perspektivwechsel und entwickeln Beteiligungsformate für unterrepräsentierte Gruppen, beispielsweise für Schutzsuchende oder neu Zugewanderte.

Extremismusprävention

Die Innovationsprojekte zur Extremismus Prävention entwickeln Innovationsprojekte Strategien zur Bekämpfung verschiedener Extremismusformen, darunter Rechtsextremismus, islamistischer Extremismus, Linksextremismus sowie Verschwörungsdenken und Desinformation. Ziel ist es, extremistische Denk- und Handlungsmuster frühzeitig zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und demokratische Werte zu stärken. Darüber hinaus wird der Fokus auf die Bekämpfung von Hassrede und Fehlinformationen im Internet gelegt, um digitale Zivilcourage zu fördern und die Sensibilität für manipulative Inhalte zu erhöhen. Projekte in diesem Bereich tragen zudem zur präventiven Arbeit in spezifischen Kontexten wie Strafvollzug oder Bewährungshilfe bei und entwickeln innovative Ansätze zur Deradikalisierung und Resozialisierung.

Innovationsprojekte im Digitalen Raum

Die Innovationsprojekte im Digitalen Raum umfassen zwei Themenfelder aus den Programmbereichen „Demokratieförderung“ und „Extremismusprävention“:

1. Themenfeld Digitale Teilhabe und Kompetenzen (Programmbereich Demokratieförderung): Politisches Engagement verlagert sich zunehmend in den digitalen Raum, der insbesondere für junge Menschen eine zentrale Rolle in der politischen Sozialisation spielt. Allerdings mangelt es häufig an den nötigen Kompetenzen, um sich dort konstruktiv einzubringen. Viele Menschen ziehen sich zurück, da digitale Räume oft wenig förderlich für offenen, demokratischen Austausch sind. Gleichzeitig bietet das Internet großes Potenzial, neue Zielgruppen für die Demokratieförderung zu erreichen, etwa im Bereich Gaming.

Die Innovationsprojekte im Themenfeld Digitale Teilhabe und Kompetenzen sollen deshalb dazu beitragen, den digitalen Raum zu einem inklusiven und demokratischen Ort zu machen, der ohne Hass und Hetze auskommt. Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürger zu befähigen, die Chancen der digitalen Teilhabe aktiv zu nutzen und sich demokratisch zu engagieren.

2. Themenfeld Prävention von Hass im Netz und Desinformation (Programmbereich Extremismusprävention): Die Verbreitung von Hass und Desinformation im Netz führt zu Verunsicherung, verstärktem Schweigen betroffener Gruppen und sogar physischen Angriffen. Besonders junge Menschen sind täglich mit diesen Phänomenen konfrontiert, verfügen jedoch oft nicht über die nötigen Kompetenzen im Umgang damit. Diese Entwicklungen fördern politische Polarisierung und Radikalisierung. Die Zivilgesellschaft benötigt innovative Unterstützung, um gegen solche Angriffe vorzugehen.

In diesem Kontext sollen die Innovationsprojekte im Themenfeld Prävention von Hass im Netz und Desinformation die Nutzerinnen und Nutzer im Umgang mit Hass im Netz und Desinformation stärken. Hierbei werden Methoden der digitalen Zivilcourage, Moderation und Sensibilisierung entwickelt, um Hass zu erkennen und ihm entgegenzuwirken. Zudem werden Betroffene im Umgang mit Hass unterstützt und Beobachter befähigt, aktiv Hilfe zu leisten. Die Projekte gehen auf spezifische Herausforderungen wie Misogynie oder KI-basierte Desinformation ein und schaffen Angebote zur Förderung demokratischer Medienkompetenz, die das Vertrauen in seriöse Informationen wiederherstellen.

Wissenschaftliche Begleitung: Evaluation des Bundesprogramms

Die Evaluation des Bundesprogramms ‘Demokratie leben!’ dient der Überprüfung und Unterstützung der gesetzlich festgelegten Ziele des Programms. Gleichzeitig sind die dynamischen Entwicklungen in Sozialisationskontexten und die technischen Fortschritte so einzubeziehen, dass sich ‘Demokratie leben!’ als lernendes Programm fortentwickelt und kontinuierlich an neue Herausforderungen anpasst. Die Evaluation umfasst daher nicht nur eine summative Bewertung der Wirksamkeit der Maßnahmen, sondern auch eine formative Begleitung zur gezielten Weiterentwicklung der Maßnahmen. Insgesamt evaluieren neun Teams die Innovationsprojekte in den verschiedenen Themenfeldern.

Evaluationsauftrag zum Programmbereich Digitaler Raum: Die Rolle der UDE

Durch die Förderung von Innovationsprojekten zu Herausforderungen des Digitalen Raums ermöglicht ‘Demokratie leben!’ (2025-2028) Bildungsträgern und zivilgesellschaftlichen Akteuren die Erprobung von neue Strategien zum Aufbau politikbezogener digitaler Kompetenzen sowie zum Umgang mit Hass, Desinformation und Extremismus im Internet.

