Machbarkeitsstudie: Monitor politische Bildung
Machbarkeitsstudie: Monitor politische Bildung Machbarkeitsstudie: Monitor politische Bildung
Im Rahmen des Verbundprojekts Machbarkeitsstudie für einen Monitor Politische Bildung werden die fachlichen und statistischen Voraussetzungen untersucht, unter denen ein periodischer Bericht zur politischen Bildung in Deutschland etabliert werden kann. Ein solcher datenbasierter und kriteriengeleiteter Monitor soll Informationen über die Situation der politischen Bildung in verschiedenen Sektoren liefern. Ziel ist dabei unter anderem die Ermöglichung evidenzbasierter Entscheidungen für wirksame Verbesserungen in der Bildungspolitik und -praxis. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen der Universitäten Bielefeld, Göttingen und Köln durchgeführt. Am Standort Essen liegt ein besonderer Fokus auf der politischen Bildung an der Hochschule.
Verantwortliche an der UDE
Prof. Dr. Hermann Josef Abs
Dr. Daniel Deimel (2025)
Lucy Husche M.A. (2021-2025)
Was ist der Hintergrund des Projekts?
Die Bedeutung politischer Bildung für die Entwicklung und Stabilisierung demokratischer Gesellschaften ist angesichts weltweit zunehmender autoritärer Tendenzen und des Vertrauensverlusts in etablierte Demokratien größer denn je. Politischer Bildung wird zunehmend eine Kriseninterventionsfunktion zugesprochen, doch fehlen oft notwendige Verbesserungen in personellen, strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, bedarf es einer systematischen Betrachtung der Strukturen politischer Bildung, die politische, administrative und zivilgesellschaftliche Akteure mit einer evidenzbasierten Grundlage unterstützt.
Bislang fehlt eine solche wiederkehrende Berichterstattung zur politischen Bildung in Deutschland. Obwohl einige punktuelle Studien vorliegen, wird in der (bildungs-)öffentlichen Debatte häufig ein Mangel an Evidenz beklagt.
Was ist ein ‚Monitor politische Bildung‘?
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Machbarkeitsstudie für einen Monitor politische Bildung“ wird an der Entwicklung eines wiederkehrenden Berichts zur politischen Bildung in Deutschland gearbeitet. Ziel dieses Berichts ist es, erstmalig datenbasiert und kriteriengeleitet die politische Bildung in unterschiedlichen Bildungsbereichen umfassend zu analysieren. Die Basis dafür bilden Indikatoren, die aus regelmäßigen Datenerhebungen gewonnen und in Zeitreihen analysiert werden, um Entwicklungen langfristig nachvollziehen zu können. Betrachtet werden
- allgemein- und berufsbildende Schulen,
- Hochschulen,
- die zweite und dritte Phase der Lehrkräftebildung
- sowie der außerschulische Bereich.
Das Projekt legt den Fokus auf die Bereitstellung und Aufbereitung relevanter Daten, die institutionellen Akteuren eine evidenzbasierte Reflexion und Steuerung politischer Bildungsprozesse ermöglichen. Dabei soll nicht nur ein Einblick in aktuelle Entwicklungen gegeben werden, sondern auch bestehende Datendefizite sichtbar gemacht und vertiefende Studien angestoßen werden. Mit diesem systematischen Ansatz trägt der Monitor dazu bei, politische Bildung transparenter und gezielter gestaltbar zu machen und ihre Bedeutung als zentrales Element demokratischer Gesellschaften hervorzuheben.
An wen richtet sich der Monitor politische Bildung?
Der Monitor richtet sich besonders an die Akteure, die politische Bildung gestalten: Träger schulischer und außerschulischer Angebote, Forscher*innen, bildungspolitische Entscheider*innen, Verwaltungsmitarbeitende und zivilgesellschaftliche Organisationen. Bildungspolitischen Entscheider*innen bietet der Monitor evidenzbasierte Reflexions- und Steuerungsmöglichkeiten, während er Projektträger des Feldes dabei unterstützen kann, ihre Programme gezielt weiterzuentwickeln. Darüber hinaus regt der Monitor durch die Identifikation von Datenlücken weiterführende empirische Studien und Analysen zur politischen Bildung an und trägt so zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung des Fachbereichs bei.
Was untersucht die Machbarkeitsstudie?
Die Machbarkeitsstudie prüft nicht nur, welche Daten und Indikatoren aktuell verfügbar sind, sondern auch, wo es noch Lücken gibt und wie diese geschlossen werden können. Konkret geht es darum:
- wichtige Aspekte politischer Bildung zu definieren, die abgebildet werden sollten,
- existierende und potenziell nutzbare Datenquellen zu identifizieren,
- die Machbarkeit einer regelmäßigen Datenerhebung und Indikatorenkonstruktion einzuschätzen.
Wie gestaltet sich das Forschungsdesign der Machbarkeitsstudie?
Die Studie identifiziert für jeden der vier Bildungsbereiche zielgruppenspezifische Informationsbedarfe und prüft relevante – einschlägige, repräsentative und wiederkehrende quantitative – Daten. Diese betreffen:
- Institutionelle und personelle Voraussetzungen wie räumliche Nähe zu Angeboten oder Qualifikationen der Lehrenden.
- Bildungsprozesse, z. B. Lernzeiten für politische Bildung oder die Bildungsbeteiligung.
- Ergebnisse, darunter politisches Wissen und Engagement.
Ziel ist es, zentrale Aspekte zu bestimmen, die in einem künftigen Monitor politische Bildung berücksichtigt werden sollten, um eine datenbasierte Grundlage für die Weiterentwicklung dieses wichtigen Bildungsbereichs zu schaffen.
Wie wird politische Bildung an Hochschulen umgesetzt?
Im Verantwortungsbereich des UDE-Teams liegt der Bildungsbereich Hochschule, der nahtlos an den Bildungsbereich Schule anknüpft und eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung einer informierten und engagierten Bürgerschaft einnimmt: Einerseits werden hier Lehrkräfte für politischen Fachunterricht ausgebildet, andererseits erwerben zukünftige außerschulische politische Bildner*innen hier relevante Qualifikationen. Über diese formalen Lehrangebote und Forschung hinaus bilden Hochschulen einen institutionalisierten Ort zur Reflexion und Weiterentwicklung von politischer Bildung. Studierende werden politisch geprägt, sei es durch politisches Engagement auf dem Campus (informelles Lernen) oder durch die Teilnahme an Veranstaltungen zur politischen Bildung (non-formale Bildung).
Während im Bericht auch die allgemeine politische Bildung für alle Studierenden berücksichtigt wird, liegt der Schwerpunkt der Untersuchung auf der akademischen Ausbildung zukünftiger Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der politischen Bildung. Dabei richtet sich der Fokus bisher insbesondere auf die Lehrkräfte für schulische politische Bildung, einschließlich ihrer institutionellen, inhaltlichen und organisatorischen Grundlagen, Ressourcen und Ergebnisse. Die Hochschule übernimmt hier eine zentrale Funktion, indem sie sicherstellt, dass genügend Lehrpersonal mit der erforderlichen Qualifikation für den Schulbereich ausgebildet wird.
Indikatorenbildung
Auf der Ebene der Gelegenheitsstrukturen werden z. B. strukturelle und finanzielle Voraussetzungen sowie Inhalte der Multiplikator*innenbildung untersucht. Auf der Prozessebene erfolgt die genauere Betrachtung der Studierenden selbst (soziodemografische Merkmale, Haltungen, Abbruchsintentionen u. v. m). Auf der Ergebnisebene werden Indikatoren zu Abschlüssen oder der Einfluss der hochschulischen politischen Bildung auf das Engagement und das politische Interesse der Studierenden realisiert.
Laufzeit
- Projektstart: 01.10.2021
- Voraussichtliches Projektende: 31.12.25
- Veröffentlichung des Projektberichts: 10.06.2025
Weitere Projektpartner
| Universitäten | Fakultät/Institut | Projektpartner |
| Universität zu Köln | Institut für Sozialwissenschaften |
Prof. Dr. Tim Engartner Marie Heijens |
| Universität Bielefeld | Fakultät für Soziologie |
Prof. Dr. Reinhold Hedtke Dr. SImon Niklas Hellmich Linda Burgholte |
| Goethe-Universität Frankfurt am Main | Institut für Politikwissenschaft |
Prof. Dr. Monika Oberle Patrick Geloneck Louise Ohlig |
Finanzielle Förderung
Das Projekt wird als ,,Modellprojekt" von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
Link zur projekteigenen Seite
Machbarkeitsstudie Monitor politische Bildung
Berichtsband
Pilotmonitor politische Bildung
Weiterführende Literatur
Abs, H. J., Engartner, T., Hedtke, R. Oberle, M., Geloneck, P., Heijens, M., Hellmich, N., Hulkovych, V., Huschle, L. & Wasenitz, S. (Hrsg.). (im Druck). Pilotmonitor politische Bildung. Indikatoren zur datengestützten Berichterstattung. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
Abs, Hermann Josef/Engartner, Tim/Hedtke, Reinhold/ Oberle, Monika et al. (2024). Entwicklung eines Monitorings für die politische Bildung in Deutschland. In: Albers, Andrea/ Jude, Nina (Hrsg.). Blickpunkt Bildungsmonitoring – Bilanzen und Perspektiven. Juventa Verlag: Weinheim, S. 241-263. URL: https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/95800