Als wissenschaftliche Begleitung untersucht die Universität Duisburg-Essen sowohl die geförderten Innovationsprojekte als auch die Arbeit in den beiden Themenfeldern in ihrer Gesamtheit.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Beratung der Projekte. Während die Evaluation für ausgewählte Projekte umfassende Einzelevaluationen durchführen, wird für alle Projekte ein multimethodisches Angebot zur Selbstevaluation zur Verfügung gestellt, das eigenständige Reflexion ermöglicht und die Vernetzung mit anderen Projekten fördert.

Wirkungsevaluation von ausgewählten Projekten

Im Rahmen der Einzelevaluation ausgewählter Projekte legen wir Kriterien für die Projektauswahl fest. Im Dialog mit den Projekten entwickeln wir detaillierte Theories of Change, vereinbaren Evaluationsdesigns und wählen geeignete Befragungsinstrumente aus. Anschließend führen wir quantitative und qualitative Erhebungen durch, die sowohl die Umsetzung als auch die angestrebten Wirkungen der Projekte aus verschiedenen Perspektiven erfassen. Die Ergebnisse kommunizieren wir an die geförderten Projekte, um ihre Weiterentwicklung zu unterstützen.

Selbstevaluationsangebot

Das Selbstevaluationsangebot für alle Projekte im Programmbereich umfasst die Bereitstellung einer Lernplattform mit Evaluationsmodulen und unterstützendem Material sowie die Organisation von Lernwerkstätten zur Professionalisierung der Akteure, einschließlich methodischer und inhaltlicher Unterstützung sowie Vernetzungsaktivitäten. Zusätzlich bieten wir Einzelkonsultationen für projektspezifische Beratung an, etwa zur Gestaltung von Befragungsinstrumenten oder zur Datenanalyse. Abschließend erfolgt eine integrierte Auswertung der Ergebnisse aus Plattformbeiträgen, Umfragen und gruppeninternen Prozessen zur Dokumentation projektübergreifender Erkenntnisse.

Projektzeitraum

  • Projektstart: 01.01.2025
  • Projektende: 31.12.2028

Projektteam der Universität Duisburg-Essen, AG Educational Research and Schooling

  • Prof. Dr. Hermann Josef Abs
  • Eva Anderson-Park
  • Lucy Huschle
  • Dr. Marcus Kindlinger
  • Lisa Walter

Projektpartner in der Evaluation von ,,Demokratie leben!" 2025-2028

Aufgabenbereich

Verantwortliche Organisation

Koordination der Projektpartner  
Geschäftsstelle Ramboll Management Consulting GmbH
Evaluation der Programmbereiche  
Partnerschaften für Demokratie Insitut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) e. V.
Landes-Demokratiezentren Deutsches Zentrum für Integrations- & Migrationsforschung (DeZIM) e. V.
Entwicklung einer bundeszentralen Infrastruktur Deutsches Jugendinstitut (DJI) e. V.
Prävention in Strafvollzu gund Bewährungshilfe Deutsches Jugendinstitut (DJI) e. V.
Innovationsprojekte ,,Demokratieförderung" Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften // ProVal GbR
Innovationsprojekte ,,Extremismusprävention" Camino - Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH
Innovationsprojekte ,,Vielfaltgestaltung"  Deutsches Zentrum für Integrations- & Migrationsforschung (DeZIM) e. V.
Innovationsprojekte ,,Digitaler Raum" Universität Duisburg-Essen, AG Educational Research and Schooling

Jüngste Arbeiten aus der AG Educational Research and Schooling mit Bezug zum Digitalen Raum:

  • Huschle, L., Kindlinger, M., Abs, H. J. (2024). Personal Responsibility and Beyond. Developing a Comprehensive Conzeptualization of Digital Citizenship Competences. In: Weizenbaum Journal of the Digital Society, 4. https://doi.org/10.34669/wi.wjds/4.4.5
  • Kindlinger, M. & Abs, H. J. (2024). Wie lässt sich digitalisierungsbezogene politischeBildung standardisiert evaluieren? Perspektivenvielfalt als Herausforderung undChance. In: Peace Research Institute Frankfurt (Hg.): PrEval Monitor 2024.Extremismusprävention, Demokratieförderung und politische Bildung durchEvaluation stärken. Ergebnisse und Empfehlungen aus dem PrEval-Netzwerk, S.101-105. https://preval.hsfk.de/fileadmin/PrEval/PrEval_Monitor_2024.pdf
  • Kindlinger, M. & Hahn-Laudenberg, K. (2025). ChatGPT – Herausforderungen derschulischen Demokratiebildung. In: Pädagogische Rundschau 6/2024
  • Welsandt, N. J., Huschle, L. P., Drossel, K., Deimel, D., Abs, H. J. (2024). Digitalisierung: Mediennutzung von Jugendlichen zu sozialen und politischen Fragen, schulische Aktivitäten und Lehrkräftefortbildungen. In: H. J. Abs, K. Hahn-Laudenberg, D. Deimel und J. F. Ziemes (Hg.): ICCS 2022. Schulische Sozialisationund politische Bildung von 14-Jährigen im internationalen Vergleich: Waxmann, S.239–256. https://www.pedocs.de/volltexte/2024/29150/pdf/Abs_et_al_2024_ICCS_2022.pdf

Für weitere Informationen besuchen Sie gern die Website von Demokratie leben!: 

Startseite - Bundesprogramm "Demokratie leben!"